Warum gibt es so wenige Spielleiter für Rollenspiele?

Hallo lieber Basti, danke für deine interessanten Beiträge. Du sprichst viele interessante Punkte an und heizt damit dieser Diskussion hier nochmal richtig ein. Ich muss dir auch im großen und ganzen recht geben. Es hört sich nur im Großen und Ganzen so an als ob du in deiner Community geseatled bist und deine Pappenheimer beisammen hast. Für die meisten ist das ja leider nicht so. Wenn man einen Einstieg in die Welt der Rollenspiele sucht muss man den Vorschuss leisten den anderen Mitspielern nichts zu unterstellen und darauf zu vertrauen, dass sie Wachsen werden und dir den Kredit einräumen, dass du wächst. Und man muss bei diesen Überlegungen in das Glück vertrauen, dass es schon irgendwie gut gehen wird. Jetzt ist es nur leider so, dass dieses Vertrauen oft nicht in Deckung mit der Realität zu bringen ist. Die Menschen kennen sich nicht und sind sich nichts schuldig, man trifft sich und die Gruppendynamik bräuchte eigentlich eine gewisse Zeit um zu Funktionieren aber schon da springen die ersten ab oder sind unzuverlässig oder bringen sich zögerlich oder negativ ein. Was dann? Du hast völlig recht, dass der SL nicht in der Bringschuld sein sollte, aber er ist es. Diese Gemengelage ist doch dazu verdammt, dass es nie besser werden wird. Ich stelle mir das immer gern als Band vor, in der der SL das Potential hätte der Leadsinger zu sein, in der realität braucht es aber für alle Zeit zu wachsen damit man auch mal einen Ton trifft. Und anstelle von gemeisamen üben springen die Bandmitglieder lieber ab. Ich sehe hier die anonymität des Internet als einen Hauptgrund, mangelnden Respekt und eine allgemeine schwäche des Ausdrucks im Sinne der bildenden und darstellenden Künste.

Hallo Baszo_Bas,

da stimme ich Ihnen zu; jeder hat in dieser (in meinen Augen sachlich geführten) Diskussion seine Standpunkt dargelegt, und ja, jeder hat auch seine Gründe für sein handeln.
Ich möchte an dieser Stelle übrigens sagen, dass ich die Meinung der anderen User respektiere.
Es war nie meine Absicht zu sagen, dass ihre Vorgehensweise “falsch” ist, nur dass ich es eben mit anderen Augen sehe.
Sollte es so rübergekommen sein, dass ich die Mitforisten dazu überreden will, meinen Weg zu gehen, entschuldige ich mich dafür.

Meine Beweggründe zu erklären ist nicht ganz so einfach. Dennoch will ich es probieren.

Wir Menschen haben unsere Hobbys.
Dabei unterscheide ich noch zwischen Hobbys, die man alleine umsetzt (zum Beispiel Schreiben, Lernen, Lesen) und Hobbys, die in einer Gruppe getätigt werden (Spielen, Sport, evtl. Musik machen).
Nun bin ich ein Mensch, der sich fragt, wie viel Einsatz ich für meine Hobbys ich bereit bin zu geben, in Abhängigkeit dessen, in welcher Position ich dabei bin.
Diese Entscheidungen, die ich fälle, gelten für mich, für niemand anderen sonst.
Wenn ich für mich entscheide, dass ich die Regeln für System X,Y,Z so auf Kette haben will, dass ich bei Fragen Antwort geben kann und es mehr oder minder fließend weitergeht, dann setze ich auch nur für mich dieses Vorhaben um, für mich, als das Individuum. Weil ich mich aber ein Individuum ansehe, sehe ich meine Mitspieler eben auch als Individuume an, also auch frei in ihren Entscheidungen, was sie invenstieren wollen (an Zeit und Geld), um ihren Hobbys zu fröhnen. Wenn jemand sagt, er will sich ebenfalls intensiv mit dem Regelwerk auseinandersetzen, weil er/sie sich erhofft, ein besseres Spielerlebnis zu haben oder er/sie einfach der Typ dafür ist, ist dass vollkommen in Ordnung. Es ist ja freiwillig (!). Und wer das nicht machen und sich einfach “nur” berieseln lassen möchte, das ist in meinen Augen auch völlig in Ordnung.
Womit ich ein großes Problem habe, das ist Zwang und eine Erwartungshaltung, die ich nicht gewillt bin zu erfüllen. Ich gehe sogar davon aus, dass Zwang und eine bestimmende Erwartungshaltung eher dazu führen, dass Gruppen/Paare auseinandergehen.

