[JUSTIFY]Sitzung 61 - Der Henker der letzten Einöde - Teil I
Das widernatürliche Heulen drang tief durch den Stein dieser unterirdischen Ruine. Die Hitze brachte die Luft um uns herum zum Flimmern und trieb uns den Schweiß in die Augen. Allen, bis auf Bargh. Auf seinem jungen, aber durch die Prüfungen verzehrtem Gesicht, lag nicht eine Schweißperle. Es war, als ob er die Hitze willkommen heißen würde. Halbohr schüttete sich einen Schwall Wasser in seinen ausgetrocknetem Hals und rief krächzend Richtung Ortnor. Der kleine Wicht hatte gerade ein glitzerndes Kettenhemd in der Hand, dass er fasziniert anstarrte. Er brabbelte etwas davon, dass sein Volk dies gemacht hätte. Ich sah in Halbohrs Augen eine Unruhe, die immer stärker wurde, je länger wir hier verweilten. Fast schon nervös spielte er mit dem Griff des Einhorn-Dolches. Dessen nie enden wollendes Rinnsal aus Blut lag inzwischen in einer bräunlich-getrocknetem Schicht auf seiner Hand, vom dem er sich immer wieder einzelne Stücke abkratzte. Vorbei waren die Tage des kühlen und ruhigen Elfs. Jetzt war er ein überreiztes Geschöpf. Er herrschte Ortnor an, dass er sich beeilen solle. Ortnor reagierte darauf, wie er immer reagierte, wenn man ihm unter Druck setzte. Sein Kiefer in dem rundlichen Gesicht zuckte und ich glaubte, er war kurz davor, sich auf Halbohr zu stürzen. Vor Halbohr schien er keinen Respekt zu haben, was Halbohr selbst wiederum in Wut versetzte. Da schritt Bargh dazwischen. Zwar schien ihm dieser Ort nicht wirklich zuzusetzen, aber er wusste, dass uns unsere Herrin eine Prüfung auferlegt hatte und weder Bargh noch ich wollten diese noch weiter hinauszögern.
Wir kamen in einen quadratischen Raum der sich weit nach oben eröffnete. Dort sahen wir auf einer Brüstung steinerne Statuen von teufelsartigen Kreaturen. Aber auch an diesen schien die Hitze zu nagen, denn der Stein sah geschwärzt aus und an einigen Stellen sogar zerlaufen. Als wir in den Raum schritten, begann sich eine der Statuen plötzlich zu bewegen. Mit einem Knacken platzte der Stein auf und die Gestalt erhob ihre Schwingen. Ein rötliches Glühen in den Augenhöhlen erschien und glotzte uns von oben an. Im gleichen Moment hörten wir etwas, wobei ich nicht sicher war ob wir es wirklich hörten oder sich eine Stimme direkt in unsere Köpfe sprach. Es war wieder die Sprache dieser blauen Teufel, doch Ortnor wurde immer besser dabei sie zu verstehen: “Sprich den Namen unseres höchsten Königs, der von unten und von oben kam. Jeden Morgen und jeden Abend und auch jede Nacht. Nur begleitet war er von zwei Schwestern, der Kälte und der Dunkelheit und er war von unsichtbarem Gesicht”.
Offensichtlich ein weiteres dieser Rätsel und Wortspiele der Kreaturen. Sie waren mir zuwider, doch der rötliche Blick der geflügelten Kreatur haftete auf uns und wartete nur darauf, sich auf uns zu stürzen. Also tat ich den Erbauern den Gefallen und überlegte was gemeint sein könnte. Vielleicht hatte es etwas mit dem Linnerzährn zu tun oder generell mit den Sternen? Vielleicht aber auch etwas komplett anderes? Aber nein, dies war eine andere Welt und hatte auch nichts mit den blauen Teufeln zu tun. Halbohr überlegte laut ob es der Mond sein könnte. Bei dem Gedanken musste ich etwas schmunzeln oder hatte er schonmal einen Mond gesehen der dreimal am Tag aufgeht? Allerdings war es schwer einen klaren Gedanken zu fassen; das Heulen drang immer noch durch den Stein und vibrierte in unseren Knochen. Da fiel es mir ein: Der Wind hier heult immer, morgens, abends und nachts. Er bringt Kälte und für den Geist auch die Dunkelheit. Er beherrscht alles in dieser Welt. Ortnor kam auf den gleichen Gedanken und sprach das Wort in der Sprache der blauen Teufel. Als er dies tat, sahen wir alle, wie sich in der Wand die Konturen einer Türe abzeichneten. Und auch die geflügelte Kreatur schien zufrieden zu sein. Ihr Blick erstarrte wieder, das rötliche Glühen verschwand und es legte sich wieder eine dicke steinerne Schicht auf die Kreatur. Ortnor konnte nicht anders und fing an Lobpreisungen auf sich selbst zu verkünden; an alle die es hören wollten oder auch nicht. Diesmal war es auch Bargh zuwider. Zischend befahl er Ortnor still zu sein. Als Barghs Mund sich öffnete, war deutlich seine Zunge zu sehen, die er sich immer wieder aufbiss und inzwischen einen langen Spalt hatte. Ortnor wagte nicht zu widersprechen und war tatsächlich ruhig. Eine sehr angenehme Ruhe, die einen fast das Windkreischen vergessen ließ.
