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Eine Geschichte der Leere - Ein Dark-SciFi-Abenteuer zum Mitentscheiden

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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 0 "Die Crew"

Dies ist eine Geschichte, nicht nur zum Mitlesen, sondern auch zum Mitbestimmen. Wann immer es etwas gibt, bei dem ich es offen lassen möchte oder unentschlossen bin, wie es weitergeht, könnt ihr hier darüber abstimmen. In jedem Fall dürft ihr aber eure Meinung über die Geschehnisse und meinen Schreibstil dort kundtun, denn ich bin, wie jede andere Person, nicht unfehlbar und gerne auch mal blind gegenüber meinen eigenen Fehlern.

Es folgen nun kurze Charakterbeschreibungen, nach dem Prolog stelle ich diese in mehr Detailtiefe vor.

Denisa „Decay“ Kovačević
Alles was sie betrifft ... betrifft sie und nur sie. Abseits anderer Mitglieder ihres Monolithen-Kultes, ist sie nicht bereit, mehr als notwendig von sich preiszugeben. Dazu nutzt sie auch ihre Maske, die sie lediglich abnimmt, um sie in eine neue Form zu bringen, damit sie unerkannt bleibt, sollte es ihr nützen. Ihr Kult hat sie unter vielen ausgewählt und ausgesandt, einen der großen Monolithen zu finden. Es heißt, diese mysteriösen und mit fremden Zeichen übersähten Konstrukte sind ein Navigationsnetz aus längst vergangener Zeit. Während ihrer Mission ist sie bereits vielen Gefahren begegnet und hat die Narben um dies zu beweisen (6 Schussnarben, 1 Schnittnarbe, 3 Metallfragmente), außerdem hat sie sich ihre Reisen während des Krieges mit bezahlten Reparaturen und Wartungs-Aufträgen finanziert und diesen Modus zu schätzen gelernt.

Yukimura Innokenty
Er wurde gemacht, nicht geboren, also ist seine Existenz an einen Zweck gebunden. Er gedenkt, diesen Zweck zu erfüllen, also darf er nie unterliegen. Seine Schöpfer sind ein Kult, die den Monolithen huldigen, also dient auch sein Zweck diesen. Trotz seines schmierigen, dunklen Makeups, dass er als Zeichen seines Zweckes trägt, ist er freundlich und entgegenkommend, denn alle sind nur Partikel zwischen den Monolithen. Diese Eigenschaft und möglicherweise die Pistole in seinem Gürtel, ist mit Gründe dafür, dass er selten behelligt wird. Er ist ein Erkunder der Leere, auf der Suche nach dem Dienst an den Monolithen, mit den Kämpfen hatte er kaum zu tun, er war zu dieser Zeit noch zu jung um teilzunehmen.

Natalia Huxtable & Knuddel
Trotz ihrer eher schwächlichen Gestalt, ein Erbe ihrer Laborgeburt, hat sie sich in ihrer Aufgabe bewiesen. Ihr Teil der Station war immer funktionstüchtig oder zumindest nicht lange außer Betrieb. Sie ist gründlich, sagt sie, unnachgiebig pedantisch, ihre Neider. In jedem Fall ist sie bestrebt darin, einen Ort zu schaffen oder zu finden, der seinen Bewohnern ein Leben ermöglicht, dass diese Bezeichnung verdient. Dabei ist sie aber nicht rein selbstlos, sie lässt sich für ihre Dienste gut entlohnen, auch während des Krieges, schließlich haben auf allen Seiten nur Menschen gedient, die auch leben wollten. Eine feste Heimat hat sie (noch) nicht, aber einen Begleiter – die mechanische Spinne „Knuddel“, die ihr allzu aufdringliche Neider vom Leibe hält.

Philip Veronesi
Ein Ich zu finden, wie es die geborenen entwickeln, war für ihn hart genug. Dieses so zu präsentieren, dass es von anderen akzeptiert wird, ist ein endloses Arbeiten. Selbst als er für einen Stationssektor verantwortlich war, wurde er mehr als autonomes Werkzeug behandelt als als Individuum. So sehr er sich ins Zeug legt, immer wieder ändert sich das Verhalten der Leute, sobald sie erfahren, dass er kein Mensch ist, sondern ein organischer Android. Er hat sich durchaus überlegt, dieses Fakt zu verheimlichen, aber wie sollte eine Freundschaft auf Basis einer Lüge funktionieren? Wird er direkt gefragt, antwortet er immer wahrheitsgemäß und hofft darauf, dass er nicht neuerlich auf Ablehnung stößt.

Rangi Anthonsen
Der Krieg war die Hölle und er hat viel zu lange darin existiert. Als Söldner hätte er sich über das Geschäft freuen sollen, aber die Sinnlosigkeit dieses Konfliktes widerte ihn an. Er hatte also immer nach unverfänglichen Aufträgen gesucht und die großen Fraktionen gemieden, sich auf Frachtschutz spezialisiert und darauf, diese wieder aufzuspüren, sollte sie doch geraubt werden. Er weiß nicht, wie viele Jahrhunderte er das gemacht hat, die Jahrzehnte verschwimmen, wenn man meist in einer Hibernationskapsel liegt. Er ist wirklich alt, nach Jahren seit seiner Geburt gemessen, aber was bedeutet das in dieser Zeit schon. Er ist nur einer von unzähligen Milliarden zwischen den Sternen ... und er mag das auch so.​
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 1 "Die Zusammenkunft"

Decay hatte in Yukimura einen unerwarteten Begleiter gefunden, da dieser sein Leben in den Dienst der Monolithen gestellt hat. Jenen Monolithen, denen auch ihre Suche galt. Was sie am meisten erstaunt hatte, war die Tatsache, dass Yukimura ihren Wunsch nach Privatsphäre anstandslos akzeptierte – nicht, dass er nie Fragen stellte, aber wenn sie die Antwort verweigerte, nahm er dies ohne Anstoß hin. In jedem Fall, beschloss sie, entgegen ihrer bisherigen Gewohnheiten, ihren Weg vorerst mit ihm gemeinsam zu gehen. Seine offene und entgegenkommende Art war ein nützlicher Gegenpart zu ihrem stolzen Auftreten, das sich selten dazu eignete, andere zur Kooperation zu bewegen. Dennoch hatte er eine gewisse Verbissenheit an sich, die sie mit Respekt betrachtete – dieser Suchende ließ sich nicht einfach unterkriegen. Außerdem hatte er eine Knarre. Sowas war immer praktisch. Vor allem, wenn man es, wie Decay, gewohnt war, in Schießereien zu geraten.

Philip war gerade in der Nähe eines Docks unterwegs, als er eine eher lautstarke Diskussion wahrnahm. Aus einer Gewohnheit als ehemaliger Stationswart heraus, ging er nachsehen. Dort sah er eine schmale aber energetische Frau mit einem grummeligen Mann reden, wobei hauptsächlich sie redete, und zwar recht laut, und er selten mehr als einsilbig antwortete. Es ging scheinbar um den Zustand eines Raumschiffes, das an dem Dock lag und die Frau wollte den Mann davon überzeugen, das Schiff zu erwerben.
„Verdammt, ich habe das Ding von vorne bis hinten überprüft, es ist voll Einsatzbereit. Diese Fehlfunktion ist auf der Dockseite, garantiert.“
„Das kann jeder sagen. Wenn das Schott in Dock nicht aufgeht, welche Garantie habe ich, dass es unterwegs dicht hält?“ Das war der längste Satz des Mannes bisher. Er wirkte sehr verärgert, gleichzeitig aber auch unruhig und blickte immer wieder in Richtung des Bodens neben der Frau.
Neugierig ging Philip näher und wollte selbst sehen, was denn so beunruhigendes dort war, da entdeckte er eine mechanische Spinne, die ihre kalten Kameraaugen auf den potentiellen Käufer gerichtet hatte. Als dieser KI-Wächter den Neuankömmling bemerkte und ein paar der Linsen sich auf ihn richteten,wandten auch die zwei Menschen ihren Blick auf ihn.
„Hey, Natalia Huxtable mein Name,“ begann die Frau sofort, „wollen sie dieses voll einsatzfähige Schiff vielleicht kaufen?“
„Ha!“, unterbrach der Mann gleich, „so einsatzfähig, dass nicht einmal die Tür aufgeht.“
Bevor die Situation wieder eskalieren konnte, antwortete Philip schnell: „Nein, tut mir leid. Ich kann aber vielleicht anderweitig hilfreich sein. Was ist denn das Problem?“
Der Mann wollte wieder spöttisch dazwischen fahren, aber Natalia war schneller: „Das Dockschott erhält nicht genug Energie und verweigert daher die Freigabe. Der werte Herr hier“, und dabei deutete sie mit einem Daumen auf den Kaufinteressenten, der, mit einem neuerlichen Blick zur Spinne, nur verächtlich grummelte, „meint, es liege daran, dass die Luftschleuse des Schiffes defekt sei. Sie haben nicht zufällig eine Batterie dabei? Meine eigene ist offensichtlich nicht ausreichend für eine Kompensation, ich brauche eine zweite.“ Ihr hoffnungsvoller Blick musterte dabei seine Arbeitsmontur.
Philip stockte. Es waren genau solche Momente, die ihn immer wieder in ein Dilemma stießen. Ja, in der Tat, er hatte eine Batterie und könnte so einen positiven neuen Erstkontakt herstellen. Allerdings handelte es sich dabei um seinen internen Energiespeicher und die Nutzung würde seine Natur als Nichtmensch sofort offenbaren. Schließlich aber, siegte seine ehrliche Natur wieder einmal und er sagte: „Ja, in der Tat. Ich habe eine Batterie dabei.“ Dann trat er vor, schob seinen linken Ärmel hoch, was beide Menschen im ersten Moment irritierte, und zog das Verbindungskabel unter der Haut hervor.
Das Geräusch, welches der Mann von sich gab, als er bemerkte, was gerade geschah, war eines, dass Philip zu fürchten gelernt hatte. Ein unbestimmtes Brummen, eine häufige Reaktion, obwohl seine Art keine Seltenheit darstellte. Kaum stand die Verbindung, hatte das Schott auch tatsächlich genug Energie, bestätigte die Funktionstüchtigkeit der Luftschleuse des Schiffes, und öffnete sich.
„Das ist ja ein praktischer Zufall.“ Der Mann hatte offensichtlich immer noch etwas, um sich zu Beschweren. „Da kommt einfach ein Chromkind vorbei und öffnet die Tür. Wer sagt mir, ob das tatsächlich irgendwas mit den Schiff zu tun hat?“
„Was!?“ Natalia war merklich empört. „Da ist endlich die Tür offen, damit sie sich selbst von meiner Arbeit überzeugen können und sie meckern immer noch?“
„Kaufen sie das Ding doch selbst, wenn sie es so toll finden, dann kann das Chromkind auch gleich seine neue Freundin behalten.“
Auch diese Art Beleidigung war Philip bereits gewohnt. Er reagierte nicht darauf, warf aber einen Seitenblick auf Natalia. Erstaunt stellte er fest, dass diese nachdenklich und ein wenig traurig aussah. Es schien so, als wäre ihr dieser Gedanke nicht fremd. Sie hatte auch auf seine Aktion mit dem Kabel in keiner Weise reagiert, also sagte er, einem Impuls folgend: „Sollten ihnen die Mittel dafür fehlen, ich könnte ihnen auch dafür mit meinen Ressourcen zur Hand gehen.“
„Ha! Na sag ich doch!“, rief der Mann erheitert. Dann aber schlug seine Miene in Verwirrung um. „Moment, was? Soll das ein Scherz sein? Ich bin hier der Kunde! Sie wollen nur den Preis hochtreiben!“

Decay und Yukimura hatten dem Treiben ebenfalls beigewohnt. Es war auch kaum zu überhören gewesen und sie waren nicht die einzigen Zuschauer. Unterhaltung war in den meisten Gegenden des Ringes schwer zu finden, ein kleines Wortgefecht unter Fremden hatte da immer Potential. Decay wusste, dass ihre Chancen, einen der großen Monolithen zu finden, deutlich anstiegen, hätte sie ein eigenes Schiff zur Verfügung. Der Biodroid wirkte hilfsbereit und leicht beeinflussbar und die Frau war offensichtlich von dem Schiff angetan und kannte es auch schon.
Sie stieß Yukimura an und raunte ihm, mit ihrer von der Maske verzerrten Stimme, zu: „Wie das Schicksal manchmal so spielt. Da fühlt sich der Gauner plötzlich selbst betrogen.“ Sie wusste, wie sie ihren Begleiter zu Entscheidungen bringen konnte, die für sie nützlich waren. Sie durfte es in jedem Fall nie zu offen ansprechen, denn er mochte es nicht, gesteuert zu werden, daher funktionierte es nicht immer.
In diesem Fall schien ihre Rechnung aber aufzugehen. „In der Tat. Die Wege der Monolithen zeigen sich den Aufmerksamen.“ Decay grinste hinter ihrer Maske in sich hinein, aber das Triumphgefühl erstarb schnell wieder, als Yukimura ihr mit einer Armbewegung den Vortritt lies. „Geh voran, sehende Schwester.“ Er hatte sie ertappt, aber offensichtlich keine Einwände gegen diese Idee.
Sie schubste seinen Arm beiseite, nicht stark, aber genug um ihren Unmut kund zu tun, und ging auf die streitende Gruppe zu. „Wir steigen mit ein“, unterbrach sie den Disput.
„Was!?“ Der Käufer lief mittlerweile schon rot an.
Natalias Gesicht hellte sich allerdings gleich auf. „Sie sind an dem Erwerb des Kommisars interessiert? Sehr gut, wir wollten eben einen Rundgang starten.“
„Ich bitte um Verzeihung für das Missverständnis“, schaltete sich jetzt auch Yukimura ein, „was meine Begleitung meinte, ist dass wir uns bei ihrer gemeinsamen Finanzierung beteiligen möchten.“
„Oh.“ Natalia zögerte.
„Ha! Kalte Füße! War mir doch gleich klar, dass mit dem Kahn was nicht stimmt.“
„Schnauze!“ Jetzt reichte es Natalia wohl auch endlich. „Ich lass mir von einem schmierigen Feilscher wie ihnen doch nicht meine Arbeit schlechtreden!“ Noch bevor der angesprochene reagieren konnte, wandte sie sich wieder an Yukimura und Decay und schloss auch Philip mit einem Seitenblick mit ein. „Welche Summen können sie denn jeweils beisteuern?“
Damit hatte der streitlustige Mann nicht gerechnet und blickte ungläubig zwischen den anderen hin und her, was allen die Möglichkeit zur Beantwortung der Frage gab. Mit diesen Informationen rechnete Natalia kurz im Kopf durch und lies dann die Schultern hängen. „Das reicht leider nicht. Dafür gibt ihn der Käufer sicher nicht her.“
Diese Nachricht rief gehässiges Gelächter bei dem Mann hervor. „Oh, ihr armen Schlucker, na da will ich mal nicht so sein. Ich lege noch 5% drauf, dann nehm ich das gute Stück.“

