[JUSTIFY]Sitzung 53 - Der Tag meines Erwachens
Eingepfercht lagen wir in der kleinen versteckten Kammer, hinter dem Gemach von Waergo. Ab und zu hörten wir noch ein paar Laute der Soldaten, die die Kammer durchsuchten, doch auch diese Geräusche versiegten igendwann. Zumindest fürs Erste schienen sie sich beruhigt zu haben und nicht weiter nach Waergo zu suchen. Bargh versorgte seine Wunden. Als er seine blutenden Verbände abnahm, sah ich im schwachen Licht, welches durch die Bretter des Schrankes drang, dass sich bereits einige Schnitte geschlossen hatten. Es war fast als ob man zusehen konnte, wie neues Fleisch und Haut über die tiefen Einstiche wuchs.
Nachdem er seine verbleibenden Wunden gereinigt hatte, legte Bargh die Platten der Rüstung aus Ne’ilurum an, die er dem toten Anführer abgenommen hatte. Auch nahm er Waergos Schild, der aus Erz dieses Minenreiches geschmiedet war. Ortnor ging unruhig in der Kammer hin und her, immer noch mit sich selbst diskutierend. Es war, als ob er mit sich selbst streiten würde. So lamentierte er über unsere nächsten Schritte und drang sich selbst zum Weitergehen. Für mich ist er ein kleiner Wicht, aber was das angeht, hatte er Recht. Wenn wir hier noch länger säßen, alle zusammen auf kleinstem Raum und ich mir seine kleine Gestalt mit den wirren Haaren und dem ständigen Zucken noch weiter anschauen müsste…Der Gedanke ihm zu zeigen was ich tatsächlich kann, erschien mir von Minute zu Minute schöner.
Zum Glück für ihn war Bargh bald fertig und wir traten wieder durch die Rückseite des Schrankes in das vollständig schwarz angemalte Gemach von Waergo hinein. Wir wendeten uns der Türe zu, die vermutlich einen Nebeneingang in das Gemach darstellte. Dann passierte etwas Merkwürdiges: Ich hörte plötzlich ein Flüstern von Stimmen. Im ersten Moment dachte ich es wäre wieder Ortnor, der mit sich selbst redete oder Bargh, der etwas zu mir sagte. Doch es war nicht nur eine Stimme, sondern eine Vielzahl. Leise flüsterten sie in meinen Kopf. Manche redeten Vorwärts, manche klangen so, als ob sie Rückwärts sprechen würden. Auf eine Stimme konnte ich mich konzentrieren und die anderen Stimmen schienen dies zu merken und folgten der einen Stimme wie ein Echo: „Tötet das Fremde, tötet das Niedere, vernichtet die Starren und die Unverrückbaren!“ Das Flüstern hatte nichts Beängstigendes an sich. Im Gegenteil: Ich spürte ein Gefühl des Glücks, wie in einem Rausch. Konnte es sein, dass zum allerersten Mal mein Verbündeter, jene geheimnisvolle Macht, die zwar immer in meiner Nähe aber nie richtig fassbar, direkt zu mir sprach?
Halbohr war es, der mich wieder in das hier und jetzt zurückriss. Er machte sich gerade an der Türe zu schaffen und öffnete sie vorsichtig. Wir konnten alle eine gedämpfte Stimme hören. Sie hielt eine Art Predigt, wobei es sich für mich fast schon nach Hoffnungslosigkeit klang. Ich lauschte eine Weile der Stimme: “Wir müssen jetzt Stark sein; wir sind seiner Heiligkeit verpflichtet. Ehrenhaft wie unsere Vorfahren werden wir einst in sein Reich schreiten. Dort herrscht er grimmig von seinem Thron aus purem Eisen. Sein Name soll geheiligt sein. Wir nennen ihn Laduguer, unser höchster Gott; Gott des Krieges und der Waffen. Er spricht durch mich und da von Waergo keine Spur zu finden ist, übernehme ich die Kontrolle über die Stadt.” Offenbar werden die Lücken in der Herrscher-Reihenfolge sehr schnell geschlossen. Wir schlichen uns leise die Treppe hinab, die sich hinter der Türe anschloss und ich hörte wieder das Flüstern in meinem Kopf. Wieder waren es mehrere Stimmen, wobei mir jetzt klar wurde, dass es eigentlich nur eine Stimme war die aber vielmals sprach. Wieder die Worte wie anfangs, doch jetzt mischten sich andere Worte mit hinein: “Folget der Flamme und der Düsternis, folget ihrem jüngsten Kind”. Konnte die Stimme Bargh damit meinen? Zu dieser Zeit nahm ich es jedenfalls an, also folgte ich den Spuren des großen Kriegers, besser gesagt den Geräuschen seiner Stiefel. Denn als die Türe sich hinter uns schloss tauchten wir wieder in eine tiefe Dunkelheit ein und ich traute mich nicht, Bargh nach einer Fackel zu fragen.