Die Antwort auf diese Frage muss ich Ihnen schuldig bleiben, da ich es bisher noch nie erlebt habe, das alle Spieler (SL mit eingerechnet) eine Aufgabenteilung übernommen haben. Bisher war es immer so, SL kannte die Regeln und hat das Wichtigste vor und während des Spiels erklärt, manchmal haben die Spieler das Regelwerk in die Hand genommen und selber nachgelesen, meistens war es learning by doing.
Und das alles ohne Zwang, alles ohne eine überhöhte bzw. bestimmende Erwartung.
Und bisher läuft es gut.

[und nochmal der Hinweis, dass wir die Systeme recht häufig wechseln und uns nicht auf das eine eingeschossen habe [wobei ich einräumen muss, dass dies mehr an mir liegt, weil ich viele Systeme kennenlernen und ausprobieren will]. Da ist es nur allzuverständlich, dass man einer Gruppe nicht zumuten sollte, sich 2 - 3 mal im Jahr in neue Regelwerke einarbeiten zu müssen.]

Ich habe mich mal durchgekämpft und ich muss sagen das die meisten Posts hier die Leute eher davon abschrecken SL zu werden. Und genau das ist ja Teil des Problems. Je weniger SL es gibt um so weniger können Spielen und so die Regeln zumindest so gut lernen das sie selbst leiten können.

Ich selbst habe leider seit über 20 Jahren nicht mehr gespielt und suche auch verzweifelt eine Grp um die neuen Regeln von DSA und SR kennen zu lernen.
Mein erstes Abenteuer als SL war in SR auf einem Kreuzfahrtschiff. Kein in den Regeln steht aber es gibt hier XXX oder XXY. Insofern auch keine Regelwerke zu allen Gebieten kaufen um jedes Detail zu kennen.
Im Allgemeinen lasse ich den Spielern auch freie Hand und gestalte die Storyline nach dem was sie tun. Ich habe mein Grundgerüst wie die Situation auf dem Schiff ist aber eben keine Details. Ich habe zwar eine Vorstellung davon wie die Geschichte laufen soll. Die Details wenn sie sich daran halten entwickle ich dann spontan. Ebenso wenn sich die Spieler in eine völlig andere Richtung als von mir angedacht bewegen. Da ich Würfel fast nur in Kämpfen benutze ist da auch kein großer Aufwand mit Tabellen und Rechnen nötig.
Insofern empfinde ich es nicht sehr Zeitaufwendig. Wenn ich eine Idee hatte habe ich einfach bei Gelegenheit überlegt wie die Story sein könnte und es konnte los gehen.

Bitte auf die Formulierung achten. ^^
Wenn ich irgendwen zum Essen einlade, dann ist es genau das, der Gast wird bedient. Klar freut man sich über freiwillige Hilfe, aber eine Einladung ist etwas gänzlich anderes, als wie von mir beschrieben, dass man sich eigentlich zum kochen verabredet und dann nicht mithilft. Daher funktioniert mein Beispiel nach wie vor. Wenn also klar ist, es ist ein Gemeinschaftsprojekt, dann sollte jeder einen Teil der anfallenden Arbeit/Kosten übernehmen. Alles andere wäre wirklich unverschämt.