Gerade wollte Natalia wieder auffahren, als sich eine weitere Stimme meldete. „machen sie 20% daraus, das wäre dann mein Anteil.“ Alle drehten sich zu dem Sprecher um und blickten auf einen alten, müde wirkenden Mann, dessen Augen aber einen harten Glanz hatten. Hinter ihm stand ein Service-Arbeiter mit einer großen Kiste auf einem Rollwagen. „Oder reicht das immer noch nicht?“
Alles schwie einen Moment lang, dann nickte Natalia knapp. „Doch. Das reicht.“ Dann drehte sie sich lächelnd zu dem ausgebooteten Interessenten um. „Ich bedanke mich für ihr Angebot. Leider haben sie den Zuschlag diesmal nicht erhalten. Ich wünsche ihnen viel Erfolg beim nächsten Mal.“
Das wollte dieser jedoch nicht auf sich sitzen lassen. „Das ist doch wohl die Höhe! Eine unfähige Pfuscherin, ein Chromkind, eine Phallus-Schlampe ...“
Weiter kam er nicht, denn Decay baute sich vor ihm auf und zischte ihn bedrohlich an. „Sag das nochmal und dein Phallus braucht einen neuen Besitzer.“ Ihre elektronisch verzerrte Stimme verstärkte ihre Drohung nochmal, aber da lag auch schon eine Hand auf ihrer Schulter.
„Meine Liebe, wir wollen doch keinen unnötigen Streit anzetteln.“ Dann wandte Yukimura sich an den Herrn, der eben erschrocken einen Schritt zurück gemacht hatte. „Ich bin mir sicher, mit ihren Zweifeln an dem Schiff wären sie in jedem Fall nicht glücklich gewesen, nicht wahr? Wir haben sie also vor kommendem Frust bewahrt.“
Noch bevor der eingeschüchterte Mann antworten konnte, schob sich der alte Mann durch die Gruppe, der Arbeiter mit dem Wagen direkt hinter ihm, wodurch der Mann noch weiter zurückweichen musste. Im Plauderton sagte er: „Es wurde schon wegen geringerem Krieg geführt. Lassen sie’s gut sein und versuchen sie ihr Glück woanders.“ Dann lies ein warmes Lächeln sein Gesicht erstrahlen als er sich an Natalia wandte. „Rangi Anthonsen, angenehm. Sie sprachen von einer Führung? Ich bin gespannt auf ihre Arbeit. Bitte, gehen sie voran, junge Frau.“
Das lies sich Natalia nicht noch einmal sagen, streckte dem anderen die Zunge heraus und schritt durch das Schott. Rangi folgte ihr vergnügt, und hinter ihm stets der Arbeiter mit Wagen. Decay hatte sich nicht von der Stelle gerührt und starrte den Kerl immer noch wütend an. Von ihrem Gesicht war nichts zu sehen, aber die ausdruckslosen Züge der androgynen Maske machten das nur noch unheimlicher. Schließlich gab Yukimura ihr mit einem leichten Druck an der Schulter zu verstehen, dass es nun gut sei, also setzte sie sich auch langsam in Bewegung, wandte den Blick aber erst im letzten Moment von ihrem Opfer ab.
Philip, der seit dem Eintreffen von Decay und Yukimura nur noch schweigender Teilnehmer gewesen war, zog sein Kabel aus der Schottbuchse und sah sich verunsichert um. Immer noch stand einiges an Publikum in der Nähe und wartete, ob nicht doch noch etwas aufregendes passieren würde. Der verdutzte Mann fing sich nun wieder, bemerkte, dass Philip noch da stand und funkelte diesen nun wütend und verächtlich an. „Chromkind“, grummelte er, spuckte auf den Boden und stampfte davon. Philip senkte den Blick, schloss auch Natalias Batterie ab und folgte dann den anderen ins Schiff.
Als sich das Schott hinter ihm schloss, hatten sich bereits alle Zuschauer wieder abgewandt – keine große Show heute, aber dennoch unterhaltsam.​
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Figurenhintergrund "Decay"

Als Kind einer Familie, die sich schon immer um die Technik des Kultes gekümmert hat, war ihre Geburt von einem seltenen Ereignis begleitet worden. Gelegentlich „sprach“ der Monolith des Kultes – die Symbole darauf flimmerten, ein Vibrieren lief durch das Konstrukt, eine seltsame Aura waberte darum – immer etwas anderes, nie das gleiche zweimal. Sollte am gleichen Tag, oder zumindest innerhalb maximal einer Standardwoche zu diesem Ereignis, ein Kind im Kult zur Welt gebracht werden, ist es eines der Gezeichneten. Denisas Geburt war am gleichen Tag, etwa eine Stunde danach, um genau zu sein.

Um sie zu einer wahren Gezeichneten zu machen, war es notwendig, ihr alles, wofür der Klan stand, wonach er strebte und ihre Aufgabe und Mission für immer mit auf den Weg zu geben. Niemals sollte sie ihren Weg verlieren, niemals ihr Ziel vergessen und niemals ihre Wurzeln. Zu diesem Zweck wurde ihr all dies auf den Leib geschrieben – von der Wiege an wurden ihr regelmäßg Symbole und Bilder auf den Körper tätowiert. Erst nur kleine und einfache, wie Samenkörner, die über die Jahre hinweg austrieben und immer weiter wuchsen, bis ihr gesamter Körper davon bedeckt war.

An dem Tag an dem der letzte Fleck Haut auf ihrem Körper mit Tinte versehen wurde, verließ sie den Kult, um ihre Mission zu beginnen. Die immer wiederkehrenden Schmerzen, die endlosen Sermone und Lehrstunden, die Empfindlichkeit ihres wunden Körpers nach jedem neuen Tattoo und das ausgiebige Training, haben ihre Persönlichkeit geprägt und ihren Körper abgehärtet. Wie es in ihem Kult üblich ist, trägt auch sie vollverhüllende Kleidung, inklusive einer Gesichtsmaske, die auch die Stimme mit elektronischen Echos verzerrt. Ihre Maske ist allerdings etwas besonderes, denn sie kann deren Züge verändern und echten Gesichtern ähneln lassen – nichts, das einem näheren Blick standhielte, aber genug, um oberflächliche Beobachter zu täuschen.

Auf ihren Reisen ist sie nicht immer netten und aufgeschlossenen Menschen begegnet, und auch mal ganz anderen Dingen, und hat dabei mehr als einmal Wunden erlitten. Die Narben dieser Wunden ergänzten die Geschichte auf ihrer Haut und würden ihrem Kult, nach ihrer Rückkehr, sehr viel neues erzählen ... sollte sie oder ihr Leib wieder zurückkehren. Ihren Spitznamen hatte sie sich selbst gewählt, eine simple Aussprache ihrer Initialien – er trägt zu dem düsteren Auftreten bei, welches sie sich angewöhnt hatte. Zusätzlich half es bei Kontraktverhandlungen, eine bessere Bezahlung zu argumentieren, schließlich hatte sie nachweislich reichhaltige Erfahrungen.
 
Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Figurenhintergrund "Yukimura"

In seinen Kult ist es Brauch, dass Kinder sich eigenständig nützlich machen. Oft genug probieren sich diese in allen möglichen Bereichen aus, bis sie etwas ianden, dass ihnen liegt, gebraucht wird oder sonst niemandem abdeckt. In Yukimuras Fall, war das Technik. Nicht, dass er darin etwa gut war, eher im Gegenteil. Seine Werkstücke funktionierten selten oder jemand mit mehr Erfahrung oder Können musste ihm zur Hand gehen, aber wenn er etwas reparierte, war er deutlich schneller als alle anderen. Aus diesem Grund lies man bald immer ihn als ersten an beschädigter Ausrüstung arbeiten, denn entweder es funktionierte bald wieder, oder er hatte zumindest den Arbeitsbereich schon gründlich vorbereitet.

Vielleicht lag es daran, dass er immer höflich ist, denn selbst wenn er etwas nicht konnte, wurde er immer wohlwollend behandelt. Abgesehen davon legt sein Kult wert auf korrekte Umgangsformen und darauf, andere nicht bloßzustellen. Seine Unfähigkeit mit Technik wurde ihm also nicht als Schwäche ausgelegt, sondern es wurde sein Bemühen hervorgehoben, seine Grenzen immer wieder erneut zu testen und diese auch zu akzeptieren. Er wurde ermutigt und quasi dazu erzogen, niemals aufzugeben oder sich von einer Niederlage entmutigen zu lassen. Jeder Misserfolg ist eine Chance, sich zu verbessern.

Dass er im Krieg nicht gekämpft hat, ist zwar seinem Alter geschuldet, jedoch heißt das nicht, dass er nichts davon mitbekommen hat. Die Heimstätte seines Kultes liegt abseits der alten Frontlinien, aber hie und da haben sich doch Kämpfer hierher verirrt, meist jene, die auf der Flucht waren. Einer dieser Flüchtenden, konnte seine Verfolger jedoch nicht ganz abschütteln und wurde von diesen aufgespürt. In die Enge getrieben und mit einer defekten Waffe, brach er vor Verzweiflung zusammen, denn er konnte sich nicht einmal wehren. Yukimura kroch aus seinem Versteck, griff er nach der Waffe, holte Werkzeug heraus und reparierte sie. Zwar konnte die Pistole dann nur einen einzelnen Schuss abgeben, aber das reichte dem Fahnenflüchtigen – er nahm die Waffe dankend wieder an sich, hielt sie sich unter sein Kinn und drückte ab.

Offensichtlich gab es Schicksale, die schlimmer waren als der Tod. Diese Lektion vergaß Yukimura nie, und die Waffe in seinem Gürtel würde ihn immer daran erinnern. Mitglieder seines Kultes hatten die Szene beobachtet, den Jungen für sein ehrbares Verhalten gelobt und ihm anschließend die Waffe wieder einsatzbereit gemacht. Es war auch dieses Ereignis, dass ihm genug Anerkennung im Kult eingebracht hatte, um sich eine Brutpartnerin wählen zu dürfen. Nachdem die notwendigen Zellen rituell extrahiert wurden, und die Monate der Reife absolviert waren, verabschiedete Yukimura sich wieder von ihr, denn nun war es an der Zeit, dass er das Wort des Kultes an neue Orte brachte, wie es Sitte war.
 
Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Figurenhintergrund "Natalia"

Natalias Mutter war praktisch veranlagt, für Nachwuchs bedarf es keiner Partnerschaft. Außerdem benötigte man dafür auch nicht die eigene Gebärmutter, und die Zeit, die sie das Säugen gekostet hätte, war in ihrem Aufgabenbereich viel besser investiert. Wer eine Konbina-Raumstation betreut, kann sich biologische Mutterschaft nicht leisten. Wozu auch, wenn einem ein genstisches Labor zur Verfügung steht? Dementsprechend erlebte Natalia sie als Lehrmeisterin und erst danach als Mutter, was von dieser auch durchaus beabsichtigt war. Um den Nachschub an menschlichem Material aufrecht zu erhalten, hatte der Konbina Konzern erlassen, dass jede erwachsene Person zumindest einen Nachkommen zu produzieren hat. Es gab ausreichend Leute, die bereit waren, diese Quote auf unterschiedlichste Art zu erfüllen, und andere waren dabei gerne entgeltlich behilflich.

In Natalias Fall war es reine Pflichterfüllung und sie wurde zur Adoption freigegeben, sobald die Konzerndirektiven dies zuließen. Eine andere Station hatte kurz zuvor bei einem Angriff Verluste erlitten und benötigte neue Auszubildende, also wurde Natalia aufgrund ihres Vorwissens dorthin gebracht und übernahm nach einem Jahr den Posten einer Sektionsbetreuung. Da sie immer noch danach strebte, sich ihrer Lehrmeisterin und Mutter zu beweisen, strebte sie stets danach, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Sie schrieb ihr regelmäßig Nachrichten, die aber selten beantwortet wurden und dann meist nur sehr knapp und fast ausschließlich sachlich. Irgendwann erreichte sie dann die Botschaft, dass die Station ihrer Mutter zerstört wurde – keine Überlebenden.

Nach dieser Nachricht, arbeitete sie mehr mechanisch als mit Hingabe. Das änderte sich auch nicht, als die Station von feindlichen Kräften erobert wurde. Die Angreifer wollten möglichst wenig eigene Ressourcen investieren, also wurde Natalia in ihrer Position belassen und anfangs überwacht. Da sie aber lediglich am funktionieren ihrer Sektion interessiert war und sich dafür sogar um die Optimierung anderer Sektionen bemühte, ließ man die Überwachung nach ein paar Monaten sein. Bald merkte sie, dass ihre Arbeit sehr geschätzt wurde und sie sich daher auch einiges herausnehmen konnte, also fing sie an, ihre Dienste an immer größere Forderungen zu knüpfen. So kam sie auch an ihre KI-Spinne, die sie als Schutz vor parasitären Lebensformen gefordert hatte.

Als ihre Forderungen einmal nicht erfüllt wurden, stellte sie die Arbeit ein und suchte sich eine neue Anstellung auf einem Schiff. Offensichtlich lag der Stationsleitung das Leben der Bewohner derselben nicht ausreichend am Herzen, also widmete sie sich der nächsten „Familie“, der sie das Leben angenehmer machen konnte. Auch, wenn sie sich gut bezahlen ließ, widmete sie sich immer mit vollem Eifer dem Ziel, den ihr überantworteten Bereich zu einem Ort zu machen, den man Heim nennen könnte. Zuletzt landete sie bei einem Reparaturdock und arbeitete somit immer nur an der Heimat anderer.
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Figurenhintergrund "Philip"

Als Philip zum ersten Mal sein Bewusstsein erlangte, war er nicht mehr, als einen Aneinanderreihung von Codezeilen, die dazu geschaffen waren, einen humaoiden Körper zu steuern. Statt dessen befand er sich in einer Simulation, die ihn lehren sollte, unter anderen Humanoiden zu funktionieren und Sozialstrukturen zu verstehen. Während dieser Ausbildung war immer seine Schöpferin anwesend, auch wenn er dies anfangs nicht wusste. Sie ist eine Forscherin mit einer kosmischen Mutation, die ihr für kurze Momente ermöglichte, das volle elektromagnetische Spektrum wahrzunehmen und sogar durch feste Materie zu blicken.

Dieses Talent nutzte sie dazu, Pilips Körper vorzubereiten und bestmöglich an seine Neuralstruktur anzupassen. Eine KI in einen Körper zu integrieren ist keine unbekannte Kunst und auch halbwegs verbreitet, allerdings nutzte seine Schöpferin ihr spezielles Talent dazu, dies mit deutlich weniger technischem Aufwand zu bewerkstelligen. Außerdem strebte sie danach, mit Philip eine neue Generation an organischen Androiden zu erschaffen, was ihr allerdings nicht so gelang, wie sie es sich vorstellte, also musste sie improvisieren.

In der gegebenen Laborumgebung würde Philip nie die benötigten Ergebnisse erzielen können, also bereitete sie ihn darauf vor, auf eigene Faust Erfahrungen zu sammeln. Jeder wusste einen guten Stations- oder Schiffswart zu schätzen, also wurde Philip dazu ausgebildet, um jederzeit eine gute Anstellung finden zu können. Danach wurde er ausgesandt, sich eigenständig zu entwickeln und regelmäßig Berichte zurückzuschicken, nach Möglichkeit auch von Zeit zu Zeit Systemdiagnosen anzustellen oder für diese sogar zurückzukommen. Er fragte, wie er das am Besten bewerkstelligen könne, die Antwort seiner Schöpferin bestand aus den Ratschlägen, ehrlich zu sein und Freunde zu finden.

