Wie kann/darf/sollte/muss man (s)einen Charakter spielen?

Einen wunderschönen Guten Morgen,

in einem anderen Thread kam es “irgendwie” zu einem zweiten Thema, welches zwar auf reges Interesse stieß, mit dem ursprünglichen Thema aber nichts am Hut hatte.
Da dieser “Abweichler” jedoch gut diskutiert wurde (und sicherlich noch ein paar mehr Stimmen verträgt), greife ich @Screw Vorschlag, dafür einen eigenen Thread zu erstellen, auf und hoffe, dass sich ein fruchtbarer (und lebhafter) Diskurs dazu entwickelt.
[COLOR=rgb(243, 121, 52)][AdminEdit] Hier der Link zum Beitrag, der diese Nebendiskussion angestoßen hatte. [/AdminEdit]

Eigentlich scheint es ein unsichtbarer Konsens zu sein, ein Kodex, eine Vereinbarung: Wenn man einen mittels Würfel erstellten Charakter spielt, dann spielt man ihn gruppenkonform. Man setzt sich für andere ein, trägt in sich das Musketier-Mantra “Alle für einen und einer für alle”.
Was aber, wenn ein Charakter erstellt wurde, der eben die eine oder andere Eigenschaft in sich trägt, die eher gruppennichtkonform ist?
Dann natürlich auch!
Oder?
Und genau das ist ein Punkt, bei dem sich die Geister zu scheiden scheinen.
Meine Wenigkeit zum Beispiel vertritt die Meinung, dass wir eine Rolle spielen, ein vollkommen anderes Wesen sind, und wenn Würfel oder Regelwerk sagen, dass diese Figur eine solche Eigenschaft hat, dann sollte sie auch so gespielt werden. Schließlich ist man diese Rolle. Wenn ein Autor einen Charakter mit diversen Unarten ausstaffiert und ihn so durch die Geschichte stapfen lässt, dann kann ich als Leser ja auch nicht sagen: Nein, die Figur ist nicht konform mit den anderen Figuren, die Geschichte muss der Autor neu schreiben, aber eben so, dass der Protagonist und die Nebenfiguren sich ganz doll lieb haben.
Und auch ein Schauspieler für Film und Theater kann nicht sagen: Och, mir egal, was Regisseur und Drehbuchautor sagen: Ich lege meine Figur vollkommen anders an.

Doch auch, wenn ich mit dieser Meinung nicht ganz alleine dastehe, so finden sich natürlich auch Spieler, die diese Meinung kritisch sehen und als Gegenargument Sätze wie “Die Aussage, ‘Mein Charakter ist nun mal so’ lassen wir nicht gelten. Auch wenn es ein Rolle(n)-Spiel ist, so zählt das Kooperative, wie spielen gemeinsam und da sind Eigenschaften, die mit viel Pech sogar zum Tode durch die Konfrontation Sc gegen SC führen können, ein absolutes Tabu.”

Wie sehen Sie das Ganze?

Neugierige Grüße

Feuertraum

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Wir haben da ein paar Grundgedanken.
Jede Person sollte das spielen, worauf sie Lust hat. Was sie spielen möchte. Man muss sich nicht an irgendwas halten was man ausgewürfelt hat, wenn es nicht gewünscht ist, dann wird es geändert. Dafür ist es Rollenspiel, es ist Freizeit. Warum sollte man da etwas tun, worauf man keine Lust hast?

Aber bitte ‘Spiele kein egoistisches Arschloch’, den meisten anderen in der Gruppe OT wie IT haben da nämlich selten Spaß dabei. Und so ganz OT möchte ich, dass sich alle darum bemühen, dass diese Gestalten irgendwie eine Gruppe bilden, gemeinsam zurecht kommen, sich im Zweifel für eine Gruppenentscheidung entschieden. IT darf man sich auch mal streiten oder mal auf den Parkplatz gehen, um die Rangordnung auszumachen. Darüber diskutieren welchen Weg man nimmt. Doch OT ist es ein gemeinsames Spiel und da sollte jede Person dazu beitragt, dass es gemeinsam Spaß macht.

Wenn dieses Grundvertrauen und -Verständnis da ist, dann darf auch mal ein SC über die Strenge schlagen.

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Ich widerspreche einfach mal.

Natürlich soll jeder seinen Charakter ausspielen, wie er sich diesen vorstellt. Aber wichtiger ist, dass alle am Spieltisch - nicht nur ich - Spaß haben. Dabei geht es gar nicht um Gruppenkonformität, sondern darum, kein Spielverderber zu sein. Deswegen sollte ich “kritische Eigenschaften” schon bei der Charaktererstellung bedenken und vielleicht mit der Gruppe abklären.

In einer Gruppe mit drei Elfen spiele ich keinen fanatischen Elf-Hasser. Ebenso spiele ich keinen Dieb, der am ersten Abend die anderen Charaktere bestiehlt. Das ist dann vielleicht “realistisches Ausspielen der Rolle”, aber wenn die anderen auch ihre Rolle realistisch Ausspielen, wird der Dieb verprügelt und sie werden nie als Gruppe unterwegs sein. Wenn ich meinen Charakter an “die militante Veganerin” anlehne, hab ich vielleicht beim Spielen Spaß, der Rest ist genervt…

Das wichtigste ist Kommunikation, und zwar OOC. Dann findet man schon einen Kompromiss, der für alle cool ist.