Daher ist eine Session 0 so wichtig, um all diese Punkte/Erwartungshaltungen/NoGos etc anzusprechen und abzuklären. Man wird nicht 100% vorher absprechen können, aber schon sehen, ob es passt oder nicht.

Ich habe mich mal durchgekämpft und ich muss sagen das die meisten Posts hier die Leute eher davon abschrecken SL zu werden. Und genau das ist ja Teil des Problems. Je weniger SL es gibt um so weniger können Spielen und so die Regeln zumindest so gut lernen das sie selbst leiten können.

Es ist glaube ich ganz gut, was hier geschrieben wird, damit die Spielenden verstehen, welche Eckpunkte es gibt, an denen sich SL’s anstoßen, um es dann besser zu machen. Alle müssen sich wohlfühlen und wenn die Spielerschaft dafür sorgt, dass sich die SL nicht wohlfühlt, bzw. nicht versteht, was die SL braucht, um sich wohlzufühlen, schafft sie sich selbst ab.

“Es hört sich nur im Großen und Ganzen so an als ob du in deiner Community geseatled bist und deine Pappenheimer beisammen hast”
Jein. ^^
Ich habe zwei Kerngruppen, komme aber immer wieder mit neuen Leuten in Kontakt. Häufiger, weil ich Neulingen Pen&Paper zeige, als das ich selber zum Spielen komme.

Wenn man einander nicht kennt, aber gerne zu einer Rollenspielgruppe zusammenkommen möchte, würde ich folgende Schritte machen:

  1. Vorab herausfinden, wie oft können/wollen die anderen sich treffen, welche(r) Spielort(e), Nichtraucher/Raucher Wohnung, Tierhaarallergie, Anfahrt zum Spielort, Spieltage und Spielzeit, kinderloser Haushalt oder nicht.
  2. Session 0 - via Discord / man geht gemeinsam essen oder trifft sich auf ein Getränk irgendwo. Was sollte dort besprochen werden?
  • Erwartungshaltung an SL und Spieler:innen (Spieltonus, Spielstil, Zeit für das Hobby)
  • Eigene Erfahrung gute wie schlechte, kombiniert mit der vorhandenen Regelkunde / spezielle Hausregeln / Charaktererschaffungsregeln
  • No Gos / Red Flags
  • Thema: Wechselnde SL / Kampagnen Modus vs. Einzelabenteuer
  • Abfragen der politischen Haltung (trennt dann schnell die Spreu vom Weizen, wenn man damit offen umgeht - ich möchte nicht mit Nazis/AFDlern Rollenspiel betreiben)
  • Charakterkonzepte / Gruppenkonzept
  • Allgemeines Kennenlernen: Andere Hobbys, Beruf, Interessen etc.

Mal ganz naive. Ich bin gerne eine SL. Wenn auch nicht eine so gute wie Ihr .

Zwitscherridöö,

Grunzwanzling

Es ist halt viel Arbeit ein Spiel zu leiten. ich hab früher teilweise 10h die Woche (halt verteilt) Gedanken gefasst und formuliert oder maps gebaut, damit es in der Session rund läuft. und manchmal ist die Szene dann in 10 Minuten vorbei, wobei du sie über 1h vorbereitet hast.
Inzwischen ist es viel weniger zeit, aber ich arbeite auch Vollzeit.

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Sorry, dass ich erst jetzt auf den Thread reagiere, aber am Montag hat mein Computermonitor seine letzte Reise angetreten :-°(, und der neue ist erst am heutigen Samstag bei mir eingezogen.

Den Begriff “Session Null” habe ich erst hier kennengelernt und auch meine Gruppe gefragt, ob wir das auch einmal ausprobieren wollen/sollten.
Der Tenor: “Nö, so etwas brauchen wir nicht, wir können uns ja alle benehmen bzw. sagen schon, wenn wir etwas zu krass finden.”
Meinung der Gruppe, nicht meine.
Allerdings sehe ich Session Null zumindest ein klein wenig kritisch, weil es rein theoretisch sein kann, dass man keine Gruppe findet, weil man unter Umständen keinen Konsens findet.

