Vorurteile bei System X

Immer wieder wenn ich sage ich leite gern Cthulhu verdrehen viele Leute die Augen und sagen Dinge wie:

“Ach lässt du gerne die Charas sterben”
“Das ist doch nur für Wahnsinnige”
“Toll in der ersten Runde vom Nyarlatothep gefressen”
“Ätzend, habe ich nur schlechte Erfahrungen mit gemacht”

Mag ja sein, dass viele Spieler schlechte Erfahrungen gemacht haben, aber warum sich dem Spiel derart verweigern? Warum alles direkt verteufeln und keine Chance geben?
Ich habe auch Systeme gespielt, bei denen ich irgendwann festgestellt habe, dass ich sie nicht mag - bei mir zb Shadowrum. Dennoch gebe ich dem System die Chance, vielleicht war der DM nicht so meins oder die anderen Spieler, vielleicht gab es zu viel Regelfuchserei oder das Regelwerk war Mist, wer weiß. Ich halte es für generell möglich, dass Shadowrun mir Spaß machen könnte.

Warum ist das bei Cthulhu so schwierig, bzw so oft?
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Habt ihr auch ein System, das ihr nicht mögt und denkt vielleicht darüber nach dem nochmal eine Chance zu geben?

Das ist halt immer so eine persönliche Sache wie viele Kompromisse man eingehen möchte. Oder wie voll das Fass gerade ist. Im Moment hab ich zum Beispiel null Lust D&D zu spielen. Schon gar nicht auf Level 1 anfangen. Aber wenn jetzt die richtigen Leute kommen oder sich spontan etwas ergibt, spielt man halt trotzdem wieder. Oder SLs die jede Sitzung mit den Worten ‘haha, ihr werdet alle sterben’ beginnen, gehen mir ziemlich auf den Keks.

Cthulhu hab ich selbst noch nicht gespielt, es steht so ein bisschen auf der Liste, dass man es doch mal ausprobieren sollte. Da Cthulhu durchaus einen gewissen Kultstatus hat. Allerdings hab ich mich nie so darum bemüht, da ich persönlich mit Horror nicht so viel anfangen kann weder Film noch Buch noch Tagträumen oder eben Rollenspiel.

Andere Vorurteile gibt es natürlich: Vampire spielen nur irre Emos, bei DSA ist jeder kleinste Winkel der Welt beschrieben, Midgard ist das älteste Rollenspiel Deutschlands und so spielt es sich auch, Shadowrun ist Dungeon Crawl mit Ballern…
Wie die meisten Vorurteile haben sie ihren wahren Kern und müssen dennoch nichts heißen. ?

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Mag vielleicht ein unglückliches Beispiel sein, aber in meinen Augen hat das etwas mit dem “Hand auf heißer Herdplatte legen” zu tun. Man hat mit dem Spiel eine negative Erfahrung machen müssen, die so gar nicht zu unseren Werten/Denken/Charakter passt (abstrakt also Schmerzen zufügt), dass man es schlichtweg nicht erneut erleben will.

Ich gebe zu, dass ich mich in Ihrem Posting selber wiedergefunden habe: Ich hatte mit einigen Menschen einmal Vampire gespielt, meine Mitspieler fanden es lustig und toll, irgendwelche NSCs zu foltern bzw eine 14jährige zu vergewaltigen. Weil ich mich darüber echauffiert habe, wurde ich auch noch angepatzt, weil: Ist doch alles nur imaginär und passiert doch nicht wirklich.
Für mich war aber das Imaginäre der Grund, warum ich viele Jahrzehnte immer wieder gesagt habe: Vampire ist ein Spiel, was ich nie wieder spielen will!

Inzwischen habe ich mich aber auch mit Vampirespielern unterhalten, die mir erklärten, dass es einfach von den Spielern damals dumm war, was sie gemacht haben. “Jugendlicher” Leichtsinn, irgendwo auch Grenzen ausloten, in wie weit man mit seiner Fantasie gehen kann. Mit dem System selber hat es nichts zu tun.
Zugegeben, ein bisschen skeptisch bin ich immer noch, aber ich weigere mich zumindest nicht mehr hartnäckig, es zu spielen.