Leichter gesagt als getan in einer Welt, die sich im Krieg befand, aber er verstand schnell, dass jene, die ihn auf ihre Seite ziehen wollten, dies meist nicht aus Freundschaft taten. Daher versuchte er, sich bestmöglich aus dem Krieg herauszuhalten und nur Kontrakte anzunehmen, die ihn nicht an eine der Kriegsparteien banden. Das machte es nicht unbedingt einfacher, „Freunde“ zu finden, aber zumindest reduzierte er so die Anzahl an potentiellen Feinden. Dazu kam, dass manche Menschen einen gewissen Vorbehalt gegen organische Androiden haben, die von diesen abfällig als „Chromkinder“ bezeichnet werden. Es war nicht so, dass diese Art der Diskriminierung nur seine Art betraf, aber bei KIs fiel es den Leuten meist einfacher, sie als etwas geringeres als Menschen anzusehen.

Dessen ungeachtet, blieb er dem Rat seiner Schöpferin treu, und antwortete auf die Frage seiner Herkunft immer wahrheitsgemäß. Er gewöhnte sich aber an, nicht immer das volle Ausmaß der Fakten sofort darzulegen, um anderen erst die Möglichkeit zu geben, ihn ohne solche Vorbehalte kennenzulernen. Manche reagierten dann positiver darauf, manchmal fühlten sie sich aber auch betrogen und irregeleitet – es war nicht leicht, in einer Welt voller Not, Misstrauen und alten Hasses, Freundschaften zu schließen.
 
Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Figurenhintergrund "Rangi"

Schon früh in seinem Leben, hat Rangi festgestellt, Stillstand ist der Tod. Dementsprechend war er immer aufmerksam, wenn es neue Dinge zu erfahren gab und blieb selten länger an einem Ort oder bei einem Arbeitgeber, als es dort etwas für ihn zu tun gab. Er nahm primär Aufträge an, die ihn nicht an Frontlinien bringen würden, bevorzugte stets Personen- und Objektschutz und achtete bei diesen immer darauf, was genau er hier beschützte. Wann immer möglich, versuchte er mit den Leuten zu reden, um da und dort neues Wissen aufzuschnappen, denn man wusste nie, wann es mal nützlich sein könnte.

Tatsächlich war es diese Angewohnheit, die ihm den kommenden Krieg vorangekündigt hat. Er begleitete ein Prospektorenteam auf der Suche nach diesen neuartigen Kristallen im Tenebris-System, ein relativ einfacher Auftrag ohne große Zwischenfälle, aber hochinteressant, da er viel von den Leuten erfuhr. Sie fanden nichts, und redeten sich ihren Frust bei jedem vom Leib, der zuhörte, da ihnen die erfolglose Mission die letzten Mittel kosten würde, zog Rangi bald weiter, denn die mitgenommene Wissenschaftlerin hatte ohne Material nichts zu tun.

Dieser folgte er in ein Labor, das mit der Untersuchung der Kristalle beauftragt wurde, und da die beiden sich schon ein wenig kannten, erzählte sie ihm ein paar der Ergebnisse, zu denen sie gekommen waren, unter dem Versprechen des Stillschweigens natürlich. Es war weniger, was sie erzählte, als wie sie das tat – mit purer Faszination und Begeisterung. Ihm war schnell klar, was Wissenschaftler derart begeistert und Pioniere dazu verleitet, ihr letztes Hemd zu riskieren, zieht Machtsuchende an.

Erst aber kam der technologische Sprung, den dieses neue Material ermöglichte. Er bewachte eines der ersten Raumschiffe mit Brückenantrieb, sowohl in der Vorbereitung zum Sprung als auch während seiner Jungfernreise, wobei es auch tatsächlich etwas mehr zu tun gab. Es waren Saboteure eingeschleust worden, die nach ihrer Festnahme natürlich befragt wurden. Rangi war bei ein paar dieser Gespräche dabei, erfuhr weitere Details über die Technik, und erkannte noch mehr Hinweise auf das, was kommen sollte.

Dem Krieg selbst ging er größtmöglich aus dem Weg, er blieb seinem Kredo treu, lieber kleine Aufträge anzunehmen, weit weg von Tenebris, die ihn dafür nicht an eine der Konfliktparteien banden oder deren Agenden kreuzten. Zugegeben, die Bezahlung war nicht immer gut, aber dafür auch mal ausgefallen, so konnte er auch bald eine alte Kryokapsel sein eigen nennen. Dass der Krieg vorbei war, erfuhr er zufällig, denn in einem Anwerbegespräch, wollte er definitiv ablehnen, als er den Namen Tenebris hörte. Der Auftraggeber erklärte ihm, dass die Konzerne ihre Ressourcen beinahe komplett aneinander aufgerieben hatten, von einem Sieger konnte man eigentlich nicht sprechen. Jetzt befand er sich also wieder dort, wo einst alles angefangen hatte, und nicht überrascht über das Elend und die Not, die ihm hier begegneten.
 
Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 2 "Der Einzug in den Kommissar"

Natalias Führung durch das Schiff wurde kürzer als sie geplant hatte, denn Rangi versicherte ihr, dass ihm ihr Wort genügte. Er hatte ihre Arbeit gelegentlich beobachten können, und wenn er eines hatte, dann ein Gespür für Leute, die etwas weiterbrachten. Decay wollte eigentlich mehr sehen, beschloss aber, dass sie sich das Schiff auch später auf eigene Faust erkunden konnte, schließlich war sie in technischen Belangen auch nicht unbewandert. Yukimura war höflich wie immer und meinte, das Vertrauen des alten Söldners reiche ihm und ergänzte: „Sie legen eine wahrhaft bewundernswerte Hingabe an ihre Aufgaben an den Tag, Frau ...“
Natalia lächelte ihn freundlich an. „Huxtable, Natalia Huxtable. Danke. Ich glaube einfach daran, dass Technologie dafür da sein sollte, unser aller Leben lebenswerter zu machen. Um das zu gewährleisten, muss man sie aber hegen und pflegen, ebenso wie ein Kind.“ Die letzten Worte wirkten nachdenklicher als der Beginn ihrer Antwort, beinahe wehmütig.
Ob das jemand bemerkt hatte, sollte vorerst unbeantwortet bleiben, denn Yukimura war, wie üblich, die Höflichkeit in Person. „Yukimura Innokenty, angenehm.“
Rangi legte Natalia kurz eine Hand auf die Schulter. „Wohl gesprochen, Frau Huxtable. Bei ihnen ist das Schiff in guten Händen.“ Danach wandte er sich an die gesamte Gruppe. „Dann sollten wir einander nun alle vorstellen. Mein Name ist Rangi Anthonsen und das da“, er deutete auf den Kasten, den der Dockarbeiter abgestellt und dann das Schiff wieder verlassen hatte, „ist meine Cryokapsel. Im Notfall kann ich sie für Heilungszwecke zur Verfügung stellen.“
Philip stellte mit Entsetzen fest, dass er sich bei Natalia bis jetzt noch nicht vorgestellt hatte, obwohl sie ihm den ihren gleich zu beginn genannt hatte. „Philip Veronesi. Ich bitte um Verzeihung. Da habe ich mich in ihr Gespräch eingemischt und fast das Geschäft ruiniert und ihnen nicht einmal meinen Namen genannt.“
Noch bevor Natalia darauf antworten konnte, schaltete sich auch Decay ein. „Jetzt machen sie sich mal keine unnötigen Sorgen, schließlich hat sich alles zu unser aller Vorteil gewandt, oder nicht?“ Sie blickte in die Runde und erntete zustimmendes Nicken von den anderen, was Philip zumindest ein wenig zu entspannen schien. „Ich bin übrigens Decay.“

Dies löste ein leichtes Stirnrunzeln bei Natalia und einen verunsicherten Blick bei Philip aus. Yukimura lächelte entschuldigend. „Versuchen sie nicht einmal, ihr diesbezüglich Fragen zu stellen. Ich bin jetzt seit fast einem Jahr mit ihr unterwegs und auch nicht schlauer geworden.“
Rangi neigte bloß amüsiert anerkennend den Kopf in Decays Richtung. „Ein passender Name für ein Leben in diesen Zeiten.“
Niemand sah es, aber bei dieser Bemerkung konnte Decay nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel, hinter ihrer Maske, nach oben wanderten. Etwas an diesem alten Mann war ihr sehr sympathisch.
In der so entstandenen Pause, erinnerte Natalia sich daran, dass es ja noch eine Vorstellung zu machen galt. „Oh ja, ganz vergessen.“ Sie wies mit einem Arm auf die mechanische Spinne, die nie weit von ihrer Herrin entfernt war. „Diese aufmerksame Schönheit ist meine treue Wächterin Knuddel.“
Philips Panik, bei dem Gedanken mit dieser Konstruktion Körperkontakt aufzunehmen, war klar auf seinem Gesicht zu erkennen. Die anderen waren von dem Namen wohl ebenfalls überrascht, standen dem allerdings neutral gegenüber.
In Philips Kopf jagten sich die Ideen, was der Name >Knuddel< bei einer mechanischen Wachspinne alles implizierte und er musste sich anstrengen, diese zu unterdrücken. Zu diesem Zweck brachte er schnell ein neues Thema ein. „Wir sollten uns vielleicht überlegen, wer von uns die offizielle Führungsposition übernimmt. Ein Schiff braucht einen Kapitän oder eine Kapitänin, oder?“

Rangi nickte bestätigend. „Das stimmt. Für alle offiziellen Belange und außerdem auch in Krisensituationen. Wenn schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen, dürfen wir einander nicht mit unseren individuellen Ängsten und Sorgen im Wege stehen. Eine klare Hierarchie ist von Vorteil.“ Dann wandte er sich direkt an Natalia. „Frau Huxtable, sie kennen das Schiff am Besten, ich denke, sie wären durchaus für diesen Posten geeignet.“
„Ähm.“ Natalia hatte selbst noch gar nicht daran gedacht, daher kam dieser Vorschlag Rangis doppelt unerwartet. „Naja, das stimmt schon. Allerdings wäre ich dann nicht als Cheftechnikerin besser? Als Kapitänin wäre ich mehr mit befehligen beschäftigt, als mich um den Kommissar zu kümmern.“
Decay schaltete sich mit ihrer blechernen Stimme ein. „Mit Technik kenne ich mich auch aus. Sie können mich also einweisen und ich könnte diesen Posten übernehmen.“
„Als Kapitänin würde sie andererseits ein scharfes Regime führen“, warf Yukimura ein, „das kann uns auch zum Vorteil gereichen. Alternativ biete ich mich auch selbst an. Sie mögen mich als sehr zurückhaltend wahrnehmen, aber ich kann ihnen garantieren, dass ich sehr zielstrebig sein kann, wenn es um meine Aufgaben und Pflichten geht.“
Diese Aussage wurde von expressivem Kopfnicken Decays unterstrichen. „Das kann ich bestätigen.“ Sie wusste sehr gut, wie unnachgiebig er sein konnte. „Und er kann recht gut mit Leuten umgehen.“
Philip hatte den Punkt angesprochen, sich aus der Lösungsfindung aber bisher herausgehalten. Jetzt richteten sich aber acht Augen auf ihn. Sechzehn, wenn man Knuddel mitzählte, was er aber tunlichst vermied. „Ich?“ Er dachte kurz nach. „Nun, zugegeben, ich habe als Sektor- und Schiffswart einige Erfahrung, allerdings noch nie eine wirkliche Führungsposition bekleidet.“ Er sah sich nochmal in der Runde um. „Herr Anthonsen, sie scheinen mir befehlsgewohnt und sehr erfahren. Was ist mit ihnen?“

Rangi machte ein nachdenkliches Gesicht, doch bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, hatte Yukimura noch etwas zu sagen. „So wichtig die Suche nach einer Führungsposition ist, habe ich tatsächlich noch eine dringlichere Frage, die diesen Entscheidungsprozess beeinflussen könnte.“ Er machte eine kurze Pause, bis er sich der Aufmerksamkeit aller sicher war. „Was hat es mit der Notfallnummer auf sich?“
Ratloses Schweigen bemächtigte sich des Raumes, dann folgten alle Blicke dem Yukimuras zu Natalia. „Ah, ja. Nun“, sie wirkte ein wenig verlegen. „Ich hatte überlegt diese Schrift zu entfernen, aber ich dachte, man weiß ja nie.“
Decay war die erste, die ihre Ahnungslosigkeit zum Ausdruck brachte. „Was für eine Notfallnummer? Welche Schrift? Könnte bitte jemand Klartext reden?“
Yukimura blickte unverändert auf Natalia, die einmal tief durchatmete, bevor sie erklärte. „Im Verteilerschacht zur Abfallverwertung ist an einer Wand eine Nummerfolge geschrieben mit dem Verweis, diese im Notfall anzuwählen. Ich habe sie noch nicht überprüft, aus Sorge, damit die Adressaten zu vergraulen oder aufzuscheuchen. Sollte es allerdings ein ernstgemeintes Angebot sein ... warum es von vornherein ausschlagen?“ Sie wartete kurz ab, aber niemand schien sie unterbrechen oder zusätzliche Fragen stellen zu wollen. „Ich habe natürlich versucht, in der Blackbox Hinweise zu finden, aber die ist DNA-verschlüsselt und ohne entsprechende Person oder Probe nicht abrufbar.“
Nach diesem Geständnis, herrschte einige Momente lang Schweigen, bis Rangi anmerkte: „Jedes Schiff hat seine Geschichten und Geheimnisse.“
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 3 "Verlorene Pläne"

Anatasij Forest wusste immer, dass er für Großes vorgesehen war. Er arbeitete hart, nutzte jede Chance, die sich ihm bot, und heuerte als junger Mann auf dem Kommissar an, weil dessen Missionen viel Gewinn und Ansehen versprachen. Dieses Raumschiff wurde 121 Jahre vor dem Krieg in den Dienst der Vodykov gestellt und für den Zweck entworfen, schnellstmöglich Erkundungsteams auf die Oberfläche potentieller Kandidaten für Kolonisation oder Ressourcenabbau zu bringen. Planeten, Monde, Asteroiden, ja sogar Gasriesen und Kometen befanden sich auf der Liste seiner Missionsziele, und in seltenen Fällen sogar noch exotischeres.

Dann begann der Krieg und Anatasij boten sich plötzlich ganz neue Chancen. Aufgrund der Erfahrung der Mannschaft, wurde das Schiff auch für militärische Aufklärungsmissionen herangezogen, außerdem sollten sie manchmal auch kleine Teams von Spezialisten hinter den feindlichen Linien absetzen. Um zu verhindern, dass die dafür notwendigen sensiblen Informationen nicht Feinden in die Hände fallen, wurde die Blackbox genetisch codiert. Nur die befehlsgebende Person oder deren Verwandte ersten Grades konnten die Codierung entschlüsseln. Um aber der Mannschaft auch die Möglichkeit zu geben, die Missionsdetails im Notfall einzusehen, wurde eine Kapsel mit entsprechendem genetischen Material mitgegeben, die allerdings nur für eine einzelne Anwendung reicht und leicht zu vernichten ist, sollten sie von Feinden festgesetzt werden.

Für Anatasij kam es jetzt noch mehr darauf an, im rechten Moment den richtigen Leuten die richtigen Dinge zu sagen, bei positiven Konsequenzen ganz vorne und bei negativen weit hinten zu stehen. So gelang es ihm, mit der Zeit immer weiter in der Rangfolge aufzusteigen, allerdings stellte er zu spät fest, dass Kommandoposten nur an blutsverwandte Mitglieder der Familie Vodykov vergeben wurden. Er fühlte sich um all die Jahrzehnte harter Arbeit betrogen und fasste nun den Plan, den Kommissar und seine Geheimnisse anders an sich zu bringen.