Nur mal als Beispiele: Gruppe will nur das eine System spielen ist zeigt sich nicht offen für Neues.
Oder Gruppe zeigt sich zwar offen für neue Systeme, will aber nur z.B. bei EDO-Systemen bleiben.
Oder die Spielzeiten passen nicht.
Oder ein jeder muss die Regeln auswendig können.
Oder oder oder.
Es gibt so einige Gründe, warum eine Gruppe nicht zueinander findet, und in meinen Augen kann es eben auf ein “Friss, Vogel, oder stirb” hinauslaufen.
Wohlgemerkt: Kann.
Dennoch stimme ich Ihnen, Brummbazz, zu: Auch in meinen Augen sollte Session 0 durchgeführt werden, auch wenn man Gefahr läuft, eine Gruppe erst spät oder gar nicht zusammenzubekommen.
[Oder man schießt sich auf Oneshots ein, dann gibt es dieses Problem nicht.]

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Vielleicht wäre es sinnvoll, von hier an in einem neuen Thread darüber zu brainstormen, was man machen kann, um das Leiten (ob nun für Neulinge, oder generell) einfacher/angenehmer zu gestalten? Ich denke, dass es generell viele Fehlwahrnehmungen/Halbwahrheiten/subjektiv eingefärbte Äußerungen diesbezüglich gibt, die hier teils wiederholt wurden und nicht unbedingt förderlich sind.

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Wieso Baszo? Es ist doch gut, dass die Leute ins Diskutieren kommen. Das es sich hier nur um Meinung handelt und niemand den Anspruch hat, die objektive Wahrheit zu verkünden, ist doch allen klar und das Thema kann sich doch weiterentwickeln, oder?

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Unabhängig davon fände ich eine Art Workshop, wo jeder, der mag, etwas über Tipps und Tricks und Vorgehensweisen beim Spielleiten erzählen will, recht sinnvoll.

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Wir hatten vor einigen Jahren immer ein Thema des Monats, vielleicht kann das wieder ein wenig beleben?

Vielleicht möchte man 8 Jahre später hier noch etwas anfügen? :smiley:

Wenn eine Session 0 dafür sorgt, das eine Gruppe nicht stattfindet, dann hat die Gruppe von vorner herein nicht zusammen gepasst.
Das ist ja der wichtige Punkt, der allen Menschen Zeit und im besten fall auch Frustation spart.
Anstatt das man in 2 oder mehr Sitzungen merkt, das die Gruppendynamik nicht passt und das ganze nur in unnötigen drama endet.

Ich finde Session 0 schon wichtig, egal ob bekannte oder unbekannte Gesichter, damit man den Rahmen hat, in dem an es laufen kann.

Zum Thema:

Es wurde ja schon viel wahres gesagt, wo der Hase im Pfeffer liegt also Position als Spielleitung.
Man hat neben der Vorbereitung, oft ja auch einen moderativen Anteil, wenn der Haussegen in der Gruppe schief hängt.

Außerdem kann je nach System und den eigenen Anspruch, Vorbereitung recht intensiv sein.
Ich verstehe auch die Ansprüche die manche haben und hätte sie selbst, wenn nicht dadurch selbst gar keine Spieler finden würde.
Also mache ich da eher Abstriche. Mir ist wichtig das als Spielleitung vor allem auf einer charakterlichen Ebene mit den Spielern passt.
Cool wäre natürlich wenn sie sich Gedanken um ihre Figur machen aber ja, hier muss man auch zwischen Veteran und Anfänger unterscheiden.

Ich hab z.B. 2 Spieler, die gern ihre Figur oder die anderer in Szenen zeichnen, was ich auch als Form der Wertschätzung sehe.
Umgekehrt stecke ich sehr viel Zeit in Vorbereitung. Ich mache Karten auch selbst, zahlreiche NPC Token, schreibe eigene Geschichten.