Bei der Gelegenheit: Ich lehne mich einmal weit aus dem Fenster und wage zu behaupten, dass es nicht unbedingt Vorurteile sind, die dafür sorgen, dass man ein System meidet oder zumindest mit Skepsis begegnet. Ich glaube, dass es gar nicht mal wenige Spieler sind, die sich nicht trauen, auf neuen Pfaden zu wandeln. Sie haben etwas Bewährtes, an dem sie sich festhalten, vielleicht kommen auch Sprüche zu einem System, die Hexe als Beispiele gepostet hat, was ebenfalls dafür sorgt, dass man “das Neue” meidet.

Ich bin jedenfalls ganz bei Ihnen, Sumiya: Ich finde ein solches Verweigern auch sehr schade. In meinen Augen schadet es nicht, über den Tellerrand zu schauen, trotz der Vorurteile. Meine Wenigkeit gehört halt zu den Menschen, die sagen: Woher soll ich wissen, was mir gefällt, wenn ich es nicht ausprobiert habe.

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Bei mir sind es keine Vorurteile: ich habe einfach ein Spiel gefunden, dessen System und Genre meinen Nerv besser treffen als die der anderen ^^

Ich hatte aber auch schon Spieler in meinen Schnupperrunden, die meinten, dass sie mich als SL super finden, aber dem Spiel an sich nicht viel abgewinnen können. Ist in vielen Fällen auch einfach Geschmackssache und ich denke, dass da die Grenzen mit Vorurteilen oft verschwimmen und sich alles zu einem gewissen Grad gegenseitig beeinflusst.

Also bei mir waren waren es die Erfahrungen von manchen Systemen, die mich soweit abgeturnt hatten. Welche Systeme ich momentan nicht so mag sind

Die, the RPG
Dieses Systen beschäftigt sich sehr viel mit Konflikten zwischen Spielern und GM. Die Prämisse ist schon interessant, aber da gab es keine Story dahinter. Das Spiel lebte nur davon, dass die Spieler Szenen erstellen, um die Traumata ihrer Vergangenheit zu konfrontieren. Das ist die Bedingung für das letzte “Duell” gegen den Meister.

The One Ring
Irgendwie kommt mir dieses System unnötig kompliziert vor, aber womöglich lag es an meiner Gruppe damals.

Band of Blades
Dieses Spiel nervte mich mit der Stress-Mechanik so stark. Sobald man da ins Hintertreffen geraten ist, kommt man aus der Abwärtsspirale kaum raus. Und die Möglichkeit Stress zu reduzieren, ist viel schwieriger bzw. begrenzter als z. B. in Blades in the Dark.

Was Cthulu angeht, so bin ich super interessiert an den Mythos und würde CoC gerne mal spielen oder leiten. Ein Freund hat mir zu meinen Geburtstag das Regelwerk zu CoC geschenkt. Da ich aber zur Zeit so beschäftigt mit dem Leiten von DnD bin, kam ich leider noch nicht dazu mich einzuarbeiten. ?

Bei mir sind es vor allem eigene Überlegungen und Vorlieben und persönliche Begegnungen, die meine “Abneigung” gegen manche Systeme begründen.

Um DSA habe ich ewig einen riesen Bogen gemacht, weil meine erste SL davon ausgegangen ist, dass ich, als kurzfristiger Quereinsteiger, seine Interprätation der Spielewelt und die daraus resultierenden Konsequenzen kenne. Keine Session 0, keine Regeleinführung, nix. Weitere Begegnungen mit DSA-Leuten waren von fanatischer Schrifttreue zu den Regelwerken und dem aventurischen Boten geprägt. No thanks. Mittlerweile kenne ich auch da eine deutlich größere Bandbreite und spiele in meinen zwei DSA-Runden sehr gerne. Die Masse an detailliertem Reglement ist zu einem optionalen Kabelsalat geworden, der gelegentlich auch mal liegen bleiben kann - es sein denn, ich will das Risiko eingehen, das die SL diesen ebenso nutzt :wink:

Cthulhu mag ich nicht, weil ich dieser “das große und allmächtige Böse will alles verschlingen” Sache so richtig gar nix abgewinnen kann. Ja, das gibt’s auch in DSA und Shadowrun, ich weiß. In DSA wurde ich damit noch nicht so intensiv konfrontiert (hoffe, meine SL lässt das außen vor, obwohl wir Borbarad und G7 spielen), und in SR habe ich als SL diesen Fakt ebenso ignoriert wie die Naniten-Persönlichkeiten.