Seine folgenden Versuche, die Tochter des Vorgesetzten des Kommissars zu umwerben, waren nicht erfolgreich, und zuletzt musste er sich eingestehen, dass es ihm nicht gelingen würde, einen direkten Erben verfügbar zu haben. Den Plan gab er aber nicht auf, wenn nicht in dieser Generation, dann sollte es die nächste werden, also heiratete er eine entfernte Cousine, um so zumindest einen Fuß in die Tür der Vodykovs zu bekommen. Die Ehe war für ihn nur ein Mittel zum Zweck, dennoch war ihm seine Frau zugetan, schließlich war er strebsam und erfolgsorientiert. Elf Jahre nach Kriegsbeginn, wurde Kumar geboren.

Kumar wuchs in dem Wissen auf, dass er dazu ausersehen war, eine Vodykov ersten Grades zu ehelichen und das Kommando über den Kommissar zu erhalten. Da sein Vater alles tat, um ihn in den Militärdienst für den Konzern zu bringen, wurde er tatsächlich direkt nach seiner Grundausbildung auf diesen versetzt. Es half auch, dass er sich, während dieser Zeit, mit Angharad Mikhailova angefreundet hatte, die Tochter eben jener Frau, die Anatasij ursprünglich heiraten hatte wollen. Mit geschickten Manipulationen seines Vaters, gelang es Kumar regelmäßig, mit Anharad alleine oder zumindest zusammen zu sein. Zu seinem Leidwesen, war sie aber nur an einer Freundschaft interessiert.

Das war im Plan der beiden Forest-Männer nicht vorgesehen, also griff Anastasij zu einer Notlösung. Er organisierte wieder eine Situation, wo die beiden alleine sein würden und setzte die junge Frau unter Drogen,die sie zu einer leidenschaftlichen Aktion hinreißen sollte. Um sicher zu gehen, dass dabei auch ein Erbe gezeugt würde, und somit ein Grund für eine Ehe, mischte er Medizin zur Empfängnissteigerung darunter. Sein Plan sollte nur halb aufgehen.

Die Leidenschaft übermannte Angharad tatsächlich, Kumar war allerdings nicht auf die Intensität gefasst, mit der sie über ihn herfiel. In dem resultierenden, turbulenten Liebesspiel, beschädigten die beiden jungen Menschen eine Konsole. Leider befand sich der Kommissar gerade auf einer seiner sensiblen Missionen und die resultierende Fehlfunktion machte ihre Präsenz den Feinden bekannt. In dem resultierenden Kampf wurde der Kommissar empfindlich beschädigt, fiel dem Feind in die Hände und nur 5 von den 12 Besatzungsmitgliedern entkamen mit drei der Rettungskapseln. In dem Enterkampf wurde Kumar von seiner Partnerin getrennt, fand sich aber mit seinem Vater gemeinsam in einer Rettungskapsel wieder. Angharad saß mit der Kapitänin, die die junge Frau in total desorientiertem Zustand gefunden hatte, in der zweiten wieder, der erste Offizier saß in der dritten – aber davon wussten die beiden nichts.

Ihre Rettungskapsel wurde von Gesetzlosen aufgegriffen, die sich immer in der Nähe der Frontlinien aufhielten, um von eventuellen Trümmern nützliches abzugreifen. Mit ihrem Plan, so kurz vor der Vollendung vereitelt, schmiedeten Vater und Sohn einen neuen. In diesem Fall war die Beute der Plünderer zwar nicht sofort ertragreich, aber vielversprechend, denn Anatasij versicherte ihnen, dass er ihnen ein Vodykov-Schiff und dessen geheime Informationen zugänglich machen könnte. Die Gesetzlosen erklärten sich einverstanden, die beiden bei ihrer Mission zu unterstützen, mit der Auflage, dass sie getrennt agierten und ein KI-Wachtier bei sich führten, über welches sie überwacht werden können. Anatasij übernahm die Aufgabe, nach Angharad und seinem eventuellen Enkelkind zu suchen, während Kumar Nachforschungen über den Verbleib des Kommissars anstellte.

Die Jahre vergingen, der Krieg endete, und vor einem Jahr konnte Anatasij tatsächlich eine Spur der Vodykov-Tochter finden. Der Drogencocktail war nicht spurlos an ihr vorübergegangen, und sie hatte sich in einen entfremdeten Schatten ihres früheren Selbst verwandelt. Ironischerweise, hatte sie sich der Chemie zugewandt ... oder bewusst, denn ihr ungeborener Sohn war noch in ihrem Leib an den Langzeitwirkungen zugrundegegangen. Diese Informationen hatte der, alte aber noch lebendige Vater, Kumar noch nicht mitgeteilt, als dieser den Kommissar schließlich fand. Notdürftig wieder instandgesetzt und zum Verkauf angeboten, um einen Preis, den er mit geschicktem Verhandeln ausreichend drücken hätte können – wäre da nicht dieser Zwischenfall gewesen.
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 4 "Aufgabenteilung"

Nachdem Rangi, Philip und Decay sich der Reihe nach die Schrift angesehen hatten, versammelten sich wieder alle in der Messe, um die Wahl abzuschließen. Rangi ergriff als erstes das Wort: „Decay sollte den Kapitänsposten übernehmen. Ich finde ein hartes Regime gut, außerdem spricht sie geradeaus.“
„Könnte uns aber nicht gerade das auch zum Problem werden“, warf Philip ein. „Verstehen sie mich bitte nicht falsch, Decay, ich denke hier an die Interaktion mit anderen Parteien.“
Decay reagierte nicht darauf, Yukimura stimmte dem jedoch zu. „In der Tat, das habe ich bisher nicht bedacht. Es machte ein schlechtes Bild, schickte unser Kapitän immer jemand anderen zum Reden vor.“
Jetzt meldete sich Decay doch. „Und du, Yukimura, bist zu glatt. Man muss dich kennen, um deinen Worten eine ernsthafte Drohung zu entnehmen.“ In ihrer verzerrten Stimme klang kein Vorwurf mit und Yukimura schien keinerlei Anstoß an der Kritik zu nehmen. Die beiden kannten einander offensichtlich schon besser.
Natalia richtete sich auf und sah zu Rangi. „Das lässt dann wohl nur noch sie als ernsthaften Kandidaten übrig, Herr Anthonsen. Angsichts ihrer offenkundigen Erfahrung, finde ich das auch angemessen.“
Niemand widersprach. Rangi brummte nachdenklich, es mag sogar ein leichtes Seufzen dabei gewesen sein. Dann nickte er aber entschlossen. „Gut. Unter einer Bedingung.“ Alle blickten zu dem alten Söldner. „Ich will Decay als zweite in der Hierarchie.“
Ein paar kurze Blickwechsel später, klatschte Natalia in die Hände. „Alles klar. Wenn wir Forderungen stellen dürfen, dann mach ich die Technik. So wie ich das verstanden habe, übernehmen sie, Yukimura, dann die Kontrakt-Verhandlungen?“
Der angesprochene bestätigte das mit einem knappen Nicken. „Bleibt noch Herr Veronesi“
Wieder richteten sich alle Augen auf den bisher stillsten Teilhaber des Kommissars. „Nun, dann werde ich Inventar und Instandhaltung übernehmen. Mit solchen Aufgaben bin ich ja vertraut.“

Nachdem es keinerlei Einsprüche zur festgelegten Aufgabenverteilung gab, nahm Rangi eine aufrechte Haltung an und räusperte sich. „Dann also an die Arbeit. Huxtable, ich vertraue ihrer Arbeit, aber checken sie nochmal alle Systeme auf Startbereitschaft. Haben sie auch Flugerfahrung?“
Natalia wackelte mit einer ihrer Hände. „Ich komme klar. Aber wenn das im Ernstfall jemand anderes übernimmt, bin ich nicht böse.“
„Dann werde ich das tun“, stellte Yukimura trocken fest. „Ich habe mir die Passage hierher als Shuttlepilot verdient.“
Decays maskiertes Gesicht drehte sich ganz langsam zu ihrem Kollegen. „Das ist neu.“
Rangi nickte nur knapp. „Gut. Sie übernehmen also bis auf weiteres die Position des ersten Piloten. Decay, gehen sie Natalia zur Hand und lassen sie sich in alles einweisen. Veronesi und ich machen derweil eine Bestandsaufnahme des Lagers und unserer Mittel, ich will mir auch die Blackbox nach Möglichkeit ansehen. Yukimura, sie werden sich nach verfügbaren Kontrakten umsehen. Sobald wir einen kompletten Überblick über unsere Kapazitäten haben, filtern sie bitte jene raus, die wir übernehmen können.“
Philip antwortete mit einem leisen „Ja, Sir“, Yukimura deutete mit dem Kopf eine knappe Verbeugung an und setzte sich in Richtung Schott in Bewegung. Natalia sah abwartend zu Decay, aber diese musterte ihren frisch gewählten Kapitän noch kurz.
Rangi reagierte seinerseits mit einem prüfenden Blick, konnte sie aber wegen der Maske nicht wirklich einschätzen. Er war nicht ganz glücklich mit dem Ausgang dieser Wahl, aber es schien tatsächlich das vernünftigste, dass er Kapitän sein würde. Schließlich wandte er sich von ihr ab und Philip zu. „Sie sehen mir wie ein kräftiger junger Mann aus, Veronesi. Seien sie so gut und helfen sie mir, meine Kryokammer gleich ins Lager zu schaffen, dort steht sie am wenigsten im Weg."

Als die zwei die Messe ebenfalls verlassen hatten, räusperte sich Natalia. „Sir, bitte mir zu folgen.“ Ihr Ton war dabei eine Mischung aus Scherz und Ernst, sie war sich noch nicht sicher, wie die Nummer Zwei der Crew ihre Position exekutieren würde.
Decay reagierte nicht auf die militärische Anrede, setzte sich aber in Bewegung. Gerade von Philip ausgebootet zu werden, hatte ihr nicht gefallen, und Rangi war nicht ihre erste Wahl als Kapitän geswesen. Allerdings hatte sie auch keine schlüssigen Gegenargumente gehabt, also war es wohl akzeptabel. Als sie Natalia folgte, schnitt sie Knuddel den Weg ab, was dieser mit einem Hochzeihen des vorderen Beinpaares und klackernden Mandibeln kommentierte.
„Sir“, beklagte sich Natalia halbherzig, „sie machen Knuddel nervös, wenn sie sich so dazwischenschieben.“
„Dann wird es Zeit, dass Knuddel einen neuen Trick lernt“, antwortete Decay distanziert.
Harte Schiene von Anfang an also, dachte Natalia bei sich und ein klein wenig enttäuscht. „Verstanden, Sir.“

Ein paar Minuten vergingen schweigend, wenn man von der zweckgebundenen Kommunikation absah. „Wie lange kennen sie Veronesi eigentlich schon?“
Als Decay sie so unvermittelt ansprach, und dann noch diese Frage, brachte das Natalia aus dem Konzept. „Hä? ... Ich meine, wie bitte, Sir? Wir sind uns bei dem Verkaufsgespräch zum ersten Mal begegnet.“
Die andere Frau schwieg, wirkte aber nachdenklich, als prüfte sie die Antwort auf ihren Wahrheitsgehalt. Dann erläuterte sie ihren Verdacht. „Sie haben den gleichen Aufnäher auf ihrer jeweiligen Kopfbedeckung.“
Die Pilotin hielt in ihrer Arbeit inne und blickte Decay direkt in die Vertiefungen der Maske, wo die Augen sitzen sollten. „Ernsthaft?“
Decay blickte zurück. „Erntsthaft. Das erklärt auch, warum der andere Kunde derartige Vorwürfe geltend machen wollte, bevor wir hinzukamen.“
Natalia blinzelte ein paar Mal und blickte an Decay vorbei ins Leere. Tatsächlich machte dessen Verhalten dadurch deutlich mehr Sinn. Veronesi hatte wirklich den gleichen Aufnäher? Sie nahm ihre eigene Kappe ab und drehte sie so, dass sie den Aufnäher über dem Schirm lesen konnte. Ein Aufnäher, den sie immer als Witz aufgefasst hatte, der sich aber auch schon als hilfreich erwiesen hatte.
>Help Wanted<
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 5 "Neuer Plan"

Das Auftragsboard zu manipulieren ist kein Scherz, sollte Kumar erwischt werden, stünde er auf der Kopfgeldliste schnell deutlich weiter oben als er es bereits tat – er könnte damit sogar seinen Vater überholen. Zum Glück hatte er zwei Vorteile. Einerseits hatte er sowieso vor, bald hier zu verschwinden, andererseits musste er nicht allzuviel tun, da er wusste, dass die neue Mannschaft des Kommissars knapp bei Kasse war. Ihrem Gespräch nach, sollten sie kaum genug übrig haben, um sich länger als ein Monat zu ernähren. Er musste also lediglich dafür sorgen, dass er einen Auftrag erwischte, der für die Mannschaft machbar, nicht zu weit entfernt und für ihn leicht beeinflussbar war.

Allein hatte er aber nicht die Fertigkeiten dafür, also nutzte er das Geld, das eigentlich für den Kommissar gedacht war, um diese Angelegenheit an einen Kontraktor abzugeben. Aufgrund der Natur dieser Aufgabe, war es entsprechend teuer, aber das Geld war so oder so dafür gedacht, an das Schiff heranzukommen. Der Plan, der ihm schließlich präsentiert wurde, war aber nicht unbedingt das, was er erwartet hatte.

Es war ein fingierter Auftrag erstellt worden, auf der Basis eines echten. Eine Minenbasis auf dem Mond Inauro wollte zum Schutz vor einer konkurrierenden Minencrew Waffen organisiert haben, Kumars Kontraktoren würden den Auftrag annehmen, und zeitgleich einen neuen auf dessen Basis einstellen. Dieser neue Auftrag war derart abgeändert, dass die Crew einen KI-Leibwächter zum Auftragsort bringen sollte, um die Mine vor Aggressoren zu schützen. Der dafür angeworbene KI-Leibwächter würde mit dem zusätzlichen Befehl versehen, den Kommissar nach seiner Ankunft am Abflug zu hindern. Kumar würde mit seinen Kontraktoren folgen und der Minencrew die seinerseits mitgebrachte Waffen im Austausch gegen den Kommissar anzubieten. Aufgrund des „Versagens“ der Kommissar-Crew, würden die Bergleute wohl akzeptieren, da sie damit bekamen was sie brauchten und einer inkompetenten Mannschaft einen Denkzettel verpassten. Den Rückflug auf dem nächsten Rohstofftransporter würden sie sich dann verdienen müssen.

Kumar gefiel diese Herangehensweise, denn über den KI-Leibwächter könnte er so schon Informationen über den aktuellen Kommissar sammeln, bevor er diesen endlich in Besitz nehmen konnte.

Einheit 5 der Kampf-, Gefährdungs- und Attentats-Prävention, kurz CHAP-5 (englisch: Combat- Hazard- & Assault-Prevention), hatte schon einige ungewöhnliche Aufträge absolviert, Sabotage und Spionage waren bisher aber nicht darunter. Zu Beginn hatte CHAP-5 Probleme damit, die geforderten Parameter mit seiner Grundaufgabe in Übereinstimmung zu bringen, aber die Auftraggeber konnten diese Diskrepanzen aufklären. Das betreffende Schiff und dessen Crew liefen Gefahr, attackiert zu werden, und um dies zu vermeiden, musste das Schiff in eine Position manövriert werden, in der gewaltsamer Widerstand keine Option mehr darstellte. So konnten Mensch und Material geschont werden.