So ist es natürlich schwierig, wenn die Wertschätzung ausbleibt und Leute nicht sehen wie viel Arbeit darin steckt.

Aber ist es dann nicht besser, wenn man solche Dinge heraus bekommt, bevor man zu spielen beginnt, anstatt was laufendes zu beenden, weil plötzlich Unstimmigkeiten ans Licht kommen? Die Beispiele kann ich nicht ganz nachvollziehen. Klar, man kann ‘einfach so drauf los’ spielen. Gerade mit langjährigen Freunden/Spielgefährten sieht eine Session 0 anders aus, als mit einer Gruppe völlig Fremder, vielleicht fällt sie sogar ganz weg. Aber selbst dann bin ich mir lieber über alles im Klaren (wie eben Grenzen und Schleier, aber auch den generellen Ton des Spiels), als das Spiel dann langsam siechen zu sehen, weil unter der Oberfläche der Unmut schwärt. Eine Session 0 ist kein Wundermittel, um alle Katastrophen auszuschließen, aber gerade solche Sachen wie ‘was wollen wir spielen, wann wollen/können wir spielen’ müssen doch zwangsläufig vorher - gegebenenfalls in einer Session 0, oder wie auch immer man dieses Prozedere nennen möchte, das schon lange vor dem Begriff existierte, vorher aber eben nicht so genannt wurde - geklärt werden. Warum sollte ich eine Gruppe mit jemandem gründen, der gar nicht Zeit hat, wenn ich Zeit habe, oder was vollkommen anderes spielen möchte? Vielleicht verstehe ich Sie auch vollkommen falsch (was ich ehrlich gesagt hoffe), aber genau das, was Sie ausführen, klingt für mich nach einem ‘Friss oder stirb’. Es ist ganz logisch, dass eine Gruppe später zusammen kommt, wenn man seine Ansprüche klar kommuniziert, aber dafür findet man doch so auch Leute, mit denen man mit höherer Wahrscheinlichkeit auch längerfristig auskommt.

Ich spreche mich ja nicht gegen Session 0 aus, ganz im Gegenteil. Wie ich schon schrieb, finde ich sie recht sinnvoll, weise aber eben darauf hin, dass es passieren kann, dass man dann keine Spieler findet.
Um Beispiele aus meinem Rollenspielerdasein zum Besten zu geben:
Diverse Gruppen wollten nur Samstags spielen, weil da alle frei haben. Ich durfte Samstags arbeiten (Handel) und war fast immer erst um 20.30 Uhr aus dem Laden raus. Sonntags hätte ich gekonnt, da wollten die anderen aber nicht, weil sie ja am Montag wieder arbeiten mussten, und darauf wollten sie sich seelisch vorbereiten.

Andere Gruppe bevorzugte brutalste Gewalt und Folter.
Da wollte ich nicht bei sein.

Ich bin bei Rollenspielen jemand, der so alle 2 - 3 Stunden mal eine kleine Abschaltpause braucht. 5 - 10 Minuten über Gott und die Welt quatschen oder kurz an die frische Luft.
Für einige Gruppen undenkbar. Das grenzte schon fast an Ketzerei, weil ich für sie das Rollenspiel nicht ernst genug nahm.

Diese Erfahrungen zeigen mir eben die eine kleine Schwachstelle auf an einem System, welches ich prinzipiell begrüße.
Weil ich aber eben diese Erfahrungen machen “durfte”, glaube ich eher, dass manche Spieler lieber in den sauren Apfel beißen (also das erwähnte Friss, Vogel, oder stirb) und sich trotz ihrer Einstellung und ihren Werten dann der Gruppe anschließen als dass sie gar nicht spielen. Zumal es jetzt in meinen Augen gar nicht so einfach ist, eine Gruppe zu finden.

Fänd’ ich eine super Idee!