Bei Fate und 7th Sea behagen mir die Würfelmechanik und die Wechselwirkung zwischen freiem Erzählen und eindeutigen Zahlen nicht. Das ist mir interprätativ zu unsicher, da ich nie weiß, ob die SL das jetzt so versteht wie ich es mir gedacht habe und dieser Umstand den Unterschied zwischen einem guten oder lächerlichen Würfelpool machen kann. In solchen Situationen neige ich dazu, mit der SL diskutieren zu wollen, was wiederum den Spielfluss stört.

Ich rede diese Systeme nicht schlecht, ich beschließe lediglich, meine Zeit in andere zu investieren, bei denen ich mich wohler fühle.

Außerdem denke ich, viele der Vorurteile haben einen ähnlichen Ursprung wie bei Fußballfans und konkurrierenden Clubs. Trekkies und Warsies. Crocs und Birkenstock. Was weiß ich. Manche Menschen brauchen einfach ein Feindbild, damit sie sich einer Gruppe zugehörig fühlen können. Gibt ja sogar eine recht harte Front bei D&D zwischen 3.5 und 5e. Ähnliches bei Shadowrun, wobei da gefühlt jede Edition ihre eigenen fanatischen Anhänger hat.

cul8r, Screw

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Persönlich geschrieben bin ich zwar gelegentlich willig, für mich neue Settings/Systeme auszuprobieren. Aber zugegeben braucht das meist eine gute & gut funktionierende Kombi von Interessenanreiz & Gruppenkonstellation.
Wenn für mich eine Gruppe/Setting/System/Tagesform dann auch noch “versagt” hat, fällt es mir natürlich schwerer, mich nochmal damit zu befassen. Besonders, wenn es mein Ersteindruck war. Während am anderen Ende meines Bereiches von Rollenspielen, die ich nicht mehr spielen werde die sind, bei denen es ein persönliches Problem ist. Darunter fallen z.B. alle WoD-Systeme inklusive CoC aber exklusive Werewolf (und nein, hat nix mit meinem Namen zu tun).
Und Ja, das von Screw erwähnte Verhalten ‘Feindbild’ macht es so viel leichter, sich mit Etwas nicht zu beschäftigen, was einem schwer fällt. Damit auch leichter, ein/mehrere Rollenspiele direkt von Anfang an abzulehnen.

Meine Meinung & Beobachtung ist, daß die Hauptgründe die Folgenden sind:
Die vergleichsweise hohe “Verschleißrate” von Charakteren. Die Tiefe des persönlichen Horrors, welche oft angestrebt wird. Der Ruf bzw. das Klischeé davon in Referenz zu den Werken von Lovecraft. Sowie die Intensität von Themen wie Hoffnungslosigkeit, Wahnsinn, Körperhorror & Unbegreiflichkeit.
(Es gibt einen Grund, warum als Beispiel der Manga wie auch der Animé ‘Shōjo Tsubaki’ in über 200 Ländern/Nationen indiziert ist bzw. war.)

Oh, absolut! Zu eigentlich jedem System, was ich jemals egal wo erwähnt oder angeboten habe. Egal ob es etwas Klassisches wie D&D oder Shadowrun war, etwas Neueres wie Tails of Equestria oder Dread, oder etwas Experimentelles oder Eigenkreiertes. Irgendwann war letztlich doch ein Jemand dabei, welches sich wegen einem oder mehrerer Aspekte der Runde und/oder dem Setting oder/und System grundsätzlich verweigert hat.

Mhm, da gibt es tatsächlich ein paar:
Contact, Das Schwarze Auge (alle Editionen nach der zweiten), Das Land Og, Dea’Nura, Dread, InSpektres, Ratten, Titans,…

Anekdotische Nebenanmerkung:
Besonders albern-unnachvollziehbar fand ich die Situation, wo sich jemand dem (Brett)Spiel Lords of Waterdeep verweigert hat. Denn, Zitat: “Da steht Dungeons & Dragons drauf und Rollenspiele sind mir zu viel/kompliziert/spiele ich nicht/Spielregellos.” Der alberne Moment begann nach der Erklärung, daß das Spiel kein RPG ist, sondern nur thematisch mit D&D zu tun hat. Und sich das Leut weiterhin mit der Begründung “D&D = RPG” dem Spiel verweigert hat.