Wir passierten einen kleinen Vorraum und kamen an eine weitere Türe. Die Stimme des Predigers war deutlich dorthinter zu hören und das Flüstern in meinem Kopf schien stärker zu werden. Es machte mir immernoch keine Angst, sondern füllte mich mit Mut. Stumm sah ich in Barghs Augen und konnte sehen, dass auch er etwas spürte. Vielleicht sogar ähnliche Stimmen. In seinem rechten Rubinauge loderte ein grimmiges Feuer. Wissend blickten wir uns an. Ein Wissen, das den anderen verborgen blieb. Halbohr erkannte, dass Bargh kurz davor war in den Raum dahinter zu stürmen. Ihm war klar, dass uns nichts davon abhalten konnte, also machte er sich bereit uns zu folgen.
Bargh stieß die Türe auf und schwang seine Klinge von Schatten und Feuer. Vor uns eröffnete sich eine unterirdische Kapelle, wo jene des stämmigen Volkes der Unterreiche ihrer Gottheit huldigten. Eine langgezogene steinerne Halle, an deren Kopfende sich ein Altar aus einem schwarzen Block befand. Vielleicht aus Obsidian, vielleicht aber auch aus Ne’ilurum. Vor dem Altar brannte in einer Grube ein Feuer, dessen Flammen merkwürdig dunkel züngelten. Überall standen massive Säulen, in denen das Konterfei eines alten stämmigen Gesichtes eingearbeitet wurde, das grimmig dreinblickte. So stellten sich die Duergar wohl ihr Idealbild vor. Hinter dem Altar stand der Prediger, diesmal aus Fleisch und Blut. Mit schütternen, fettigen Haar blickte er in die Kapelle. Dort waren vier weitere Duergar, die seinen Worten lauschten. Ein Priester mit seinen Schülern, vermutete ich. Der Priester trug ein Kettenhemd aus Ne’ilurum, eine schwarze Robe mit dem Symbol des zerbrochenen Armbrustbolzen und neben sich gelehnt, einen großen Kriegshammer, aus Ne’ilurum. Noch hinter den Schülern erblickte ich vier weitere Gestalten - allesamt Spinnenreiter. Sie hatten ihre abscheulichen Tiere vor den großen Portalen positioniert, die vermutlich wieder zum unterirdischen Markt führten, wenn mich meine Orientierung nicht täuschte. Ich blickte in Richtung des Priesters und spürte fast schon schmerzhaft die Falschheit und die Schwäche, die er vertrat. Ich war mir sicher, dass auch Bargh dies spürte. Mit einem Brüllen stürmte er voran auf den Priester hinzu. Seine Klinge lechzte danach diese Falschheit zu bezwingen und die Schatten gierten danach sich zu entzünden. Mit zwei schweren Hieben die eine Spur von Feuern hinter sich herzogen rammte er das Schwert Glimringshert in den Leib des Priesters. Die Gottheit des Fremden vermochte ihn nicht zu schützen. Sah man doch zuletzt die pure Furcht, die sich in seinen Augen widerspiegelte. Mit einem dumpfen Geräusch sank sein Leichnam zu Boden.