Wir gingen durch die jetzt sichtbare Türe in einen weiteren Gang. Es wurde immer heißer und der Stein dieses Ganges fing an leicht zu glühen. Barghs Schritte wurden schneller. Er sagte, er könne den Ruf Jiarliraes schon fast hören. Ich hielt kurz inne und versuchte zu lauschen, doch nichts. Ich wurde etwas traurig, war ich doch in den Augen meiner Herrin immer noch nicht würdig genug, dass sie direkt zu mir sprach. Doch Bargh konnte mich aufmuntern. Es sei nur eine Frage der Zeit bis sie auch mich kennen würde – bis ich mich als würdig erwiese. Als wir sprachen, sah Halbohr uns nur ungläubig an. Sein Verstand war einfach nicht in der Lage, die größeren Ziele zu erkennen. Er konnte zwar seine weiteren Schritte planen, aber was im Morgen oder im nächsten Leben wartete, war für ihn nicht sichtbar und nicht greifbar. Doch Bargh machte ihm bewusst, dass auch Halbohr sich irgendwann entscheiden müsse, ob er die Wahrheiten akzeptiere oder nicht. Halbohr blickte nachdenklich in die Leere, vielleicht ahnte er schon, dass dieser Punkt schon sehr bald kommen würde.
Am Ende des Tunnels sahen wir schon einen rötlichen Schimmer und die Hitze wurde immer unerträglicher. Als sich der Tunnel in eine große Kammer öffnete, hielten wir vor Erstaunen und auch Schrecken den Atem an. Die Kammer sah aus, als ob sie mitten hineinführte, in einen See aus flüssigem, glühendem Gestein. Einzig eine Art Glas, das die gesamte Höhle umgab, hielt die wabernden Massen des Magmas zurück. Wehe dem, der töricht genug war dieses Glas zu zerstören. In der Mitte der Kammer erwartete uns ein riesenhaftes Wesen, so groß wie ein Haus. Zwar sahen wir keine Flügel, doch der reptilienhafte Körper mit seinen rötlichen Schuppen und dem langgezogenen Maul erweckten in mir Erinnerungen an Legenden, wenn in den Märchen und Geschichten von Drachen gesprochen wurde.
Ich holte schnell den kleinen Würfel aus meinem Gepäck von dem ich wusste, dass er uns vor Hitze schützen könnte. Die Runen, die diesen aktivierten, waren schnell auf der Oberfläche gemalt und als sich die Aura um uns ausbreitete, wurde es mit einem Schlag fast schon kühl. Es hätte keinen Moment später passieren dürfen, denn schon kurz darauf explodierte der Tunnel um uns herum in einer gleißenen Wand aus Feuer. Die Aura des Würfels glühte auf. Sie konkurrierte mit der Hitze, doch sie hielt stand. Bargh nutzte den Moment und stürmte mit seiner gesegneten Klinge der Schatten und Feuer auf die Kreatur zu. Der Drache erwartete ihn schon mit hasserfüllten Augen, hatte er es doch nicht geschafft uns alle bei lebendigem Leib zu verbrennen. Als sein Blick auf uns fiel, spürte ich wieder, wie meine Haut sich veränderte und sich eine Schicht aus Stein begann auszubreiten. Doch hatte ich die Begegnung mit der anderen Kreatur nicht vergessen und wusste, wie ich meinen Geist dazu bringen konnte dies nicht zuzulassen. Auch bei den anderen sah ich, wie sich zwar eine Schicht anfing zu bilden, doch dann auch in Staub abfiel. Bargh hieb auf die Kreatur und als die Schatten in den Körper eindrangen, spritzte Schwefel wie Blut aus der tiefen Wunde auf. Ortnor murmelte arkane Worte und über der Kreatur erschien eine Kugel aus einer zischenden und stinkenden grünen Flüssigkeit, die sich dort ergoss. Ein Brüllen ertönte, als die Schuppen von der Flüssigkeit zerfressen wurden. Barg hieb ein weiteres Mal, direkt auf den langen Hals. Der dunkle Krieger brüllte auf, als er mit seinen muskelbepackten Armen die Klinge in den Hals trieb. Es war als würde der Drache das Brüllen erwidern, doch der Hieb von Bargh war so gewaltig, dass die Klinge den Schädel fast abtrennte. Auf uns spritzte stinkendes Blut hinab und die Kreatur sank zu Boden. Ich konnte nicht anders. Gegen das Blubbern und das Kreischen des Windes rief ich Barghs Namen: Bargh, der Drachentöter. Doch er war bescheiden. Er sank vor der Kreatur auf die Knie und betete, ein Gebet was ich noch nicht von ihm gehört hatte, etwas von einer schwarzen Natter und einer menschlichen Schlange.