Cuthulu fand ich als System ganz anständig, aber, und da gibt es für mich mehrere Beispiele, gefällt es mir als Setting nur bedingt. Das meiste was in der Prämisse auf “den Kampf gegen das Böse (und für das Gute)” hinausläuft, erntet bei mir erstmal nur ein routiniertes genervtes Augenrollen.
Aber auch Welten die für mich zu sehr auf X mal wiederaufbereitete simple Klischees setzen oder die den echten Horror menschlicher Historie durch eine lauwarmes “It’s just because of Magic” Weichspülprogramm jagen, gewinnen bei mir eher keinen Blumentopf.

Insofern bin ich meist fein mit den meisten Systemen. Aber bei den Welten/Settings braucht es mitunter eine Gruppe, mit der man bei bestimmten Themen auf der selben Wellenlänge ist, bevor es dann wirklich wieder “Spaß” machen kann.

@Taschendrache ich lese weiter oben nichts, was diesen Tonfall rechtfertigt. und das Smile am Ende ändert auch nix.

Ich hab sogesehen keine Vorurteile gegen ein System. Welten in denen die Magie zu viel ermöglicht sind auch meist nix für mich bzw. zu viele verschiedene Völker, so dass es fast beliebig wird. Trotzdem kann ich auch D&D spielen, es kommt immer auch die Gruppe und die SL an. Vorurteile kann man haben, solange man sie ab und zu mal überdenkt. ob sie noch angebracht sind.

Da fällt mir noch ein, dass ich eher vor komplexeren Systemen wie DSA oder Shadowrun zurück schrecke, weil ich verschiedenes vom Hörensagen mitbekommen habe. Gesehen oder ausprobiert habe ich da noch nichts. Vielleicht finde ich eine Gruppe, mit der ich sowas mal als One Shot ausprobieren könnte.

Meine Erfahrung bei komplexeren Systemen ist, dass man meist eh nur mit den Regeln spielt, die einem gerade einfallen (zum Vorteil nutzen. ? ). Aber auch da hängt wieder so viel von der Gruppe ab, da spielt man DSA und würfelt zwei Mal am Abend irgendwas, sodass die Komplexität null zum Tragen kommt.
Und dann kommt wieder die DSA Runde bei der man sich nur aus dieser Namensliste einen Namen für den SC aussuchen darf und auf keinen Fall einen Anderen oder gar selbst ausgedachten! Dass man da keine Lust darauf hat, irgendwie auch verständlich.

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@Sumiya Du schreibst, daß jemand neue Erfahrung ablehnt, aber auch, daß jemand Erfahrung gemacht hat. Das widerspricht sich für mich. Du zitierst selbst jemand, der eine schlechte Erfahrung gemacht hat, meinst aber, er solle weiterhin das Spiel ausprobieren, sonst gehört er zur Gruppe derjenigen, die keine neuen Spiele ausprobieren möchte? Hat die Person doch gemacht, und die Erfahrung war ätzend. Was willst Du denn noch? Mindestens jedes Spiel 3 mal ausprobieren? Oder 5 mal? Oder solange, bis es gefällt? Das ist in meinen Augen Murks.

Ausprobieren finde ich grundsätzlich ok, aber es gibt so viele Spiele, daß ich z. B. sowieso nicht alle ausprobieren kann. Ich finde so kaum eine Gruppe zum spielen in einem System das ich ausdrücklich mag, warum soll ich dann meine Zeit verschwenden an ein Spiel, daß auf mich, warum auch immer, keinen guten Eindruck macht.

Das trifft eher meine Meinung. Knapp ist die Zeit, die ich zur Verfügung habe. Die verbringe ich lieber mit Sachen, von denen von vorneherein die Wahrscheinlichkeit hoch ist, daß sie mir gefallen. Ich muß nicht panisch neue Sachen ausprobieren weil sie da sind, sondern ich möchte nette Erholung von der Arbeit.

Dabei bestimmend ist eher, daß ich bestimmte Sachen nicht mag. Meine Chars sind immer gut, aber nie rechtschaffen, sondern eher chaotisch oder neutral. Horror lässt mich kalt. Ich lebe in einer Dystopie mMn, weil die Welt viel besser sein könnte wenn sich viele früher mehr Mühe gegeben hätten. Da muß ich keine Spiele ausprobieren, in denen die Dystopie noch schlimmer ist als die jetzt. Dazu zähle ich dann Shadow-Run, aber auch Chtulhu.