Dennoch waren wir hier noch nicht fertig. Es gab schließlich noch weiter Anhänger, von denen wir diese Welt reinigen mussten. Ich beschwor Flammen aus meinen Fingern und fühlte, als ich die Worte sprach, meinen Verbündeten, wie nah er mir war. Weitere Kreaturen badeten in den Feuern und schrien vor Schmerzen. Auch Halbohr und Ortnor waren nicht untätig und kümmerten sich um die Spinnenreiter. Der kleine Wicht vermochte es, einen Strahl aus Blitzen zu beschwören, der durch etliche Spinnen fuhr und diese rauchend zu Boden sinken ließ. Mit einer wundervollen Genugtuung, sah ich den letzten der Akolythen an seinem Blut ersticken, als Halbohr seinen Dolch durch seine Kehle trieb. Da war sie wieder, die Stimme, das Flüstern. Vermutlich war sie die ganze Zeit da gewesen, doch konnte ich sie erst jetzt wieder hören: „Findet den See aus Blut und befreit was unrein, was nicht sein, was jetzt mein!“ Ich folgte dem Klang des Flüsterns. War ich anfangs noch etwas vorsichtig, so gab ich mich dieses Mal dem Singsang hin. Ich stellte mir die Stimme vor, wie sie zu mir sprach. Ich konnte fast fühlen wie aus dem Flüstern eine Hand wuchs, die mich führte in Richtung Bargh. Willig und gehorsam ließ ich mich führen und ging zu Bargh, der gerade noch mit einem der Spinnenreiter stritt. Dieser schaffte es gerade noch sein Horn zu heben und einen lauten Ton daraus zu blasen, bevor auch er niedergestreckt wurde. Aber die Spinnen, die Priester und die anderen Duergar waren mir egal, es gab für mich nur das das Flüstern der Stimme. Sanft nahm ich Bargh an die Schulter und gab die Worte wieder, die mir zugeraunt wurden: „Öffnet den Geist und folgt meinem jüngsten Kind, der da ward geschaffen als Euboreas Prophet, der da ward geschaffen als kindlicher Prophet der Flammen!“ In Barghs Augen schimmerte Erkenntnis auf, erkannte er doch in den Worten nicht sich selbst, sondern Neire. Der Kampf ums herum tobte weiter; es kamen gerade weitere der Duergar in die Kapelle hineingestürmt, angelockt von dem Ton des Horns. Halbohr und Ortnor traten ihnen entgegen, doch Bargh und mir war dies einerlei. Es war, als ob wir eine Art Verbindung hatten, die die anderen wohl niemals verstehen würden.
Beide blickten wir den dunklen Altar an und ohne wirklich miteinander zu redden, wusste jeder was zu tun war. Bargh erhob seine Klinge und als ob der Stahl es selbst schon nicht mehr erwarten könnte, fing das schwarze Herz in dem Kristall am Knauf von Glimringshert wild an zu pochen. Es war, als wenn es vor Erregung schneller schlagen würde. Die Schatten aus den Adern in der Klinge pulsierten stärker und entzündeten sich, sobald sie aus der Klinge hervortraten. Mit einem gewaltigen Schlag hieb Bargh das Schwert auf den Altar. Die Ohren klingelten mir, als sich erst ein gewaltiger Riss in dem Obsidian ausbreitete und dann der ganze Altar mit einem Krachen auseinander barst. Aus dem Riss stieß eine Wand von Flammen hervor, die den ganzen Raum ausfüllte. Bargh hob schützend sein Schwert vor sich. Die Wand von Flammen teilte sich vor uns und konnte uns nicht mehr berühren. Die anderen hatten weniger Glück. Ich hörte das Schreien, sowohl der Verstärkung, als auch von Ortnor und Halbohr. Aber auch das war mir einerlei. Wenn sie nicht stark genug waren den Flammen zu widerstehen, war es ihr Problem. Der Riss des Altars zog sich weiter bis zu der Wand dahinter und es begannen einzelne Steine aus dem Riss heraus zu fallen. Wir sahen sich eine Öffnung auftun. Anscheinend gab es hier noch eine weitere versteckte Kammer. Ich blickte durch die immer größer werdende Öffnung und mein Herz raste. Die ganze Kammer war aus schwarzem Obsidian gefertigt und mit einem blutroten Marmor verziert. Am hinteren Ende war, halb in der Wand, halb hervorstehend, ein gewaltiges steinernes Herz angebracht; ebenfalls aus Marmor und mit glänzenden Streifen. Es wirkte so, als ob es pulsierende Adern wären. Weitere Steine fielen von der Öffnung, die jetzt endlich groß genug war damit wir durchgehen konnten. Fast wie in Trance bewegte ich mich weiter, zog Bargh mit mir. Auch jetzt kam mir dieser Ort und diese Zeit wie in einem Traum vor, alles war verschwommen aber auf eine unerklärliche Art und Weise auch unglaublich klar.