Die beigestellten Personenbeschreibungen der Subjekte a bis E halfen CHAP-5 dabei, eines der betreffenden Crewmitglieder aufzuspüren und die notwendigen Routinen einzuleiten. Allerdings war nur für Subjekt A ein Name bereitgestellt worden: Natalia Huxtable, eine nicht unbekannte Person in diesem Ringsektor, aber bisher hatte CHAP-5 keinerlei nähere Daten über sie sammeln können. Eben als CHAP-5 erwog, sich näher über Subjekt A zu erkundigen, nahmen seine Sensoren Subjekt D wahr, denn dieses studierte eben die vorhandenen Aufträge an einem Anschlagsbrett.
„Anfrage“, schnarrte CHAP-5 die Person an, „Suche nach Kontrakt.“
Subjekt D wirkte nur kurz überrascht und reagierte mit einem leichten Lächeln. „Nein, danke. Wir haben keinerlei Verwendung für Leibwachen.“
CHAP-5 prozessierte die Reaktion kurz. „Korrektur. Sie suchen, ich biete an.“
Subjekt D lächelte weiterhin. „Nein. Wir suchen keinen Leibwächter, wir suchen einen Kontrakt, den wir mit unserem Schiff ausführen können.“
„Korrekt.“ CHAP-5 unterstrich die Aussage mit einem knappen Kopfnicken.
Subjekt D runzelte verwirrt die Stirn. „Bitte erläutern sie das genauer.“
„Kontraktangebot. Sie verfügen über ein Schiff, mein Kontraktgeber benötigt meinen Transport. Die Zieldestination befindet sich auf dem Mond Inauro.“
Ein KI-Leibwächter, der damit beauftragt wurde, einen Teil des Auftrages selbst weiterzugeben, das war ungewöhnlich. Yukimura, von CHAP-5 als Subjekt D identifiziert, überlegte, was genau ihn daran störte, kam aber zu keiner rechten Lösung. „Kompensation?“ Er beschloss, die Sache ein wenig auszudehnen, vielleicht half ihm mehr Information.
„Zusicherung zukünftiger Hilfestellung.“

Ein Gefallen also. Ein einfacher Transport vom Ring im Orbit Inauros auf dessen Oberfläche war keine große Sache, die einzigen anfallenden Kosten wären ein paar Tage Verpflegung und der Treibstoff um wieder von dort zu starten. Der Verbrauch für Flug und Landung war vernachlässigbar. Außerdem war Inauro voll von Resten des Krieges, da der Mond einmal das größte bekannte Vorkommen der Kristalle besaß. Jetzt war es ein durchlöcherter Felsbrocken, übersäht mit Schiffswracks und totem Gerät, effektiv die planetare Version des Ringes, der Inauro umgab, denn dieser bestand aus alten Schiffen, Stationen und Satelliten, die es geschafft hatten, die Kämpfe entweder halbwegs intakt zu überstehen oder lange genug in einer Umlaufbahn zu verbleiben um eingefangen und irgendwo festgeschweißt zu werden. Das klang nicht unplausibel und käme ihrer derzeitigen Situation entgegen. „Auftraggeber?“
„Minencrew. Ich bin zum Schutz vor feindlichen Übernahmen bestimmt.“
Auf der guten Seite einer Minencrew zu stehen, war auch keine schlechte Sache. Vor allem, wenn diese Minencrew eine der wenigen glücklichen sein könnte, die noch ein Restvorkommen entdeckt. Eine gute erste Chance, wenn auch gering, so zumindest mit kaum Risiko. „Koordinaten?“
„Diese sind nach Annahme des Kontraktes zugänglich.“ Mit dieser Aussage, wandte sich CHAP-5 selbst dem schwarzen Brett zu und rief den entsprechenden Kontrakt auf, der von Kumars Leuten dort hinterlegt worden war.
Yukimura studierte diesen aufmerksam und grübelte in sich hinein. „Ich werde das mit meinem Kapitän besprechen. Ich nehme an, sie werden hier zu finden sein?“
„Positiv. Meine Designation lautet CHAP-5, sollten sie mich nicht finden können.“
Yukimura nickte knapp und machte sich auf den Rückweg zum Kommissar. Er war von der Interaktion zu abgelenkt, um sich auf die weitere Auftragssuche zu konzentrieren. Wenn er nur wüsste, was ihm an der Sache komisch vorkam.
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 6 "Erste Entscheidung"

Yukimura kam mit einer kleinen Auswahl an Aufträgen zurück, das meiste reine Service-Jobs und Kurierdienste, die den Kommissar entweder gar nicht, oder nur geringfügig involvierten, und die Mannschaft nie in vollem Umfang bedurften. Die Crew saß zusammen und beriet sich.
„Ich bin nicht einer Mannschaft beigetreten, um dann lauter Einzel-Jobs zu erledigen“, brachte Decay die Sache schnell auf den Punkt.
„Nachvollziehbar“, entgegnete Yukimura, „jedoch könnten solche Aufträge helfen, uns im Ring als Schiffscrew bekannt zu machen.“
„Eine Schiffscrew, die nicht als Crew agiert.“
Unerwartet schaltete sich Philip mit ein. „Ich stimme unserem ersten Offizier zu.“ Bei der Bezeichnung richtete Decay sich leicht auf. Es mochte auf andere wie Stolz wirken, Yukimura allein, wusste, dass das auch ihr Equivalent von Irritation war. Philip merkte davon nichts und fuhr fort. „Jedoch leiden wir unter Ressourcenknappheit, was längere Reisen betrifft. Wir haben einen vollen Treibstofftank, aber kaum Vorräte.“
Yukimura nickte bekräftigend. „Das habe ich mir bereits gedacht, weshalb ich diese Sammlung an Kleinstaufträgen zusammengetragen habe.“
„Nichts größeres dabei, was wir als Crew mit dem Kommissar erledigen können?“ Natalia wirkte offen enttäuscht und war sichtlich begierig darauf, das Schiff in Aktion zu sehen.
Yukimura zögerte. „In der Tat gibt es da einen Auftrag, den wir ohne großen Aufwand mit dem Kommissar erledigen könnten. Genaugenommen, könnten sie das sogar alleine, sollten wir ein paar der anderen Kleinaufträge auch annehmen.“
Natalias Interesse war sofort geweckt, jedoch mit Verunsicherung. „Inwiefern, alleine?“
„Ein Kurierdienst zu einer Mine auf Inauro.“
Alle warteten darauf, dass Yukimura mehr dazu sagen würde. Nach einer kurzen Stille, ergriff Rangi das Wort. „Karten auf den Tisch, Yukimura. Was hat es damit auf sich?“
Wieder ließ der angesprochene sich Zeit. „Nicht viel. Ein KI-Wächter soll dorthin gebracht werden. Die Crew der Mine benötigt ihn zur Sicherung. Als Gegenleistung bieten sie einen Gefallen an.“
„Das klingt doch gut.“ Rangi fragte sich, warum Yukimura diesen Auftrag nicht gleich zur Sprache gebracht hatte.
Philip nickte zustimmend. „Einen Minencrew auf Inauro hat sicherlich einiges greifbar, was sie selbst nicht benötigen, für uns aber sehr nützlich sein könnte. Dort unten liegen noch genug Schiffe und Gerätschaften herum, die noch nicht komplett ausgeplündert wurden.“ Er wandte sich dann gleich an Natalia. „Mit Glück sogar ein funktionstüchtiges Modul für den Kommissar. Damit wären wir gleich deutlich marktfähiger.“
Natalia fühlte sich hin und hergerissen. „Stimmt ... aber ...“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe. „Aber alleine kann ich das dann nicht suchen, sichten und bergen, geschweigedenn montieren.“ Dann sah sie zu Yukimura. „Außerdem ... warum haben sie das nicht gleich zu Beginn gesagt? Warum diese ganzen anderen ... Hilfsdienste?“ Ein anderes Wort fiel ihr nicht ein.
Das war allerdings eine gute Frage, die sich mit Rangis Bedenken deckte. „Nun, Yukimura?“
Yukimura atmete einmal tief durch. „Der Auftrag wurde von den zu transportierenden KI-Leibwächter selbst an mich herangetragen. Er hat mir sogar den betreffenten Kontrakt auf dem Board aufgerufen.“
„Ich sehe das Problem nicht“, brummte Rangi.
„KI-Wächter sind reine Schutz-Dienstleister. Dass einer herumläuft und einen Transport zu ihrem Dienstgeber sucht, ist in der Tat ungewöhnlich.“ Natalia hatte als Stationswart öfters mit diesen semiintelligenten Maschinen zu tun gehabt.
Philip fühlte sich ein wenig unwohl, da er ja selbst eine künstliche Intelligenz ist, und ergriff Partei für das Subjekt des Gespräches. „Es gibt durchaus Berichte von KI-Wächtern, die erweiterte Autonomie entwickeln. Vielleicht haben die Mienenleute eine Vermittlung kontaktiert, die auf diesem Weg Zeit sparen möchte.“
Die Crew versank in allgemeines Grübeln, bis Decay die Stille brach. „Ich sage, wir nehmen den Kontrakt an.“ Alle wandten sich erwartungsvoll ihr zu. „Der Kommissar schafft die Landung, unsere Pilotin ist mit ihm vertraut, der Start sollte aufgrund der geringen Gravitation auch kein Problem darstellen. Eine Minencrew auf Inauro ist ein Partner mit großem Potential und Herr Veronesi hat recht. Die Chance, dass wir ein nutzbares Modul finden könnten, verbessert unsere Position für weitere Kontrakte erheblich.“ Insgeheim hoffte sie auf ein Lager- oder Kryomodul, denn damit könnten sie potentiell deutlich größere Strecken zurücklegen, was ihre Reichweite für ihre Mission ebenso erhöhte.
Yukimura tauschte einen Blick mit Natalia, worauf diese wieder an ihrer Unterlippe kaute. Schließlich schnaubte sie. „Gut. Ich bin auch dafür. Aber nicht alleine. Ich will die ganze Crew dabeihaben. Allein wegen der Montage, sollten wir tatsächlich etwas finden.“
Rangi sah sich fragend in der Runde um, Philip zuckte mit den Schultern, Decay nickte nur knapp. „Okay. Aber wir sehen uns dennoch die anderen Kurierkontrakte an, vielleicht können wir auf dem Weg was dazuverdienen. Vorräte zum Beispiel.“ Mit einem Seitenblick auf Yukimuras Pistole, fügte er dann hinzu: „und vielleicht sogar Waffen. Sicher ist sicher.“

In der Tat gab es gleich drei Kurierdienste, die zu naghegelegenen Ringsektoren führten, also beschlossen sie, sich für diese doch kurz aufzuteilen. Der Ring war zu Inauro geostationär, drehte sich also mit der gleichen Winkelgeschwindigkeit und in die gleiche Richtung wie der Mond. Die Sektoren waren grob nach den Winkelmaßen nummeriert, damit man sich leichter orientieren konnte. Der Kommissar lag derzeit an Sektor 279 angedockt, zwei der Kontrakte führten zum Sektor 284 und einer zu 276. Sektor 276 war auch ohne Schiff innerhalb eines Tages zu erreichen, und da Philip und Yukimura beide einen leichten EVA-Anzug besaßen, machten sie sich dorthin auf den Weg. Sie würden versuchen, die Bezahlung in Waffen zu erhalten oder umzutauschen. Der Rest nahm den Kommissar zum Sektor 284, mit dem Ziel die Bezahlung in Nahrung und Wasser umzusetzen, und würde die anderen beiden danach aufsammeln. Philip und Yukimura würden alle paar Stunden einen Bericht über ihren Fortschritt und Standort in das Ringnetz setzen, Rangi wollte diese dann abrufen und beantworten, sobald sie wieder angedockt waren. Funk entlang des Ringes war zwar möglich, aber langsamer und, durch die Unmengen an überlagernden Frequenzen in dem regen Treiben, unzuverlässig.
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 7 "Erste Geschäfte"

„Bist du dir sicher?“ Philip und Yukimura drifteten langsam durch den gebrochenen Verbindungstunnel. Vorsichtig hangelten sie sich von einem Griff zum nächsten, wobei diese meist eher behelfsmäßig waren, stellenweise sogar nur mit Klebeband befestigt. Sie hatten sich mit einem direkten Kabel verbunden, um ungestört miteinander reden zu können, ein paar Griffe vor ihnen, hantierte eine weitere Gestalt in einem EVA-Anzug an einem Schott.
„Ja, und jetzt beruhige dich endlich.“ Yukimuras Stimme war fest und bestimmt. „Wollte er uns reinlegen oder ausrauben, hätte er mehr Aufwand als Gewinn. Hast du seine Blicke nicht gesehen?“
Philips Schweigen schien ihm als Antwort zu genügen.
„Er weiß, dass wir nichts lohnenswertes dabei haben. Außerdem ist er von hier und will es sich sicher nicht mit den Empfängern unseres Pakets verscherzen.“
„Woher willst du das wissen?“ Philip schien nach einem Grund zu suchen, dem Mann, der sich als Baldarich Neroni vorgestellt hatte, nicht zu vertrauen.
„Einfach. Er hat beim Nachdenken nicht uns angesehen, sondern den Blick nach innen gerichtet, sobald wir ihm gesagt haben, wen wir suchen. Er kennt hier also Leute. Außerdem wollte er als Gegenleistung der Vermittler unserer weiteren Transaktionen hier sein, das geht nur, wenn er in diesem Sektor etabliert ist. Fängt er jetzt an, Kuriere von außen abzuziehen, macht er sich nur selbst das Geschäft kaputt.“
Die Diskussion schien damit beendet, auch wenn Philip darüber nicht restlos glücklich war. Baldarichs Angebereien über seine Taten und Leistungen im Krieg, fand der Android nicht sehr sympathisch, und die hochgestylten Robohände schreckten ihn aufgrund derselben mittlerweile ebenso ab.

Die beiden hatten den Mann in einer Seilbahnstation getroffen, die zwei Teilsegmente ihres Zielsektors verband. Während der Wartezeit, hatte Philip ihn wegen seiner künstlichen Hände interessiert angesprochen, woraus sich schnell ein recht informatives Gespräch ergab. Mit wachsendem Unmut, bereute Philip bald, mit Baldarich in Kontakt getreten zu sein, aber Yukimura hatte erkannt, dass dieser versuchte, die beiden auszuhorchen. Information war offensichtlich sein Geschäft, also begannen die Verhandlungen. Am Ende der Gondelfahrt, sagte Philip nichts mehr, Yukimura und Baldarich schlugen aber geschäftsmäßig ein. Informationen über den Grund ihres Hierseins, was sie mit dem Verdienst erwerben wollten, und wie sie wieder von hier weiterzureisen gedachten, waren neben den Vermittlungszusagen die ganze Bezahlung dafür, dass er sie schnell und sicher an ihr Ziel brachte. Denn selbst mit Adresse, war der Weg dorthin oft beschwerlich, wenn man die Gegend nicht kannte.
Baldarich hielt sein Wort. Das Schott brachte sie direkt zu einem Verteilersegment, von dem aus, sie in wenigen Minuten beim Empfänger ihres Paketes ankamen. Tatsächlich hatten sie dann noch eine Stunde mehr Zeit, als gedacht, um ihre Besorgungen zu machen, was durch die Kontakte ihres neuen Bekannten weiter vereinfacht wurde. Als der Kommissar schließlich andockte, besprachen sie sich schnell mit Rangi und dem Rest der Mannschaft, zahlten Baldarichs Händler aus, und präsentierten ihre Erwerbungen.
Rangi, Decay und Natalia hatten Wasser und Proviant für 5 Tage besorgt. Konzentratpaste in Tuben und Pseudobrot, nicht sehr schmackhaft, aber immerhin überlebt man damit. Yukimura und Philip hatten ein Vibromesser, einen Graviton-Dolch und einen KI-Revolver erwerben können, ebenso je ein Magazin Munition für letzteren und Yukimuras Pistole.
„Nicht gerade ein Arsenal, aber was will man mehr, um 300 Holos.“ Rangi wirkte zufrieden. „Gut gemacht, Leute. Und jetzt machen wir uns an unseren richtigen Auftrag.“
Was ermutigend klingen sollte, erzielte leider den gegenteiligen Effekt. Alle hatten plötzlich das Gefühl, niedere Botenläufer zu sein, denn selbst ihr sogenannter richtiger Auftrag war ja nichts anderes als die Zustellung eines humanoiden Roboters. So machte sich der Kommissars also, mit bedrückend schweigender Crew, auf den Weg.
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 8-1 "Reklamation"
Diesen Abschnitt der Geschichte habe ich mit Freunden als One-Shot gespielt, in dem sie die drei >Vorarbeiter< der Minencrew verkörpert haben. Ab dem dritten Absatz ist dies die romanisierte Version der Spielsitzung.