Die Aura des Würfels kühlte uns und so konnten wir ungehindert den Hort der Kreatur durchsuchen. Neben vielen Goldstücken und Edelsteinen wurde Halbohr fündig. Er bückte sich nach einer Stelle auf den Boden und als er sich wieder aufrichtete, hielt er in seiner Hand einen grünen Edelstein. Selbst aus der Entfernung konnte ich die Schönheit dieses Steines erkennen und ich spürte, dass von ihm eine besondere Macht ausging. Halbohr starrte ihn wie in einem Traum an. Dies war der Seelenstein, so nannte ihn Ortnor jedenfalls. Ein weiteres Relikt und ein weiterer Bestandteil des Steckens der Götter. Ortnor war völlig aufgeregt. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er direkt hier und jetzt die Einzelteile des Steckens zusammengesetzt. Doch keiner von uns war so töricht. Bargh verlangte von Halbohr den Seelenstein, den er ihm auch gab. Jetzt hatten Ortnor, Halbohr und Bargh jeder einen Teil und keiner konnte ohne die beiden anderen Teile die Macht entfesseln.
Wir zogen uns erst einmal zurück in die kühlere Höhle, wo uns diese außerweltlichen Spinnenkreaturen angegriffen hatten; sehr zum Ärgernis von Ortnor, da er zur Eile drängte. Doch wollten wir uns alle vorbereiten, denn keiner wusste, was uns passieren würde, wenn wir den Stab zusammensetzen. Auch trug Halbohr noch einige Wunden. Bargh bot ihm an die Macht der Herrin zu erbitten, um diese zu schließen. Von dem anfänglichen Zögern, was ihm einst anzusehen war, war nichts mehr zu sehen. Es war fast, als hätte Halbohr nur darauf gewartet, dass Bargh ihm das Angebot machte. Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung für Halbohr. Doch nein, er würde wahrscheinlich immer der verschrobene und langweilige Soldat bleiben, der er war.
Die Temperatur der Höhle war durchaus ertragbar und ich konnte sogar tatsächlich etwas Schlaf finden. Doch suchten mich merkwürdige Träume heim. Ich träumte von einer Dunkelheit, die plötzlich von dem Blitzen einer Klinge erhellt wurde. Die Klinge schnitt durch die Dunkelheit wie durch Wasser und teilte sie. Während in der Dunkelheit alles starr und still war, konnte sich die Zeit selbst in dem Schnitt entfalten und entwickeln. Ich erwachte und sah, dass auch Bargh wach geworden war. Als ich ihm von dem Traum erzählte, nickte er nur ruhig. Er hatte den gleichen und wusste, dass dies ein Zeichen von Jiarlirae war. Sie sprach zu mir! Jetzt war ich mir sicher, dass ich nicht mehr an mir zweifeln musste. Wenn auch noch viele Prüfungen vor mir lagen, so war ich dennoch würdig.