Wir näherten uns dem Herzen und sahen wie das, was ich als glänzende Streifen erkannte, wirklich Adern darstellte. Auch das Pulsieren war keine Spielerei von Licht und Schatten. In diesen Adern schlug eine unheimliche, aber falsche Macht. Ich konnte mir vorstellen, wie die Priester des schwachen Gottes Laduguer ihre Anhänger auf dem Altar opferten und ihr Blut und ihre Seelen hier speicherten. Die Schreie und Rufe sowohl unserer beiden Gefährten, als auch ihrer Gegner, gerieten immer mehr in den Hintergrund. Feierlich gab ich die Worte der flüsternden Stimme wieder, war es doch für mich klar, was zu tun war: “Findet den See aus Blut und befreit was unrein, was nicht sein, was jetzt mein!” Bargh vernahm meine Worte und auch er verstand sie: Er holte aus und stieß sein Schwert mit einem kräftigen Ruck in das pulsierende, steinerne Herz. Als die Klinge mit einem Knacken den Stein durchbohrte, ergoß sich gleich einer Explosion eines Sprühregens ein Schwall von Blut über uns. In dem Blut spürten wir die Kraft und die Macht der Seelen, die an das einstige Opfer gebunden war. Das warme Blut rann mir über den ganzen Körper und gab mir ein Gefühl der Geborgenheit und der Kraft, wie ein erfrischendes Bad, nur hunderte Mal stärker. Gleichzeitig fühlte ich aber auch die Heimsuchung der gefangenen Seelen. Das Flüstern sprach: “Öffnet die Tore des Geistes, lasst hinein was unrein, was nicht sein, was jetzt mein!” Ich fürchtete mich, vor allem vor den tausenden von Gedanken, die die Seelen kundtaten - gleich Todesschreien. Doch ich vertraute dem Flüstern, das trotz der vielen Seelen klar war; viel stärker als das, was in dem Blut gefangen war. Also tat ich, wie mir das Flüstern hieß.
Eine größere Kraft hatte ich bisher noch nie in mir gespürt. Es war wie ein gewaltiger Rausch. Ich folgte im Geiste dem Flüstern und es leitete mich, wie ich die Kraft der Seelen in mich aufnehmen konnte. Jede einzelne nahm ich und verschlang sie. Jede einzelne schrie noch einmal auf, doch ihre Schreie verhallten im Nebel zwischen Sein und Nichtsein. Und mit jeder Seele die ich verschlang verschlang ich auch ihre Energien und nahm sie in mich auf. Wie ein elektrisierendes Kribbeln füllte sich mein Körper, Seele für Seele. Und mit einem Mal war mir alles völlig klar: Mein geheimnisvoller Verbündeter, diese unheimliche und mir unbekannte Macht, die stets über mich wachte und meine Schritte lenkte, war Jiarlirae, die Schwertherrscherin selbst. Jetzt, wo ich die Seelen gekostet hatte offenbarte sie sich mir und ich verstand: Ich war noch nicht bereit für dieses Wissen, doch sie trat an mich heran als Flamme in der Düsternis. Dieser Gedanke gebahr in mir ein Glücksgefühl, was ich nicht vermag in Worte zu fassen. Ich tanzte im Blut des aufgeschlitzten Herzes. Ich kostete die Essenz, ich badete im Saft und kannibalisierte Seelen, die jetzt die meinen und damit IHRE waren.
Langsam fiel mir auf, dass die Kampfgeräusche abgeebbt waren. Wie aus einem tiefen Traum kam ich wieder in die wirkliche Welt zurück. Ich blickte mich erstaunt um, was passiert war. Die Duergar starrten stumm und voller Furcht in die Kammer hinein, wo Bargh und ich standen, völlig von dem Blut ihres Heiligtums bedeckt. Aber so sollte es sein, sie sollten erkennen, wie schwach und unbedeutend sie eigentlich waren. Lächelnd trat ich ihnen entgegen. Halbohr und Ortnor, die drauf und dran waren beste Freunde zu werden, waren sich ihrer Sache wohl nicht so sicher. Inzwischen waren weitere der Duergar in die Kapelle eingetreten. In einer militärischen Formation marschierten sie herein, was besonders auf Halbohr einen gehörigen Eindruck machte. Jetzt verhandelten sie mit den blasshäutigen Wichten. Es ging um freies Geleit. Ich ließ sie reden und lächelte mit meinem blutverschmierten Gesicht jeden einzelnen an. Nach kurzer Zeit schienen sie sich geeinigt zu haben. Was mir eigentlich direkt klar war, denn man konnte die Furcht in den Augen der Duergar deutlich zwischen dem Hass auf uns sehen. Sie nahmen uns in ihre Mitte und zusammen in diesem großen Pulk schritten wir durch die Hallen dieser Minenstadt. Ich fragte mich, mit einem Grinsen im Gesicht, welche Reden und welche Lieder sie uns widmen würden. Wir kamen sogar an ihrer Zuchtstätte vorbei, wo sie diese widerwärtigen Spinnenkreaturen aufzogen. Ein älterer Vertreter der Duergar hatte sichtlich sein Leben einzig dieser Aufgabe gewidmet. In einer Geräuschkulisse von dem Knistern vieler Spinnenbeine starrte er uns finster an, während kleinere Spinnen auf seinem Körper und auf seiner Axt krabbelten.