Meine Freizeit ist mir einfach zu schade, um sie in einer Gruppe zu verbringen, in der ich nur bin, weil ich verzweifelt Pen&Paper Rollenspiel spielen möchte. Mein Spielspaß wird einfach gemindert, wenn nicht ein paar Eckpunkte für mich passen. Auf Teufel komm raus brauche ich das nicht, dann zocke ich lieber PC spiele, widme mich anderen Hobbys und Freunden.
Ich habe den Vorteil in einer Großstadt zu wohnen, wo es am Ende viele interessierte Menschen gibt und eine Suche deutlich leichter ist.

Diese Einstellung hat natürlich dazu geführt, dass ich nicht in den “Genuss” diverser Spielrunden gekommen bin, weil ich selbst abgelehnt habe. Ich wurde in eine DSA 4.1 Gruppe eingeladen, die aber die 7 Gezeichneten oder war es Jahr des Feuers, naja irgendeine epische Kauf-Kampagne spielen wollten. Daran habe ich aber schlicht kein Interesse. Meine Spielerfahrungen mit Kaufabenteuern waren alle murks und High-Fantasy DSA ist nicht so meins. Ich mag keine fliegenden Festungen angreifen und gegen untote Drachen kämpfen.

All solche Dinge kann man mit einer Session 0 vorab klären und schauen, wohin soll für alle die Reise gehen, um grob auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Es heißt ja nicht, dass sich Meinungen ändern können, positiv, wie negativ.

Bei dem Experiment meiner Spielrunde wollte der SL eine Space-Marine Runde spielen (Fate- Hausregeln) und ich konnte mir nicht vorstellen auf lange Sicht Space Marines unterhaltsam zu bespielen. Am Ende bin ich geblieben und habe mich auf das Experiment eingelassen, welches über 40 Sessions lang war und sich auf über 2 Jahre erstreckt hatte, da wir nämlich zwischendurch innerhalb des Abenteuers (Kurzkampagne), in andere Charaktere schlüpfen konnten und so genügend Abwechslung entstand.
Daher lohnt es schon sich nicht zu sehr einzuschränken und offen für unbekanntes zu sein. Daher schrieb ich ja auch, dass es ein paar Eckpunkte gibt, da kann ich einfach nicht von abweichen, denn ohne diese, macht es mir einfach keinen Spaß.

Es kommt immer mal wieder vor, dass es nicht zu einer Session 0 kommt, weil man ggf. Leute für einen Oneshot einlädt, man dann durch den gemeinsamen Sneak Peak merkt, dass man miteinander Spaß hat, ähnliche Ansichten teilt und sich dann für eine feste Runde verabredet. Hier kann es aber dann sein, dass man aneckt und nicht alles rund läuft, weil diese Session 0 fehlt. Das kommt dann mit der Zeit, oder man rückt in eine bestehende Runde ein, wo es ja natürlich keine solche Session 0 geben wird, da die Gruppe ja mitten in einer Kampagne/Abenteuer ist, auch dann muss man schauen, wie man das macht.

Ich für meinen Teil, quatsche trotzdem vorab mit dem SL und wünsche mir auch ne entspannte Kennenlernrunde, meist über Discord, einfach damit ich die anderen kennenlernen kann und die mich. Hier checke ich dann meine mir wichtigen Punkte ab und schaue ob es passt. :wink:

Ist Feuertraum ein echter Mensch oder KI? Weil er/es hier siezt?

Anfangs war ich enttäuscht weil niemand auf meinen zweiten Teil meiner Ausgangsfrage eingegangen ist. Der da war " Bleibt ihr dabei, selbst wenn der Spielspaß nur so 5/10 ist, oder wo zieht ihr die Grenze und sagt: „Nee, das war’s“? ". Jetzt freue ich mich, daß sich die Diskussion auch zu dieser Frage hin entwickelt hat. Ich stecke nämlich in einer Runde in der es nicht optimal läuft aber etwas in mir verbietet es mir das anzusprechen oder gar in den Sack zu hauen. Darum bin ich schon aus pragmatischen Gründen an Antworten zu diesem Teil der Frage interessiert. Also in dem Sinn, bitte mehr davon.