Frisch gestärkt bildeten wir einen Kreis. Halbohr sollte es sein, der die Teile zusammenfügen würde. Ich hoffte nur, dass er nicht wieder irgendwas Dummes tun würde. Er nahm von Ortnor den Stecken entgegen und ließ die kleine Perle in die Vertiefung am Schaft gleiten. Sie rollte beinahe wie von selbst dort hin und glitt hinein. Ich konnte an Halbohrs Augen sehen, dass er spüren konnte, wie der Stecken an Macht gewann. Dann kam der Edelstein an die Reihe. Auch dieser glitt wie von selbst zwischen die beiden Krallen an der Spitze des Steckens und blieb auch dort haften, obwohl er die Spitzen selbst nicht berührte. Der Stein begann sich wie wild in der Spitze zu drehen und änderte immer wieder seine Farbe. Jetzt konnte ich sogar die Macht spüren, die von dem Stab ausging. Es war, als ob etwas Altes und Kraftvolles erwachen würde; langsam aber unaufhaltsam. Dann, mit einem Mal, wallte eine Woge von purer Macht über uns hinweg. Ich wurde von irgendetwas geblendet und konnte erst nichts mehr sehen. Als sich meine Augen daran gewöhnten, erblickte ich aber nicht den Tunnel oder die Höhlen, sondern ich schaute in ein wundervolles Gesicht, perfekt in allem seinem Wesen. Eine schneeweiße Haut umrahmte stahlblaue Augen. In seiner Gesamtheit verströmte das Gesicht eine Aura von Licht. Plötzlich erhob sich das Antlitz und ich sah, dass es ein Körper in einer glänzenden Rüstung war, der von weißen, engelsgleichen Schwingen davongetragen wurde; doch ob männlich oder weiblich vermochte ich nicht zu sagen. Ich erkannte und fühlte auch, wie die Aura alles verbrennen wollte, was es nicht verstand oder verstehen will. Es war das Gegenteil, die Antithese von Jiarlirae. Die Gestalt erhob sich weiter und ich sah, wie sie über ein gewaltiges Schlachtfeld schwebte. Blitze zucken von einem apokalyptischen Himmel und schwebende, gigantische Konstrukte aus Knochen und schwarzem Stahl waren zu sehen. Unter dem Erzengel trafen zahllose Armeen aufeinander; Armeen von Kreaturen der Hölle, die sich gegenseitig in Massen zerfleischten, deren Strom nie abzuebben schien. Die Engelsgestalt betrachtete für einige Zeit die Schlachten, bis sie dann, den Stab voran wie ein Raubvogel, in die Armeen stürzte und dort wie eine Naturgewalt wütete. Zu Tausenden fielen Scheusale, Teufel wie Dämonen, mitsamt ihren Dienerkreaturen und Konstrukten.
Dann und mit einem Mal verblasste das Bild um mich herum. Es wurde alles schwarz. Das Heulen des Windes setzte mit voller Härte ein und versuchte wieder meinen Geist zu vernichten. Es wurde heller und ich sah, dass wir alle in einer großen Arena standen. Dunkle Ränge umrandeten den Platz, nur eine Stelle der Ränge war mit einem hellen Licht erleuchtet. Über uns wogte ein Himmel, der nicht wie ein Himmel aussah, sondern eher wie ein Fluß von irgendetwas, vielleicht die eigentliche Essenz dieser Welt. Bei dem Licht regte sich etwas und wir sahen, dass dort eine Gestalt hervortrat. Es war die eines der blauen Teufel, zumindest hatte es den gleichen fassförmigen Oberkörper. Doch war dieses Exemplar wesentlich größer. Es wurde begleitet von zwei anderen Kreaturen, mit schwarzem, wildem Haar und dunklen roten Hörnern, die aus dem Schädel wuchsen. Obwohl der blaue Teufel mindestens 20 Schritt von uns entfernt war, konnten wir seine Stimme klar hören, als er sprach: “Schwächliche Geister! Ihr seid gekommen um meinen Schatz zu rauben, den ich einst selbst geraubt hatte. Knieet nieder im Staub, ihr sterblichen Geister und gebet mir, was auf ewig mir gehöret und was ER nie wiederbekommen wird! Knieet nieder und ich werde eure Seelen verschonen!”