Wenn meine Welt grau und langweilig ist und ich es nicht schaffe sie besser zu machen, dann spiele ich eine Welt, die bunt und aufregend ist und die ich besser machen kann, und das dann auch tue. Das ist, soweit ich den C.-Mythos kenne, dort nicht möglich. Also probiere ich es nicht. Aber es gibt noch -zig andere Spiele, die ich nicht spiele, und die hier nicht angesprochen wurden.

@Sumiya Also warum probierst Du nicht mal DSA, oder Pathfinder 1, oder Pathfinder 2, oder Final-Fantasy? Könnte ich genauso fragen. Es kommt nicht darauf an Spiele auszuprobieren, sondern Spass zu haben. Und wenn jemand den hat ist alles gut, auch wenn es 40 Jahre lang dasselbe Spiel ist und er nur eins ausprobiert hat.

Ich habe zuletzt Dieseldrachen ausprobiert, ist keine Dystopie, ich kann etwas bewirken, ich darf (mehr oder weniger) gut sein, ich fands Klasse. Und ich habe bestimmt nicht mal 10% aller RPG ausprobiert, aber das ist mir auch egal.

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Das hat Sumiya, mit diesem Kontext, hier im Thema nie behauptet.

Gleichsam lese ich hier einen Vorwurf an Sumiya heraus, den ich ebenfalls als unbegründet ansehe.

Hier im Speziellen und auch allgemein: Bitte bleibt im Thema bei den Sachen, die für Mitlesende innerhalb des Themas auch nachvollziehbar sind. Solltet ihr persönliche Erfahrungen miteinander teilen, die solche Diskurse begründen, lass diese bitte im persönlichen Bereich zwischen euch.

Danke,
Screw

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Interessant, dass du diese Erfahrung bei Cthulhu gemacht hast. Ich persönlich habe bisher eigentlich nur Leute getroffen, die Cthulhu mögen, auch wenn ich noch niemanden getroffen habe, der es als Hauptsystem spielt. Für einige ist es aber auch eher so ein One-Shot-System, denke ich, weil die Charaktere eben schnell sterben (oder wahnsinnig werden) und man im Vergleich zu klassischen Fantasy-Systemen eben auch keine größere Machtprogression bei den Charakteren hat.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Systeme zwar manchmal durchaus wegen Regelmechaniken abgelehnt werden, aber häufig auch einfach, weil das Setting einfach nicht das Ding des Spielenden ist. Bei uns in der Gruppe gibt es z.B. einen Spieler, der spielt sehr, sehr gerne Zauberwirker, also fällt für ihn eigentlich alles flach, wo man diese nicht spielen kann (Cthulhu mag er trotzdem, btw). Dann haben wir eine Spielerin, die keinen Bezug zu Star Wars hat und wieder einen, der will kein My Little Pony spielen. Die beiden haben sich jetzt geeinigt, dass wir beides mal ausprobieren ^^.
Ich persönlich habe öfter mal versucht, was OSR-artiges in die Gruppe zu bringen, bin aber auch eher auf Ablehnung gestoßen. Wobei in unserer Gruppe eigentlich quasi gespielt wird, was auf den Tisch kommt, weil die meisten lieber spielen als leiten.

Ich selbst lehne eigentlich nur Spiele aus moralischen Gründen ab, wenn ich sie als sexistisch empfinde oder sie mir zu sehr mit irgendwelchen rechten Ideologien kokettieren. Trotzdem gibt es auch Systeme, die ich zwar ausprobieren würde, wo ich mir aber ziemlich sicher bin, dass sie mir einfach nicht viel Spaß machen würden.
Geht mir z.B. bei Fate so und PbtA Spielen. Gerade für letzteres gibt es viele, vom Setting her, tolle Spiele, aber mir ist das Ganze irgendwie zu abstrakt. Ich mag Kämpfe, wo ich eine Waffe habe, die Schaden macht und dann werde da Lebenspunkte abgezogen oder meinetwegen auch Kästchen abgehakt oder sowas. Mal ausprobieren würde ich es trotzdem, aber ich denke für mehr als einen One- bzw- Few-Shot würde es da für mich nicht reichen.