Moment, ich überprüfe mich mal. Endergebnis: Ich bin ein echter Mensch. Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, dass KIs siezen, weil ich mich nicht mit diesen Dingern beschäftige.
Dass ich Menschen sieze, hat mir meiner bescheidenen Vergangenheit zu tun. Ich bitte Sie da um Verständnis. Und ja: “er” ist richtig (gab schon User, die mich aufgrund meines Nicknamens für eine Frau hielten)

Da bin ich mit Ihnen D`Accord :slight_smile:

Knifflige Frage (zumindest für mich).
Das “Problem” daran ist, ich bin ein sybillnischer Scanner, also jemand, der nicht nur wahnsinnig viele Interessen hat, die er nach Möglichkeit alle gleichzeitig in Angriff nehmen will (Sie können mir übrigens glauben, wenn ich sage/schreibe, dass dies manchmal eine kleine Hölle ist) sondern - weil eben sybillnischer Scanner - auch immer wieder zu einem Projekt zurückkehre, weil es mich irgendwann wieder reizt.
Dadurch kommt es auch dazu, dass ich hin und wieder “tote Pferde reite”, einfach, weil es mir wichtig ist, dieses Projekt zu Ende zu führen.
Und so ist es eigentlich auch mit einer Gruppe/einem System: Ich ziehe es im Normalfall durch, selbst wenn es eine 5 von 10 ist, wobei es die Ausnahme gibt, dass ich dann für mich die Reißleine ziehe, wenn die Spieler einen Stil an den Tag legen, der mich wirklich anekelt (Folter, brutalste Gewalt, Vergewaltigung, Verstümmelung). Aber ansonsten mache ich weiter.
Wenn mehrere aus der Gruppe sagen: Och nö, ist alles doof, dann füge ich mich in die Mehrheit, aber das ist eben auch ein Gruppenentscheid.

Das ist jetzt allerdings nur meine Vorgehensweise, @Franz. Die Entscheidung, ob Sie in der Gruppe weitermachen wollen oder nicht müssen Sie ganz alleine fällen.

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Letzlich ist es ja eine Kosten-/ Nutzen-Abwägung - habe ich trotz der Dinge, die mich in der Gruppe stören, mehr Spaß als wenn ich aussteige?
Bzw., wenn ich mich, z.B. aus Zeitgründen, auf eine Gruppe festlegen muss: Ist anzunehmen, dass ich mit einer anderen Gruppe mehr Spaß hätte?

Dabei können dann natürlich Schwierigkeiten, eine SL zu finden, ein Argument für den Verbleib sein - hatte ich zum Glück noch nie, da ich schon mein Leben lang in MRR lebe; was ich aber kenne, sind Schwierigkeiten, für bestimmte Systeme Mitspielende zu finden. Für eine Earthdawn- oder Numenera-Runde bin ich bereit, deutlich mehr Abstriche zu machen, als für eine D&D-Runde, wie es sie an jeder Straßenecke gibt.

Was zu dieser sachlichen Überlegung dazukommt ist - zumindest für Neurotiker wie mich - die soziale Hemmung, aus Gruppen auszusteigen, selbst wenn sie mir eigentlich nicht mehr den großen Spielspaß bringen. Bei Runden, in denen es grundsätzlich zwischenmenschlich gut läuft, ist das nochmal schwieriger. Da finde ich es eigentlich ganz angenehm, wenn Runden von vorneherein nicht als Endloskampagnen ausgelegt sind, sondern ein fest eingeplantes Ende haben.