Der Kommissar setzte, nach etwa 17 Stunden ereignislosem Flug, im Sektor 161/48N auf der Oberfläche auf. Die Sektoren des Mondes waren ähnlich nummeriert wie die Ringsektoren. Der Teil nach dem Schrägstrich entsprach dabei dem Breitengrad, jeweils nördlich oder südlich des Äquators. Während der Reise hatte sich die Crew Gedanken darüber gemacht, ob sie eventuelle Angreifer während der Landung ausfindig machen könnten. Eine Sensorenabtastung Rangis während der Landung hatte jedoch keine Signale oder Echos in der Nähe angezeigt.

Yukimura war während des Anflugs bereits mit L.U.H.3417, einer Verwalterin der Minencrew, in Kontakt getreten, um einen möglichst idealen Landeplatz zu finden. In der Tat hatten sie einen eigenen Hangar und das Gespräch erstreckte sich bald weit über die dafür notwendigen Fakten hinaus, denn der Kommissar wurde bereits freudig erwartet. Decay zog sich zurück, sobald sie bemerkte, dass das Gespräch in Geplauder abdriftete. Philip saß interessiert dabei und begann eine Art Bewunderung für Yukimura zu entwickeln, der irgendwie mit jedem freundschaftlich zu interagieren fähig schien. Rangi verfolgte das Gespräch ebenfalls, blickte dabei aber eher nachdenklich, obwohl er gelegentlich mit den Augenbrauen oder Mundwinkeln zuckte. Natalia war anfangs erstaunt, wie viel Leute darüber reden konnten, wie es ist, im Fels zu bohren, jedoch wurde es auch ihr bald zu eintönig und sie folgte schließlich Decays Beispiel.

Nachdem der Kommissar sicher aufgesetzt hatte und die Hangartore die zwar atembare aber unangenehme gelbe Luft der Atmosphäre wieder ausgesperrt hatten, stieg die Mannschaft geschlossen aus. Drei Personen begrüßten sie, besagte L.U.H.3417, der Einfachkeit halber nur "Luh" genannt, und die anderen stellten sich als Ripley und Talo Toecan vor. Bis auf Toecan schienen sie freundlich und einladend, wobei letzterer sich aber auch nicht direkt abweisen verhielt. Decay fand ihn auf Anhieb sympathisch und behilt ihn aufmerksam im Auge - es schien, als erwartete er, etwas zu sehen, was nicht da war und beobachtete dann Natalia und Philip. Erstere war allerdings zu beschäftigt um das mitzubekommen, denn sie nahm seit dem Aufsetzen alles technische im Hangar in Augenschein, ob sich darunter etwas befände, dass sie gebrauchen könnten, ein Minenbetrieb aber nicht. Philip wiederum beobachtete den Austausch zwischen Yukimura und Luh, die einander fast wie alte Freunde begrüßten, sehr aufmerksam.
Als Rangi den gespannten Kunden schließlich CHAP-5 ankündigte und dieser über die Treppe aus dem Schiff stieg, erntete das verwunderte Blicke.

"Äh. Und was ist mit unserer Bestellung?", kam es von Toecan. "Wir haben eine Liste geschrieben."
Auch die anderen beiden wirkten ehrlich irritiert, also hakte Rangi nach. "Was für eine Liste?"
"Waffen", stellte Luh fest. "Wir haben Pistolen, Gewehre, Munition und Nahkampfwaffen zusammengeschrieben."
Ripley führte noch ein paar Details wie Waffentypen und Modellbezeichnungen auf, aber Rangi blendete diese bewusst aus. "Haben sie eine Kopie ihres Originalkontraktes?"
"Ja naturlich haben wir die." Luh holte schnell ein Datenpad und wies das entsprechende Dokument vor.
Tatsächlich war da, fein säuberlich nach Prioritäten aufgelistet, eine Liste der gewünschten Waffen. Yukimura legte sich im Kopf bereits einen Gesprächsverlauf zurecht, um die Verhandlungen für einen Neukontrakt zu führen, sollte es hier zu keiner Einigung kommen. Decay seufzte vernehmlich und rollte knackend ihren Kopf auf den Schultern, ihre "na toll" Geste, Philip blickte nervös zwischen den Leuten hin und her, nur die Mechanikerin war weiter in ihre Bestandsaufnahme und -evaluierung vertieft. Auf der anderen Seite war Toecans Blick, wie zu erwarten, härter geworden und studierte die Kommissar-Crew nun eindringlicher.
Recht unerwartet schaltete sich CHAP-5 mit ein. "Ich verstehe ihre Verstimmtheit. Wenn sie mir erlauben, beweise ich ihnen gerne, dass meine Kapazitäten im Kampf die einer Minenbesatzung mit der vorgelegten Waffenliste aufwiegen."
"Du kannst aber nicht an mehreren Orten zugleich sein", war die knappe Absage von Teocan. Decay mochte in immer mehr. Schade nur, dass er im Moment nicht auf ihrer Seite war.
"Das ist korrekt", bestätigte der KI-Bot.
Nun schaltete sich Rangi wieder ein. "Okay. Hier ist offensichtlich Mist passiert. Wir haben geliefert, aber nicht was bestellt worden ist, obwohl es so in unserem Auftrag steht."
"Aber wo wurde der Auftrag geändert?", ergänzte Luh den Gedankengang.
"Ich entnahm meinen Kontrakt direkt vom schwarzen Brett." CHAP-5 beteiligte sich an der Fehlersuche. "Der Auftrag lautete, sich einen Transport zu ihrer Basis zu organisieren und diese dann zu beschützen. Ich beauftragte den Kommissar mit diesem Transport. Nun bin ich hier. Solange dieser Kontraktes nicht als illegitim bewiesen wurde, bleibt er gültig."
"Dürfen wir diesen Kontrakt sehen?", fragte Luh.
"Positiv."
"Dürfen wir diesen auch überprüfen?", setzte Ripley hinzu. CHAP-5 schien darüber nachzudenken, also fügte sie noch hinzu: "Du kannst vorher unseren Computer checken, ob er deinen Systemen Schaden zufügen könnte."
"Positiv."
"Sehr gut." Meinte Luh allgemein, dann wandte sie sich an Rangi und die Schiffsbesatzung. "Das wird ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, dürfen wir ihnen bis dahin destilliertes Wasser und Proteinrationen anbieten?"
Rangi atmete ein wenig auf, zumindest keine Eskalation. "Wir haben gerade 17 Stunden Flug hinter uns. Wenn es ihnen nichts ausmacht, würden wir uns gerne ausruhen. Aber unsere Mechanikerin ist sicher gerne bereit, sie zu unterstützen, falls sie es wünschen."
"Sie können nach dem Essen gerne die Kojen unserer gerade aktiven Bergleute benutzen", wertete Ripley das Angebot sogleich auf, was Luh enthusiastisch unterstützte.
Sowohl Rangi als auch Decay sahen den Blick von Teocan und das knappe Kopfschütteln, das dieser verzweifelt versuchte, seinen beiden Kolleginen zu vermitteln. Allein deshalb hätte Decay das Angebot gerne angenommen. Die Schiffskojen waren nicht gerade die geräumigsten. Aber Rangi winkte ab. "Danke, wir haben genug Schlafplätze am Schiff. Aber das Wasser nehmen wir sehr gerne an."
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 8-2 "Reklamation"
Diesen Abschnitt der Geschichte habe ich mit Freunden als One-Shot gespielt, in dem sie die drei >Vorarbeiter< der Minencrew verkörpert haben.

Die Crew des Kommissars tauschte sich noch kurz aus. Talo nutzte diese Gelegenheit, um das gleiche mit seinen Kolleginnen zu tun. "Was war das da gerade? Die sollen bei uns pennen? Ernsthaft?"
"Das ist Gastfreundschaft", verteidigte Luh das Angebot.
"Wäre es nach dir gegangen", unterstützte Ripley, "hätten sie sogar vor der Tür landen müssen."
Talo sah die beiden vorwurfsvoll an. "Weil wir sie nicht kennen und die uns auch noch das falsche geliefert haben."
Luh wusste auch dazu was zu sagen. "Aber das wussten sie ja vorher nicht. Sie wollten nur helfen."
Talo atmete einmal tief durch. "Das BEHAUPTEN sie. Und bevor ihr noch was dazu sagt: nein, ihre Kooperationsbereitschaft ist KEIN Beweis für ihre Freundlichkeit. Solange wir nicht wissen, was die genau wollen und was dieser KI-Leibwächter", damit wies er auf CHAP-5, "hier zu tun hat, behalte ich sie und unser Zeug im Auge. Und das gleiche rate ich euch."
Für eine Antwort blieb keine Zeit, da Natalia nun auf die Gruppe zukam. Ihre Leute hatten sich, wie angekündigt, in das Schiff zurückgezogen und nun wollte sie, wie angekündigt, helfen. Mit einem letzten, warnenden Blick, machte sich Talo bereit, zurück in die Basis zu gehen, um das zu tun, was er angekündigt hatte.

Zu dumm, dass die Sicherheitszentrale der alten Basis nicht einsatzbereit war. Als sie sie übernommen hatten, waren gerade noch die Abfallaufbereitung, das Hangartor und die Luftfilter einsatzfähig, obwohl "einsatzbereit" das ein sehr großzügiger Begriff dafür war, was sie vor 4 Jahren vorgefunden hatten. Ein Hangartor das angeschoben werden musste, damit es sich bewegte, Luft die zwar nicht mehr gelb war, aber immer noch so roch wie die Atmosphäre Inauros, und Wasser und Nahrungspaste waren zwar Nahrhaft und nicht ungiftig, aber Geruch und Geschmack erinnerten an das was es war, bevor es durch die Aufbereitung gelaufen war. Talo, Luh und Ripley hatten die Anlage einer verwirrten alten Frau abgehandelt, die ein paar kümmerliche Mineralienerze im Ring angeboten hatte. Keiner wollte die Steine kaufen, weil sie einen seltsamen Schimmer an sich hatten. Ripley war neugierig gewesen und hatte nach dem Schimmer gefragt, da erzählte sie nur von der Mienenbasis, dass sie dort ganz alleine im Fels buddelte und eigentlich nur genug Holos für ein normales Zuhause haben wolle. Die drei Freunde - wie es zu dieser Freundschaft kam, werden wir vielleicht ein andermal erfahren - entwickelten die Idee, der Frau eines ihrer kleinen Quartiere im Ring anzubieten und dafür die Mine einzutauschen. Mit den Worten "ein Zuhause!" warf sie sich Ripley um den Hals und besiegelte somit den Tausch. Der seltsam süßliche aber nicht unangenehme Geruch der Frau hing auch heute noch unterschwellig an ihr. Sie warben dann noch zehn Bergleute an, besorgten sich grundsätzliche Werkzeuge und buchten eine Landepassage. Nach und nach hatten sie die wichtigsten Systeme wieder instand gesetzt, soweit diese noch vorhanden waren. Die medizinische Station bestand auch jetzt noch zur Hälfte aus einem ausgesprengten Loch. Ein Andenken an den vergangenen Krieg.

"Und sie sind sicher, dass sie keine Hilfe benötigen?" Natalia schien ein wenig enttäuscht, dass sie ihre Fähigkeiten nicht nutzbringend anwenden konnte.
"Danke", versicherte Ripley ihr, "das wird nicht nötig sein." Irgendetwas von Talos Predigt war doch hängen geblieben und sie fühlte sich wohler, wenn sie die Analyse von CHAP-5 doch eher alleine unternahm.
Talo betrachtete derweil neugierig und misstrauisch die hundegroße, mechanische Spinne, die der Frau auf Schritt und Tritt folgte. "Was ist das eigentlich?"
"Ach, das ist Knuddel." Die Reaktion auf den Namen war irgendwie fast immer die gleichen. "Er folgt mir und beschützt mich. Manchmal hilft er auch."
Talo zog die Augenbrauen hoch und schüttelte kurz den Kopf, dann ging er endgültig aus dem Hangar. Ripley’s Blick war offen irritiert. Luh jedoch wirkte entzückt und schien die Spinne für einen Moment tatsächlich in die Arme schließen zu wollen, dann wandte sie sich mit offenem Lächeln an Natalia. „Sagen sie, haben sie schon mal von der Unionistischen Kirche des Steins gehört?“
Natalia verneinte, schien aber zumindest nicht abgeneigt, weiter zuzuhören. Ripley kannte diesen Satz von unzähligen anderen Situationen und sah das als gutes Stichwort, ihre Arbeit mit CHAP-5 zu beginnen. Luh und Natalia würden jetzt mindestens eine viertel Stunde quatschen – okay, hauptsächlich Luh. Diese Kulte waren im Universum so zahlreich wie die Sterne selbst, manchmal dachte sie, dass es sogar mehr geben müsse.

CHAP-5 war mit seiner Systemprüfung der Minenanlage-Computer schnell fertig. Nichts, was für seine Funktionstüchtigkeit oder Individualität eine Gefahr darstellte. „Sie können mit ihrem Datencheck meines Kontraktes beginnen, Ripley.“
„Alles klar“, meinte diese fröhlich, „dann wollen wir mal loslegen.“ Es war ewig her, seit sie mal wieder in einem fortschrittlicheren System herumstöbern konnte. Sie schwamm durch die Zahlen und Daten des Codes, aus dem der Kontrakt zusammengesetzt war und sah sich alles ganz genau an. Es war ihr Kontrakt, ident bis auf den Unterschied, dass der eine ihre Waffenbestellung und der andere den KI-Leibwächter beinhielt. Und dann waren da noch die Bearbeitungsspuren, die zwar professionell verwischt worden sind, aber dennoch aufspürbar. Irgendjemand hatte dazwischengefunkt.
Als sie CHAP-5, Natalia und Luh darüber in Kenntnis setzte, meinte der KI-Leibwächter nur: „Die Tatsache, dass mein Kontrakt eine veränderte Kopie des ihren ist, löst die Gültigkeit des meinigen nicht auf. Ich bin nach wie vor beauftragt, die Mine und ihre Betreiber zu beschützen.“
Ripley strahlte in die Runde. „Der Logik einer KI gibt es einfach nichts entgegenzusetzen.“
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Zusatz "Schicksalsfäden"
Oder: Das kann passieren, wenn ich für einen NSC nur eine kurze Motivationsbegründung suche.