Aber auch ihn ließen wir zurück und traten durch einen dieser Wachräume, die wir schon einmal passierten, als wir in ihre Minenstadt eindrangen. Mit diesem letzten Vorposten verließen wir ihr Reich und gelangten wieder in die Höhlen der Irrlingsspitze. Wie zuvor waren da diese merkwürdigen Wände, die das Licht zu schlucken schienen. Halbohr schlich sich voran und erkundete die Höhlen vor uns. Es dauerte eine Zeit, dann kam er zurück und berichtete von einem Schmatzen, was er in einer Höhle vor uns hörte. Wir folgten ihm, bis wir die Höhle sahen, die er meinte. Es waren jedoch eher mehrere Höhlen, die ineinander gewachsen waren. Mir gab er noch den leuchtenden Kristall den wir gefunden hatten, bevor wir in die Minenstadt kamen. Doch als das Licht in die Höhlen eindrang, erblickte ich nichts Angenehmes: An der Wand der Höhle hausten Kreaturen, wobei man diese nicht mal mit Sicherheit als Kreaturen bezeichnen konnte. Es waren eher Berge aus Fleisch, aus denen an verschiedenen Stellen Münder, Köpfe, Arme und Beine herauswuchsen. Mit plumpen Bewegungen kamen sie auf uns zu. Ihnen folgte ein Gestank, von Eiter und Fäulnis. Sie versuchten ihre Mäuler um Bargh zu schließen, doch seine Rüstung aus Ne’ilurum konnten sie nicht durchdringen. Barghs Schwert und die Dolche von Halbohr konnten sie schnell erledigen. Der Gestank den sie verbreiteten, als ihr schwarzes Blut auf den Steinboden tropfte, brachte mir fast einen Würgereiz hervor. Doch kaum als die letzte der Kreaturen sich nicht mehr regte, vernahmen wir von weiter hinter der Höhle weitere Geräusche. Diesmal jedoch wie eine Vielzahl von Kreaturen. Und schon sahen wir sie: kleine Humanoide, muskulöser, drahtiger Statur. Mit wirren rötlichen Augen starrten sie wie gebannt in das Licht, dass ich bei mir trug. Wie wild erhoben sie ihre knöchernen Knüppel, Krallen, Messer oder was sie sonst an Waffen gefunden hatten. Wie eine Woge pelziger Meereswellen aus Krallen und Zähnen strömten sie auf uns zu. Ich konnte kaum zählen wieviele, aber es waren bestimmt über 50 dieser kleinen Wesen. Blindlings, kreischend und ohne Sinn oder irgendeinen Verstand, strömen sie auf mein Licht zu, vorbei an Bargh und an Halbohr.
Es war ein wahres Gemetzel. Immer mehr kamen aus der Dunkelheit und immer mehr fielen unseren Klingen und meinen Feuern zum Opfer. Ihre Leichen türmten sich in der Höhle, doch sie kannten keine Furcht oder waren vielleicht dem Wahnsinn verfallen. Auch dachte ich an wilde Tiere, die auf ein schmerzendes Licht zuströmten. Wir keuchten alle inzwischen. Halbohr hatte einige Wunden davongetragen. Dort, wo die Kreaturen ihre Krallen in sein Fleisch schlugen. Doch schließlich machten wir auch den letzten Gegner nieder und unser Weg ward frei. Wir mussten weiter, ich spürte es. Zwar konnte ich das Flüstern nicht mehr hören, doch fühlte ich, dass es der Wille meines Verbündeten, der Wille von Jiarlirae war, der uns weiter in die Tiefen der Irrlingsspitze rief.[/JUSTIFY]