Wo genau die Grenze liegt, ab der ich über meinen Schatten springe und aus einer Runde aussteige, ist schwer an Konkretem festzumachen. Eindeutig wäre das höchstens bei No-gos wie den von Feuertraum angesprochenen Inhalten, offener Bekenntnis zu blaubraunem Gedankengut oder stark grenzüberschreitendem Verhalten.

Aber meistens ist es nicht so eindeutig. Perfektion zu erwarten ist in den meisten Lebenslagen eine schlechte Idee, und gerade Rollenspiel ist für mich auch immer noch ein Hobby, in dem man versucht, Menschen mit ihren Ecken und Kanten willkommen zu heißen und Kompromisse zu finden, statt alles abzulehnen, das sich nicht 100% mit den eigenen Vorstellungen deckt.

Manchmal sind es auch einfach die eigenen Erwartungen, die eine Runde unbefriedigend machen. Ein SL, in dessen Runde ich spiele, leitet eher im Bier&Brezel-Stil als so narrativ, wie ich es eigentlich bevorzuge, und geht dabei kaum auf Charakterhintergründe und -motivationen ein. Das hat mich eine Zeit lang stark frustriert, weil meine Charaktere in seiner Runde zu meinen All Time-Lieblingscharakteren gehören, deren Geschichte ich liebend gerne im Spiel erzählen würde, statt durch einen belanglosen Dungeon nach dem anderen zu trotten.
Irgendwann bin ich dazu übergegangen, die Geschichten der Charaktere u.a. in Solo-Spielen selbst zu gestalten; seitdem kann ich die Runde deutlich besser als das nehmen, was sie ist,

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Moin, Kommunikation ist Key. Offen miteinander sprechen wird helfen, Dinge klarzustellen und ggf. hin in eine bessere Richtung zu lenken. Wenn kein Interesse für deine Bedürfnisse innerhalb der Gruppe ist, sind es schlicht die falschen Menschen mit denen du da abhängst.

Jeder hat Bedürfnisse, jeder hat Vorlieben, gute und schlechte Momente und wenn man eine Spielgruppe sein will, ist es schon hilfreich zu schauen, wie geht es denn allen und sind alle zufrieden? Das wird nicht immer der Fall sein, daher hilft es wenn man darüber spricht.

Jetzt kommt natürlich dazu, ob du die 5/10 realistisch betrachtet, mit Anpassungen, die die Gruppe schaffen kann, zu einer 7/10+ werden zu lassen?

Also wenn beispielsweise die Gruppe aus 4 Spielenden besteht und 2 davon sind grundsätzlich still/desinteresssiert/nicht bei der Sache, kann man sie irgendwie anderweitig hinter dem Ofen hervorlocken/motivieren “richtig” mitzumachen? Woran liegt es? (Ursachenforschung starten)
Ist es ihr naturell? Finden sie das eigentliche Spiel langweilig, trauen es sich aber nicht es von sich aus anzusprechen? Kennen sie Pen&Paper gar nicht anders? etc.

Daher der erste Satz: Kommunikation ist Key. Daher meine schon mehrfach angesprochenen Feedback-Runden, damit man in den Austausch kommt und versucht für alle einen Weg des Spielspaßes zu finden.

Ein weiterer Punkt, den ich dir sagen möchte: Du bist gerade in einer 5/10 Gruppe und unglücklich, hältst dennoch fest und bist nach wie vor Teil davon. Was verpasst du vielleicht gerade? Deine Freizeit dürfte rar gesät sein und was wäre, wenn du jetzt in einer 7/10+ Gruppe sein könntest und voll auf deine Freizeitkosten mit spaßbringendem Pen&Paper Rollenspiel kämest?

Daher sehe ich zwei Optionen

  1. dein Unglücklichsein ansprechen und schauen, ob man als Gruppe dagegen etwas tun kann, bzw. ob alle gewillt sind etwas zu tun
  2. Die Gruppe verlassen und eine neue suchen / bzw. vorher was neues Suchen und wenn man etwas gefunden hat gehen o.Ä.

LG Basti :slight_smile:

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