Marita Rim Demi Halimatu Ó Cléirigh hatte ein Geheimnis, eines dass sie niemandem anvertrauen konnte, und dafür gab es zwei Gründe. Der erste ist, dass ihr die Leute oft nicht glaubten, sie danach aber für verrückt hielten und mieden oder sogar versuchten, ihr „nur zu helfen“. Der zweite war, dass ihr die Leute manchmal doch glaubten und sie mit Fragen bestürmten oder mit Gewalt zwingen wollten, für sie zu arbeiten. Dieses Geheimnis hatte dafür gesorgt, dass sie bis vor Kurzem dort aufhielt wo sich ihr Schicksal für immer verändert hatte. Zusammen mit einer Gruppe auf Inauro gestrandeter, die nichts von ihrem Geheimnis wussten, betrieb sie ihre alte Forschungsbasis als Mine.

Noch während des Krieges, führte sie Untersuchungen an den Kristallen durch. Das Labor war als Prospektorenstation getarnt aber intern schwer bewacht. Sie hatten sogar einen eigenen Minenschacht, der zu einem minderwertigen Vorkommen führte. Nicht genug, um als relevantes Ziel zu dienen, aber ausreichend für die Experimente, die sie unternahmen. Sie wollten weitere Potentiale und Anwendungsgebiete für ihren Konzern erkunden, der diesem einen großen Vorteil im Krieg verschaffen sollte. Sie war eine der führenden Kräfte auf diesem Gebiet und ein wohlgehütetes Geheimnis des Konzerns. Sie hätte ihre Kapazitäten für weit besser bezahlte Positionen anbieten können, aber sie hatte eine große Schwäche – sie überlebte gerne. Und so kommen wir zu dem großen Geheimnis, von dem wir anfangs so gekonnt abgebogen sind.

Als Marita noch jung gewesen ist und noch nicht so recht gewusst hat, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte, war ihr ein Mann begegnet der seltsam süßlich gerochen hat. Nicht unangenehm, aber der Geruch hatte ihn umgeben wie eine Aura, unabhängig wie sich die Luft bewegt hatte. Er hatte etwas bei sich gehabt, dass sie interessiert hatte. Was es genau gewesen ist und was sie dafür eingetauscht hat, interessiert uns hier nicht, wohl aber das kleine Detail, dass er sie dafür umarmt hat. Es war so plötzlich geschehen, dass sie nicht einmal wegzucken hat können und genauso schnell wieder vorüber. „Sieh deinen Weg“, hatte er abschließend noch gesagt, seine Waren zusammengepackt und war in der Menge verschwunden. Sie hatte ihn nie wieder gesehen, nur sein Geruch blieb an ihr haften. Im Verlauf der nächsten Tage hatte sie außerdem immer öfter das Gefühl gehabt, etwas zu sehen, was anderen entging. Es war ihr wie Fäden und Bänder erschienen, die alles und jeden miteinander verbanden. Diese Fäden schienen auch Dinge voranzukündigen, die erst noch geschehen würden. Nach und nach hatte sie gelernt, diese Dinge zu erahnen, doch wann immer sie darauf reagiert hatte, hatte sich das Geflecht geändert und sie musste sich immer neu orientieren.

Das relevanteste an dieser neuen Sicht der Dinge war aber, dass sie manchmal auch sah, wo diese Fäden und Bänder endeten. In Löchern. Einfach betrachtet, könnte sie diese als „schwarz“ bezeichnen, doch das wäre inkorrekt und sie hatte immer schon einen Hang zu Präzision. Was aber noch viel beunruhigender an diesen Löchern war, sie reagierten auf Marita. Ließ sie sich in ihrem Handeln zu sehr von den Bändern beeinflussen, entwickelten die dazugehörigen Löcher etwas, das sie als „Zähne“ bezeichnen hätte können. Dann spuckten sie entweder ein Knäuel ihres Bandes aus, das sich neu in das Gewebe einfügte, oder sie fraßen es in Windeseile auf. Und wenn ein Loch sein Band ganz aufgefressen hatte, dann endete auch das, woran es hing. Zuerst hatte sie versucht, die kommenden Enden zu verhindern, nicht ohne Erfolg, doch auch nicht ohne, teils katastrophale, Nebenwirkungen. Oft, wenn sie ein Loch dazu bringen hat können, sein Band nicht zu verschlucken sondern zu verharren oder etwas davon wieder auszuspucken, begannen andere, schneller zu fressen. Sie war dazu fähig, den verlauf und das Schicksal aller Dinge sehen zu können, und gleichzeitig dazu verdammt, nichts daran ändern zu dürfen ohne schlimmeres zu riskieren.

Ihre Geistige Gesundheit verlor sie daran nur deshalb nicht binnen kürzester Zeit, weil sie ihren eigenen Faden ebenso sehen konnte. Sie lernte schnell, jene Windungen, Kreuzungen und Abzweigungen zu erkennen, die ihr Schaden zufügen würden und mied diese. Sosehr sie sich auch davor fürchtete, anderen mit ihren Handlungen ein verfrühtes Ende zu bescheren, noch mehr fürchtete sie sich davor, vom eigenen Faden in dessen Loch gesogen zu werden. unaussprechliche Dinge hausten in diesen Löchern. Dinge, die gierig nach dem lechzten, woran ihre Fäden hingen, und die nur mit Hass und Enttäuschung reagierten, wenn ihnen ihre Beute vorenthalten wurde. So folgte sie ihrem Pfad, stets darauf bedacht, ihre Entscheidungen so zu fällen, dass sie möglichst wenig daran ändern müsse. Stets die Augen verschließend vor den Schicksalen, die andere dafür in Kauf nehmen mussten, aber niemals vergessend, dass es immer ihr Überleben war, das das der anderen in Frage stellte. Paradoxer Weise führte sie das auch nach Inauro, in das Zentrum des Krieges. Die Vernunft hätte ihr gesagt, dass es Wahnsinn war, doch der Vernunft lauschte sie zu diesem Zeitpunkt kaum noch. Sie hatte einen Weg gefunden, mit minimalen Änderungen zu überleben und doch einen angesehenen Lebenszweck zu erringen. Bis auch das zusamenbrach.

Eines Tages brach eine Schürfmannschaft in ihrem Minenschacht in einen kleinen Hohlraum vor, dessen Oberflächen von einer Art floureszierendem Schimmel bedeckt waren. Einzig ein seltsamer Kristall war davon unbetroffen. Die Leute brachten ihn sofort in Maritas Labor, da sie vermuteten, dass es eine neue Variante des so heftig umkämpften Rohstoffes sein könnte. Als Sie das Fundstück sah, befahl sie den Leuten, ihn zurück an den Fundort zu bringen, damit sie diesen in so unberührtem Zustand wie möglich studieren könne (eine Lüge) und schickte anschließend alle, die damit in direkten Kontakt gekommen waren, in die Medizinstation. Dort wurden diese Leute sofort unter Quarantäne gestellt, da sie mit einem unbekannten, radioaktiven Schimmelpilz in Kontakt gekommen waren (eine Teillüge). Anschließend rief sie jenen ihrer Assistenten zu sich, von dem sie anhand der Fäden wusste, dass er der Spion eines Konkurrenzkonzerns war, und tötete ihn. Sie nahm dessen versteckte Code-Kapsel an sich und schickte eine Nachricht an seine Arbeitgeber, mit einer klaren Botschaft und den Koordinaten der Forschungsbasis (nicht ganz korrekt). Danach packte sie ihre wichtigsten Utensilien zusammen und begab sich hinunter in den Hohlraum, in dem der Kristall gefunden worden war. Der Schimmel dort hatte einen seltsamen Geruch, der ihr sehr vertraut war.

Den Einschlag des Torpedos in die Quarantänekammer der Krankenstation spürte sie bis hinunter durch den Fels vibrieren, bevor ihre Kryokapsel ihr das Bewusstsein nahm. Das darauf folgende Überfallkommando bekam sie nicht aktiv mit, was dieses aber aus den Datenbänken ihres Labors mitnahm, trieb die Gewalt des Krieges in neue Höhen und führte recht bald zu dessen Ende. Jahrzehnte danach weckten sie die Systeme ihrer Kryokapsel, da deren Energiereserven, wie berechnet, zur Neige gingen. Den seltsamen Kristall ließ sie, wo er war und verlegte den zugang zur Kammer mit Geröll. Der Schimmel hatte sich mittlerweile über den Stollen bis in die Basis ausgebreitet und haftete auch an Marita selbst. Sie zerlegte die Kryokapsel, setzte damit die Systeme der Basis wieder notdürftig instand und schickte ein Signal ab. Vor Jahrzehnten bereits genau abgestimmt, um die richtigen Fäden mit der Basis zu verknüpfen, die den ihren maximal oberflächlich berühren würden. Viele dieser Fäden sind mittlerweile verschlungen worden, und sie hatte seit ihrem Erwachen auch keine mehr gesehen. Eine dieser Personen, zu denen jene Fäden gehörten, umarmte sie, wie es damals der fremde Mann bei ihr gemacht hatte. Der Name dieser Person blieb Marita verborgen, und sie war glücklich darüber, zur Abwechslung mal nicht zu wissen, ob sie ihr je wieder begenen würde, um zu erfahren, dass diese Person Ripley hieß.
 
Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 8-4 "Reklamation"
Diesen Abschnitt der Geschichte habe ich mit Freunden als One-Shot gespielt, in dem sie die drei >Vorarbeiter< der Minencrew verkörpert haben.

„CHAP, sicher sofort den Hangar!“, brüllte Talo dem KI-Leibwächter durch die offene Türe zu.
„Verstanden.“ Der Roboter wandte sich sofort um und rannte los.
„Und was machen wir?“ Die vier Mienenleute sahen ihren Boss verunsichert an.
„Wir bleiben zusammen und suchen Pepi.“ Im Leitungsquartier waren sie nicht fündig geworden, also folgten sie jetzt dem Gang zurück. Irgendwo musste der Kerl ja sein, und soviele Verstecke gab es auf der Basis nicht.

Luh hatte sich schnell nach irgend etwas umgesehen, dass als Waffen benutzt werden konnte. Eine gebrochene Stabilisierungsstange musste als Speer für Jeff herhalten, ein ausgedientes Ventilationsblatt als Schwert für sie selbst. So bewaffnet, eilte sie so schnell sie konnte vom Minenaufzug zurück Richtung Hangar. Jemand drang in ihr Zuhause ein, vielleicht sogar, um ihre Gemeinschaft zu bedrohen, und dieser Jemand würde dafür bezahlen.

Ripley vergaß sofort ihre Spurensuche bei der Toten und rannte so schnell sie konnte zurück in den Hangar. Am Kommissar vorbei konnte sie nicht viel mehr erkennen, als dass sich die Hangatore wirklich öffneten und die gelblichen Nebelschwaden der Mondatmosphäre hereinließen. Sie sprang zur Steuerkonsole und hieb auf den Schalter für die Notschließung der Tore. Diese setzten ihre langsame Bewegung allerdings unbeirrt fort. Mit einem lauten Fluch sprintete sie quer durch den Hangar zur anderen Tür, die unter anderem zur Steuer- & Kommunikations-Zentrale führte. In der Bewegung warf sie einen Seitenblick zum offenen Spalt und sah bereits eine Silhouette, die sich hereinschob.
„Bleib stehen oder wir schießen!“, rief auch sofort eine grobe Stimme von dort, was Ripley nur zu noch schnellerem Tempo antrieb. Nur noch ein paar Schritte trennten sie von der rettenden Tür, als ein Schuss krachte. Innerlich darauf vorbereitet, den ziehenden Stoß eines Projektils zu spüren, das ihren Körper durchschlug, spürte sie nur ein Zupfen an ihrem Hosenbein, als dieses zwischen ihren im Lauf gestreckten Beinen hindurchpfiff und dann irgendwo von einer Wand abprallte. Erleichtert stellte sie fest, dass sie noch lebte, panisch, dass sie vor der Tür halten musste, um den Öffner zu betätigen.
Gerade als sie langsamer werden wollte, glitt die Tür von selbst zur Seite. CHAP-5 stand im Rahmen, sein Gewehr schussbereit. Ohne groß nachzudenken, warf sie sich an dem Kämpfer vorbei und aus der Schusslinie. Keine Sekunde zu spät, denn noch während sie an ihm vorbeizog, gab dieser einen Feuerstoß in Richtung Tor ab.

Talo hörte die Schüsse und sah sich schnell um, ob jemand seiner Leute umdrehen wollte. Sie bewegten sich schließlich direkt auf das Feuergefecht zu. Offensichtlich blieben die vier aber lieber in der Nähe des einzig ordentlich Bewaffneten unter ihnen. Gerade als die Gruppe den Verbindungsgang zum Hangar erreichten, kam ihnen Ripley entgegen.
„Die Notschließung funktioniert nicht“, stieß diese abgehackt hervor. „Ich versuchs von der Steuerzentrale aus.“
Talo wollte seiner gleich weiterhetzenden Kollegin etwas erwiedern, doch etwas aus dem Augenwinkel lenkte ihn ab. In dem Gang zum Hangar gab es eine weitere Tür, die zur Sicherheitsstation. Außer als Ersatzteillager, hatten sie diese bisher nicht benutzt, da es wichtigere Systeme gegeben hatte, die instand gesetzt worden waren. In der schief im Rahmen hängenden Tür, hatte sie ein Gesicht gesehen, dass sich schnell wieder zurückgezogen hatte. Pepi.
Immer ein Auge auf den Rücken von CHAP-5 haltend, der das Gewehr nach wie vor auf Ziele außer Talos Sicht richtete, ging er vosichtig näher. „Pepi? Bist du das da drinnen?“ Keine Reaktion. „Ich weiß, dass du da bist. Ich hab dich gesehen. Komm da raus.“
„Hier drinnen ist es sicherer“, kam schließlich eine Antwort, „ihr solltet lieber reinkommen.“
Talo ließ sich nicht darauf ein. „Wir haben einen KI-Leibwächter, der uns Deckung gibt. Da drinnen sitzen wir in einer Sackgasse. Also komm jetzt raus.“

Auch in der restlichen Basis war das Waffenfeuer zu hören gewesen. „Komm Jeff, die machen wir fertig!“ Luh war wie im Wahn und riss den Minenarbeiter mit ihrer Energie einfach mit. Sie achtete nicht darauf, ob er ihr folgte, hörte aber seine Schritte stets einen meter hinter sich. Mit vollem Schwung rannte sie in den Hangar, sah CHAP-5 in der anderen Tür stehen, die Waffe leicht nach unten gerichtet, den Blick zum sich immer noch öffnenden Hangartor. Auch ihr versperrte der Kommissar die Sicht, aber sie rannte einfach weiter und um das Schiff herum.
Fünf Angreifer hatten sich bereits hereinbewegt und Stellung bezogen, einer mit Gewehr reagierte sofort auf sie und drückte ab. Er hatte wohl damit gerechnet, dass sie den Kommissar als Deckung nutzen würde, denn sein Schuss ging zwischen ihr und dessen Bordwand vorbei. Brüllend und mit erhobenem Ventilatorblatt stürmte sie auf ihn zu, die anderen völlig ignorierend, Jeff direkt hinter ihr. Panisch lud der Mann seine Waffe durch, während auch ein Schuss eines seiner Kollegen von der Seite Luh verfehlte. Im letzten Moment riss er seine Waffe nochmal hoch und feuerte. Die Kugel zischte knapp an Luh vorbei und durchschlug Jeffs linken Oberarm. Bis auf ein schmerzerfülltes Grunzen gab der aber keinen Laut von sich und folgte seiner Chefin. Mit stolzem Grinsen ließ sie ihre improvisierte Waffe herabsausen.