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Ich habe auch so meine “la la” - Erfahrungen mit Cthulhu gemacht. Würde jetzt aber nicht von vorne herein sagen, dass ich das Rollenspielsystem nicht mag.
Mit über 50 Jahren habe ich schon diverse Rollenspiel-Systeme gespielt und geleitet.
Eines hat sich dabei für mich (Achtung! Meinung!) aber immer herauskristallisiert: Es liegt nicht am System, sondern am Spielleiter und den Mitspielern und das schließt mich mit ein. Von daher würde ich nicht von vornherein sagen “Das System mag ich nicht!” Vielleicht hatte ich bisher nicht die Chance es richtig gut zu finden.
Daneben hängt ja auch viel von den verschiedenen Spielertypen ab. Ich glaube, wenn sich die “Richtigen” treffen, wird es immer gut. Das kann ich aus unzähligen OneShots bestätigen. Einige lassen sich mit den richtigen Leuten super spielen; der gleiche OneShot mit anderen Leuten ist eine Katastrophe.

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Da gebe ich dir grundsätzlich Recht.
Es gibt Spielleiter, die sich sklavisch an Regeln halten was bei einigen Systemen “tödlich für das Spiel” sein kann (Als Beispiel mein persönlicher Favorit Rolemaster (2nd. Ed.), wo man sich solchen SL einen Tennisarm vom Würfeln holt). Oft wird nicht verstanden, das es “Optionen” sind, oder man auch mit dem gesunden Menschenverstand etwas “regelt”.
Ich weiß auch von einer Gruppe (bin da nicht im Boot), bei der 2 Mitglieder das vorgehen der Gruppe bestimmen, egal wie der Rest agieren will.

In beiden Fällen besteht die Gefahr, das jemand entweder das System verteufelt (obwohl der SL es nicht im Griff hatte), oder das Gruppenerlebniss mit dem System verbunden wird.

Es gibt aber die persönlichen “Vorlieben”. Ich selber finde z.b. keinen Draht zu DSA oder CoC. Ebenso zu Vampire etc.

Bei DSA sehe ich für mich in den Regeln einfach diverse Punkte in Welt und Regeln, die mir als Spieler nicht gefallen (Auch nach nem Treffen mit SL´s einer zu dem Zeitpunkt potenziellen Gruppe). Z.B. das wohl jeder Charakter oder Charakterklasse eine “religiöse” Verbindung hat. Ich persönlich tue mich damit verdammt schwer, weil ich persönlich einfach keinen Zugang zu Religion habe. Allerdings spreche ich das keinem ab, und wer z.B. einen Paladin oder Priester spielen will… Gerne, soll er…

Bei CoC schreckt mich wirklich ab, das ich scheinbar (und hier auch nach Aussagen von CoC-Spielern) dafacto wohl fast jede Runde mit einem neuen Charakter bestreiten muss. Ich persönlich mag es lieber, wenn mein Char einen Hintergrund und Ziele hat, diese im laufe der Zeit erreicht, vielleicht übertroffen werden oder sich ändern/anpassen. Ja, Charakterentwicklung (und nicht in Richtung Powerplay) ist für mich persönlich auch ein Bestandteil…

Bei Vampire ist es schon das Thema, das mich von dem System abhält.
Ich hab früher auch verschiedene Dracula Filme gesehen. Aber die Vampirflut hat mich extrem genervt. Es gab Zeiten, da musste jeder "Fantasy"roman ohne Vampire mittels Internationaler Ringverhandung gesucht werden. Ebenso die Überflutung im Kino und Fernsehen (o.k. Blade ist da meine persönliche Ausnahme, die Filme mag ich…).

Fazit…
Ja, ich denke das “Vorurteile” oft Grund sind, Systeme nicht zu spielen.
Aber in vielen Fällen ist die Basis dieser Vorurteile ein Mix aus “persönlichen Vorlieben”, “persönlichen Erfahrungen” und Informationen von Dritten. O.k. wenn man nicht kapiert, das ein DnD-Brettspiel KEIN DnD-RPG ist, liegt das liegt das (für mich) eher an einer spärlichen Möbilierung der Dachkammer…