Ich war erstarrt. War dies tatsächlich Raxivort selbst? Nein, das konnte nicht sein. Er war zu feige, denn sobald er sich zeigen würde, wären alle Teufel der Höllen auf seiner Fährte. Ich blickte zu Bargh, doch der dunkle Krieger flüsterte in diesem Moment etwas in Halbohrs gesundes Ohr. Augenblicklich veränderte sich Halbohrs Blick und wurde gläsern. Ich verstand: Es war der Preis, den er jetzt zahlen musste für die Macht, die er bereits gekostet hatte. Jetzt musste er Jiarlirae zumindest diesen einen Dienst leisten, ob er nun wolle oder nicht. Dann wandte sich Bargh in Richtung des Lichts und schrie: “Ihr seid versteckt unter vielen, ein Feigling und ein Zögerer. Ihr und eure Dämonenfürsten sind schwächer als Jiarlirae. Ihr werdet in ihrem Glanz zugrunde gehen! Es ist der Abglanz von Feuer und Düsternis, der euer Schicksal spinnen wird.” Wie als ob es sein Stichwort wäre, presste Halbohr den Griff seines Dolches zusammen und als das Blut des Einhorns seinen Körper bedeckte, wurde er durch die unheilige Blutmagie direkt hinter den blauen Teufel getragen. Zur gleichen Zeit begannen sich die Schatten in den Rängen zu bewegen und eine Armee von verschiedenen Kreaturen, besser die Schatten verschiedener Kreaturen, strömte auf uns zu. Bargh gab mit seiner Hand ein kurzes Kommando und stürmte mit einem Kriegsgeschrei dem blauen Teufel entgegen. Ortnor verstand das Kommando. Er murmelte nur eine kurze arkane Formel und die Schatten, die uns bereits erreicht hatten, stürmten ins Leere. Ich wurde mit ihm auf die höherstehenden Ränge getragen. Hier sah ich Halbohr hinter dem blauen Teufel auftauchen. Der falsche Raxivort hatte ihn noch nicht bemerkt. Während einer der beiden Dämonen seinen riesenhaften Krummsäbel nach Bargh hieb, blitzte das Horn des Dolches von Halbohr kurz auf als er es dem falschen Raxivort direkt in sein Herz stach. Seine gelblichen glühenden Augen erweiterten sich, was für mich wie Erstaunen aussah. Er drehte sich zu Halbohr um, doch man sah schon schwarzes Blut aus seinem Mund herauskommen. Er versuchte noch etwas zu sagen, doch war es mehr ein Röcheln. Ein Schatten löste sich aus dem zu Boden fallenden Körper, der wie ein Wurm dahinglitt. Er versuchte zuerst an Halbohr empor und in ihn hinein zu kriechen, doch konnte er ihn Kraft seines Geistes abschütteln. Dann versuchte er es bei mir, doch Bargh war bei mir und die Macht seiner gesegneten Klinge vertrieb den Schatten. Ich hörte einen Ruf voller Schmerz und Leid, aber, als ob er von sehr weit herkommen und immer schwächer wurde. Der Schatten wurde durch die Winde nach oben gerissen und verschwand im Mahlstrom des Himmels.
Die Armee der Schatten löste sich so schnell auf wie sie aufgetaucht war und Bargh stand den beiden Teufeln entgegen. Als seine Klinge tief in den Leib eines der beiden eindrang und schwarzes Blut aufspritzte, wurden aus beiden wimmernde, erbärmliche Kreaturen. Sie knieten sich vor Bargh nieder und fingen an um ihr Leben zu flehen. Angeblich würden sie unsere Herrin kennen und boten ihre Dienste an. Ich konnte erkennen, dass, obwohl sie ihre Gesichter in den Staub drückten, dennoch eine enorme Macht innehatten. Vielleicht sah Bargh es auch, denn er zögerte noch ihnen den Kopf abzuschlagen. Sie versprachen uns allen einige Wünsche zu erfüllen, doch war jedem von uns klar, dass dieser Pakt auch gefährlich sein konnte. Vielleicht war das auch der Grund, warum Ortnor sich daraus enthielt. Er sah es nicht ein mit diesen Teufeln Geschäfte zu machen.
Wir äußerten unsere Wünsche und sie wurden erfüllt, sei es Wissen, Stärke oder Macht. Halbohrs Wunsch war der letzte. Er wünschte sich, dass die Barden und Liedermacher unserer Welt seinen Namen kennen und ihn preisen sollten. Als er den Wunsch aussprach, begannen die beiden Kreaturen scheußlich zu lachen. Ich war mir sicher, dass sie auch diesen Wunsch erfüllt hatten, doch welche Auswirkungen er haben mochte, konnte noch keiner sagen. Mit dem letzten Wunsch und in ihren Lachen lösten sie sich in Staub auf. Doch mit ihnen verschwand auch die Arena um uns herum. Für einen Augenblick wurde es wieder schwarz um mich, dann standen wir wieder alle dort, wo wir in die Tiefe geschritten waren - vor den zerstörten Toren der alten Ruine. Der Vulkan, der allen Gesetzen der Natur zum Trotze, aus der Seite der gigantischen Höhle wuchs dröhnte und spuckte Asche und Feuer, doch das Heulen des Windes war lauter.[/JUSTIFY]