Ripley hatte derweil die Steuerzentrale erreich und tippte verzweifelt auf der Konsole herum. Keine Notverriegelung, kein Alarm, aber zumindest konnte sie ein Notsignal absetzen. Wann und welche Hilfe eintreffen würde, stand aber wahrlich in den Sternen. Sie hielt sich nicht mit der frustrierenden Situation auf, sondern kehrte sofort zu den anderen zurück.
Pepi hatte sich schließlich doch dazu durchgerungen, aus seinem Versteck zu kriechen, schien sich dabei aber äußerst ungeschickt anzustellen. Während Talo wartete, hatte er mitbekommen, dass CHAP-5 nicht mehr feuerte, sondern die Waffe sogar gesenkt hatte. Nun reichte es ihm endgültig. Er zog seine eigene Pistole, richtete diese aus kürzester Distanz auf den KI-Leibwächter und drückte ab. Funken stoben aus der Eintrittsstelle und eine dünne Rauchsäule entwickelte sich, doch das Ziel hatte sich im letzten Moment noch zur Seite gedreht.
„Keine gültigen Ziele. Selbsterhaltung gefährdet. Not-Primär-Protokoll aktiviert“, schnarrte dessen mechanische Stimme. „Angreifer kontraktgesichert. Not-Sekundär-Protokoll aktiviert.“ Sein seelenloser Blick suchte die Umstehenden ab und blieb an Pepi hängen, der sich eben endgültig durch die defekte Tür gezwängt hatte. Das Gewehr in die Schulterhalterung zurückschiebend, griff der Roboter mit seinem anderen Arm nach Pepi.
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere - Teil 8-5 "Reklamation"
Diesen Abschnitt der Geschichte habe ich mit Freunden als One-Shot gespielt, in dem sie die drei >Vorarbeiter< der Minencrew verkörpert haben.


Luh’s Behelfsschwert schlug mit metallischem Klang gegen den hastig hochgerissenen Gewehrlauf. Sie musste einen kleinen Ausfallschritt machen, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Dadurch musste Jeff ebenfalls ausweichen und konnte den so festgenagelten nicht ordentlich angreifen, allerdings verfehlte der Gewehrkolben des zweiten Angreifers Luh ebenso, der nicht das Risiko eingehen wollte, seinen Kollegen mit einem Schuss zu treffen. Die anderen drei Angreifer und noch drei weitere von draußen, liefen an den Kämpfenden vorbei, um tiefer in die Basis einzudringen. Offensichtlich hatten sie vollstes Vertrauen in die Überlegenheit ihrer Kampfstärke gegen einfache Minenleute.
Ein Irrtum, wie sich herausstellen sollte, denn Luh wirbelte zu ihrem neuen Gegner herum und zog diesem die Kante des dünnen Ventilatorblattes quer über den Bauch. Blut quoll sofort aus der Wunde und wohl noch etwas mehr, denn der Getroffene versuchte eben das mit beiden Händen zu verhindern, während er schreiend in die Knie sank. Diese unerwartete Wendung gab Jeff die Möglichkeit, dem knienden Schützen seinen Speer in den Oberschenkel zu rammen. Jedoch hatte die schnelle Bewegung auch Luhs Halt an ihrer Waffe überbeansprucht, denn das kantige Metall biss auch ihr schmerzhaft in die Handflächen.

Ripley war geistesgegenwärtig hinter den KI-Leibwächter gesprungen und hatte ihm das Gewehr entrissen, bevor dieses in der Schulterhaterung einrasten konnte. Talo folgte der Bewegung des Roboters mit seiner Waffe und schoss ein weiteres Mal, doch die Kugel ging fehl und durchschlug stattdessen den Unterkiefer eines Arbeiters, der mit einem Schmerzensschrei zu Boden ging.
Pepi sah mit Entsetzen CHAP-5 mit ausdruckslosem Robotergesicht auf sich zukommen und warf sich gerade noch zur Seite, um dessen greifendem Arm zu entgehen. Als Ripley das erbeutete Gewehr hob, um ebenfalls zu feuern, sprangen die anderen Minenleute auseinander, um nicht auch in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Der Abzug blockierte jedoch. Die Waffe war offensichtlich auf ihren Eigentümer codiert. Sie beschloss kurzerhand, es als Keule zu benutzen und ging von hinten auf Chap-5 los. Talo pfiffen derweil zwei Kugeln um die Ohren, denn die heranstürmenden Feinde hatten die Tür erreicht.

Zwei der Angreifer waren jedoch zum Hangartor zurückgeeilt, da ihre zwei Kollegen dort verwundet worden waren. Einer davon stieß Luh sein Messer in den Rücken, glitt aber an einer Rippe ab. Den Stoß nutzend, rollte sie nach vorne ab, ergriff das fallengelassene Gewehr ihres Opfers, kam auf einem Knie wieder hoch und schoss dem Messerstecher durch den Hals. Das Blut, dass ihr von Händen und Rücken herabtropfte, schien sie in ihrem Kampfrausch kaum wahrzunehmen.
Was sie aber sehr wohl sah, war das Wurfmesser, dass aus Jeffs Schulter ragte. Dieser hatte den knieenden Gegner zwar nochmal verwunden und außer Gefecht setzen können, dabei jedoch den neuen hinter sich nicht bemerkt. Keuchend versuchte er sich mit dem Speer abzustützen, dann viel er um. Luh zögerte nicht lange, legte auf den Messerwerfer an und schoss auch ihn nieder.

Nun standen nur noch vier der Angreifer, und zwar zwischen zwei ihrer Feinde mit Schusswaffe. Zwar gaben sie noch nicht auf, jedoch litt ihr Ziel unter diesem Umstand. Talo hatte das Feuer erwidert und einen weiteren zu Boden geschickt, während hinter ihm Chap-5 weiter nach Pepi griff und von Ripley mit dem Gewehrkolben bearbeitet wurde.
Schließlich ruckte der KI-Leibwächter hoch und hielt etwas in der Hand, dass er seinem Ziel entrissen hatte. Eine etwa buchgroße Tasche, die einen sehr tiefen, brummenden Ton von sich zu geben begann, mehr spür- als hörbar. Als das Vibrieren fast jedes andere Geräusch ausgeblendet hatte, erschien eine quecksilbern schimmernde Scheibe direkt neben CHAP-5, wie ein senkrechtes Loch in der Realität, begleitet von einem hochfrequenten Piepsen. Die Schläge von Ripley völlig ignorierend, obwohl sie sichtbar Schaden anrichteten, schritt der Roboter hindurch. Sofort begann sich die Scheibe wieder aufzulösen, wie eine platzende Seifenblase in Zeitlupe. Ripley machte einen Satz nach vorne und verbog sich im Sprung so, dass sie die sich zerfasernde Fläche noch mit ihrem ganzen Körper erwischte, dann war sie weg.
„Ich glaube, es wird Zeit, dass ihr aufgebt.“ Rangis Stimme brachte alle wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Die Crew des Kommissars stand auf dessen Rampe, ihre eigenen Waffen auf die Angreifer gerichtet.
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere – Intermezzo „Hinter dem Spiegel“
Diesen Abschnitt der Geschichte habe ich mit Freunden als One-Shot gespielt, in dem sie die drei >Vorarbeiter< der Minencrew verkörpert haben.

Ripley spürte, wie die Ränder des sich auflösenden Portals an ihr rissen zogen. Als sie das Dunkel umfing, federte sie ihre Landung instinktiv in den Knien ab, jedoch spürte sie keinen den Boden unter ihren Füßen kaum. Auch hörte sie Dinge die ihre Ohren verleugneten absolut nichts. Um sie herum gab es nichts, was das Auge zu erfassen bereit war alles finster, bis auf ein Herz aus Nichtsein einen großen Kristall, der nur durch die blauen Adern Linien sichtbar war, die ihn durchzogen aber kein Licht abgaben. Davor, sie erahnte es mehr als es zu sehen, die Silhouette von CHAP-5. In seiner Hand einen Klumpen Nichts etwas mit ebensolchen Adern Linien, dass er langsam zu dem großen hochhob.

Jetzt erkannte Ripley Wunden dunkle Stellen in dem Herz aus Nichtsein großen Kristall, wo keine Adern pulsierten Linien verliefen. Sie sprang sofort auf und lief auf CHAP-5 zu, wollte das Werk, das Talo und sie begonnen hatten, vollenden. Sie spürte, wie sich ihr Körper bewegte, doch an der Ewigkeit dem Abstand zu CHAP-5 änderte sich nichts. Sie erinnerte sich an die Waffe, die sie dem Roboter abgenommen hatte, sie befand sich noch in ihren Händen. Die Blockade des Abzugs war elektronisch ausgelöst, aber es gab meistens auch eine mechanische Komponente. Sich nur auf ihren Tastsinn verlassend, fingerte sie ihre Kleinwerkzeuge heraus und begann damit, die Waffe teilweise auseinanderzunehmen. Quälend langsam löste sie Bolzen, Federn und Schrauben. Ebenso schleifend langsam näherte sich der Klumpen Nichts kleine Kristall der Wunde dunklen Stelle.

Endlich spürte sie, wie der Sicherungsriegel aus seiner Führung glitt. Sie hob das misshandelte Gewehr an ihre Schulter. Vorsichtig, damit es nicht endgültig auseinanderfiel. CHAP-5 hatte sein Ziel fast erreicht. Ripley zielte genau, atmete ein, und langsam wieder aus, krümmte den Finger langsam um den Abzug und überwand den Haltepunkt. Ein kaum merklicher Ruck ging durch den Schaft der Waffe. Noch etwas anderes hatte sich im Gewehr gelöst, dann schlug der Rückstoß gegen ihre Schulter und Hitze explodierte in ihrem rechten Auge und auf ihrer Stirn.

Sie wusste nicht, ob sie getroffen hatte, jedoch ging sie nicht davon aus, da die Silhouette von CHAP-5 keinen Ruck gemacht hatte. Das Einzige, was sie noch sah, war wie Chap-5 den Klumpen Nichts das kleine Stück in das Herz aus Nichtsein den großen Kristall einsetzte. Dann implodierte die Leere wurde sie endgültig ihrer letzten Wahrnehmungen beraubt und begann nie existiert zu haben.
 
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Death in Space (DarkSciFi-W20-System) - Eine Geschichte der Leere – Teil 8-6 "Reklamation"
Diesen Abschnitt der Geschichte habe ich mit Freunden als One-Shot gespielt, in dem sie die drei >Vorarbeiter< der Minencrew verkörpert haben.

Die Angreifer blickten ein paar Mal zwischen den Minenleuten, der Schiffscrew und der Stelle an der CHAP-5 verschwunden war hin und her. Dann ließ einer von ihnen theatralisch seine Waffe fallen und der Rest tat es ihm gleich. „Unser Ziel ist weg, damit auch unsere Aussicht auf Bezahlung. Wozu also noch Leben verschwenden.“
Talo begann damit, die Waffen einzusammeln, während Luh sofort zu Jeff stürzte und erleichtert feststellte, dass dieser noch atmete. Auch der Arbeiter, den Talo unbeabsichtigt angeschossen hatte, war noch am Leben, ebenso zwei der vier niedergestreckten Angreifer. Die Crew des Kommissar half mit, alle zu versorgen, die ärztlicher Versorgung bedurften.

„Du schaffst das, Jeff. Du stirbst nicht. Wir kümmern uns um dich.“ Luh wich nicht von Jeffs Seite, bis er voll verbunden war.
„Verzeihung ... Luh war der Name?“
Dankbar aber auch irritiert ob der Störung blickte Luh zu dem Sprecher auf. „Ja?“
„Jetzt wären sie an der Reihe. Würden sie sich bitte freimachen?“ Yukimura deutete auf ihren Rücken, der immer wieder zu bluten begonnen hatte, da sie sich ständig bewegte.
„Oh, ach das. Das ist nur eine Fleischwunde“, winkte sie ab und entließ mit dieser Bewegung einen weiteren kurzen Schwall ihres Lebenssaftes aus dem Körper.
Behutsam kniete sich der Mann neben ihr hin. „Und damit das so bleibt, versorgen wir sie auch gleich“, sagte er und begann damit, den klebrigen Stoff vorsichtig von den Wundrändern zu entfernen.
Luh ließ es geschehen und half dann auch mit.

Talo übersah die Verschnürung der Gefangenen, wobei er aber auch Pepi nicht vergaß. „Was war das, was der Roboter dir abgenommen hat? Was haben die Kerle“, und dabei deutete er auf die Angreifer, „hier gesucht?“ Talo ahnte die Antwort, aber er wollte es von dem >>Kameraden<< hören.
Pepi blickte nur betreten zu Boden und murmelte etwas vor sich hin.
„Er hat sich gelangweilt.“ Die Stimme gehörte zu jenem der Gefangenen, der als erster die Waffe fallen gelassen hatte. Offensichtlich der Anführer. „Und als ihr einen besonderen Fund gemacht habt, hat er es ausgeplaudert. Nicht wahr, Pepi?“
Der Angesprochene versuchte sich noch kleiner zu machen. Unter Talos Blick hielt er jedoch nicht lange stand. „Tagein tagaus das gleiche. Aufstehn, essen, arbeiten, schlafen gehen. Immer die gleichen Gesichter. Ich hab’s nicht mehr ausgehalten. Aber wo sollte ich hin? Ich hab dann begonnen, in der Kommunikation nach neuen Gesprächspartnern zu suchen. Die waren nett.“
Hämisches Gelächter kam von den Angreifern. „Ja, wir hatten echt gute Gespräche. Er hat uns sooo viel erzählt. Was ihr macht, wie viele ihr seid, von dem besonderen Kristall und dass ihr noch keine Waffen habt um euch zu wehren.“
Mit jedem Satz fiel Pepi mehr in sich zusammen. „Sie sagten, sie würden mich mitnehmen. Sie sagten, es würde niemandem was geschehen. Ich konnte doch nicht wissen ...“
„Dass deine Kameraden nicht spuren, wenn man Waffen auf sie richtet?“, unterbrach wieder der Anführer. „Ja, das kam uns auch ungelegen.“
„Was ist mit dem Tor?“ Talo verhinderte mit seiner Frage weitere Ausschmückungen.
Bisher hatten die anderen Mienenarbeiter mitleidig auf Pepi geblickt, nach den folgenden Worten wurden jedoch einige Gesichter richtiggehend feindselig. „Ich hab die Anlage sabotiert und alles über die Sicherheitszentrale umgeleitet. Von dort hab ich ihnen aufgemacht.“
Talo atmete einmal tief durch. „Und CHAP-5?“
Pepi rührte sich nicht. Als er begriff, dass die Frage an ihn gerichtet war, schüttelte er ehrlich ahnungslos den Kopf. Alle Blicke richteten sich auf die Gruppe gefesselter Übeltäter.
Der Anführer zuckte mit den Schultern. „Wir haben nicht’s mit dem zu tun. Aber wir haben bei unseren Vorbereitungen von dem Kontrakt erfahren und einen Signalcode ergattert, der uns als Mitglieder der Minencrew registriert.“

Ratlose Blicke wurden ausgetauscht, ob dies überhaupt möglich sei, als sich plötzlich die Realität öffnete und wieder schloss. Genau dort, wo sie verschwunden waren, standen CHAP-5 und Ripley. Ersterer aufrecht, ein Arm erhoben aber mit leerer Hand. Zweitere starrte ins Leere und blinzelte ein paarmal, dann rollte sie sich auf dem Boden zusammen und begann zu weinen.
 
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