Just my 2 Cent…

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Ich weiß nicht, ob man da von Vorurteilen sprechen kann, aber ich möchte dieser Liste noch “Nicht über den Tellerrand schauen” hinzufügen.
Meine Wenigkeit ist u.a. auch in einem Forum unterwegs, bei dem man der Community Fragen aus allen Bereichen des Lebens stellen kann (wobei ich feststellen durfte, dass 70% aller Fragen allein dadurch beantwortet bekommen hätte, wenn man eine Suchmaschine angeschmissen hätte).
Im Forum gibt es auch einen Bereich für P&P-Rollenspiele, und gefühlt sind 99 von 100 Fragen jene zu D&D. Und meistens bekommt man auch so seine 5 - 8 Antworten.
Treten mal Fragen zu anderen Systemen auf, herrscht meistens Schweigen im Walde. Auch bei Conventions stelle ich fest, dass Dungeons and Dragons den größten Teil der Angebote und Gesuche einnimmt.
Wenn man mal etwas anbietet, was kein D&D ist, finden sich schwer Spieler. Selbst jene, die keine Gruppe/keinen SL finden, ziehen es vor, dann entweder zu warten oder wieder nach Hause zu gehen, als etwas “Neues” auszuprobieren.

Auch wenn ich selbst fast nur andere Erfahrungen gemacht habe (bzgl. D&D), fühlt es sich für mich gelegentlich etwa in der Art so an. Da gibt es aktuell mal ein neues System/ein “neues” Genre/eine alte Strömung/einen neuen Hype und man findet gefühlt quasi nur Das bei den Aushängen. (Hab ich so erlebt bei DSA, Shadowrun, die ersten OGL-Systeme Anfang 2000er, Star Wars, das Aufkommen der Indie-RPGs,… Und ja, definitiv auch bei D&D.)

Was mein eigenes Verhalten an der Pinnwand mit den angebotenen Systemen betrifft, bekenne ich mich diesbezüglich “schuldig”. Lese ich etwas von einem Setting oder System, was ich mag & kenne, ist die Chance deutlich höher, daß ich mich in diese Runde setze. Andererseits, gibt es nur Runden mit Settings & Systemen die mir nicht mal interessehalber gefallen, mir unbekannt sind, oder gar unangenehm. Dann biete ich lieber selbst eine Runde an und riskiere dann/damit paradoxerweise einen Abend mit warten auf Mitspielende.

Auf der einen Seite ist beides vermutlich verständlich wenn man argumentiert, daß man gewisse Settings & Systeme einfach grundlegend nicht mag und sich deswegen nicht zu einem bisher nicht gespielten/unbekanntem Setting/System setzen möchte. (Fragt euch mal selbst, ob ihr euch in eine ernst gemeinte Runde F.A.T.A.L. setzen würdet?)
Auf der Anderen natürlich irgendwo fast schon “idiotisch dumm” (im Sinn von lernunwillig). Denn hätte man nicht irgendwann mal etwas gewisses Neues ausprobiert, hätte man nie den Absprung vom kleinkindlichen Nachahmen (die früheste Form von Rollenspiel) zum Pen&Paper-/LiveAction-/Text-/Videospiel-Rollenspiel geschafft.

Ich finde, letztlich ist es “nur” eine Frage davon, ob man das “Richtige” anbietet und ob es auch angenommen wird. Am privaten Spieltisch wie auch auf Cons.
Leider hat man auf Cons natürlich auch den Gemeinschaftsdruck. Also daß man sich vielleicht in eine Runde mit unbekanntem Setting setzen möchte, weil man den Stil der Spielleitung mag. Sich dann aber mit Bekannten darüber ausläßt, daß man das Setting/das System nicht mag und letztlich doch wieder in einer Runde mit dem bekannten Material sitzt.

Sorry für das OT, aber ist mit F.A.T.A.L das Kartenspiel gemeint? Das nenne ich zwar mein Eigen, habe aber bisher noch keine Gelegenheit gefunden, es zu spielen.

Ansonsten: Wenn es ein P&P Rollenspiel ist: Ja, würde ich, da ich es nicht kenne und darum ausprobieren möchte. Ganz im Ernst: Ich schere mich nicht drum, ob andere ein System furchtbar finden und davon abraten.
Wenn ich es nicht kenne, probiere ich es aus, um mir ein eigenes Bild zu machen. Und selbst wenn es mir nicht gefällt, dann sage ich zu anderen: Es ist nicht meins, aber ich bin halt ich und keine andere Person. Manch andere Person kann es ja wiederum megaklasse finden. Geschmäcker sind nun mal unterschiedlich.