Beispiel: Ich spielte mal einen SC mit einer wirklich heftigen Drogensucht. Die Gruppe war sich zunächst dem Ausmaß dieser nicht bewusst und man war etwa ein Jahr gemeinsam unterwegs, bis immer wieder kleinere Konflikte deswegen auftauchten. Schließlich kam es zum Eklat, in einer Szene im Abenteuer war ich - weil ein Würfelwurf ziemlich in die Hose ging - völlig zugedröhnt und deswegen starben einige Menschen (jedoch keine SCs).
Am Abend darauf kam es (ingame) zu einem Interventionsgespräch (“Du musst aufhören, sonst bist du raus…”), worauf mein Charakter eher trotzig reagierte (“Dann fickt euch doch alle!”) und die Gruppe verließ. Die anderen SCs, aber vor allem die dazugehörigen Spieler waren verdutzt und hatten sich offenbar ein anderes Ergebnis erhofft.
Wir haben dann kurz ein OOC-Gespräch geführt und sind zu folgender Lösung gekommen: Ich spiele erstmal eine ganze Weile einen anderen SC, mein ursprünglicher SC überwindet seine Drogensucht “off-screen”, der SL hat im geheimen mit mir abgesprochen, dass ich der Gruppe in einer Szene zur Hilfe eile und den Arsch rette; große Versöhnung unter Tränen (“Ich hab euch vermisst, sorry für alles, ihr hattet recht…”), alle am Spieltisch glücklich.

Fazit: Man kann jedes Problem lösen, wenn man nicht mit einer “Mein Charakter ist aber so”-, sondern einer “Wie kriegen wir das hin, dass es für alle Spieler cool, interessant und spannend ist?”-Einstellung an die Sache geht…

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Leute sollten wissen, worauf sie sich einlassen. Da ist das WAS gespielt wird relevant, aber eben mindestens(!) ebenso das WIE. Als SL gibt es immer vorgegebene Rahmenbedingungen. Sei es der Vibe der Kampagne, das Setting und dessen Feintuning und natürlich auch der eigene Spielstil. Wenn das nicht vorher kommuniziert wird, kann es dann schnell mal zu Schwierigkeiten in der Gruppe kommen wenn dann Bedürfniswelten aufeinander krachen. Quasi der Klassiker an dem Gruppen zerbrechen.

Beispielsweise ist mein Stil als Leitung einer, der sehr viel Fokus auf soziale Interaktion legt und wo viel auch schlicht als Narrativ funktioniert. Spielende, die den klassischen “Lone Wolf” oder “Edge Lord” spielen wollen, sind also bei mir einfach an der falschen Adresse. Aber das mache ich natürlich auch so vorher klar. Auch was so der Vibe der Kampagne und des Settings sein soll, ist relevant für die Spielenden. Auch um das nochmal zu erwähnen. Es ist wichtig, dass eine SL weiß was sie selber mag. Sich für die Spielenden zu verbiegen, führt üblicherweise schnell zu Frustration und Burnout. Anpassung geht immer bis zu einem gewissen Grad, aber bleib bei deinen Leisten. Dir muss es ja auch Spaß machen, und du hast die meiste tatsächliche Arbeit hier.

Das Leute immer ihren eigenen Dreh in einen Charakter bringen ist klar, und soll ja auch so sein, aber es ist einfach “unglücklich” einen Charakter zu spielen, der weder in die Gruppe noch in das Setting passt. Schwierig finde ich immer solche Charaktere, die quasi dafür “designed” sind, nicht in die Gruppe zu passen oder sich davon direkt abgrenzen. Sei es, weil man sich aus Unsicherheit zurückhalten will, weil man denkt, dass man etwas bestimmtes aus den anderen Spielenden oder der SL hervorrufen will oder um das Geschehen in eine bestimmte Richtung zu drängen. Habe ich selber auch schon gemacht (damals[FONT=times new roman][SIZE=1] [/SIZE][/FONT][FONT=tahoma][SIZE=2]tm[/SIZE][/FONT]), und das funktioniert so einfach nicht. Einen “Anti” Charakter zu spielen ersetzt keine Kommunikations, und kann nicht die Realisierung verhindern, dass man so als Gruppe vielleicht einfach nicht zueinander passt - auch mal unabhängig davon, wie oder welchen Charakter man spielt.

Ich würde also nicht sagen, dass es eine Art gibt, wie eine Person ihren Charakter spielt, aber es gibt in jeder Gruppe ganz objektiv Konzepte und Spielstile, die weniger gut oder gar nicht funktionieren.

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Hallo @Feuertraum.

Was Sie beschreiben ist selbstverständlich ein vollkommen legitimer Weg, wie man seinen Charakter spielt, die Frage ist aber eher, macht er auch allen Beteiligten Spaß.

Bei mir kommen da viele Erinnerungen hoch.
Sei es DSA, SR oder WOD, in jeder dieser Runden sagte die Spielleitung irgendwann mal “Lass uns die Bösen spielen”.
Also machten wir, jeder für sich, ein paar richtig fiese Bastarde.

Das Spiel beginnt und die SL hat da plötzlich 4 egoistische Arschlöcher sitzen, die alle nur auf ihr eigenes Wohl bedacht sind. Gemeinsames Spiel war eigentlich nicht möglich.
Also war es auch keine Überraschung, dass die Charaktere teils garnicht auf die Plothooks eingegangen sind oder sich teils gegenseitig an die Gurgel gingen.
Nach spätestens drei Sitzungen lösten sich die Runden dann auch wieder auf.

Worauf will ich hinaus?
Natürlich soll jeder so spielen wie er oder sie Lust hat, aber es sollte niemals vergessen werden, dass man nicht alleine am Tisch sitzt und -noch viel schlimmer- die SL vielleicht ein Abenteuer vorbereitet hat, welches so niemals gespielt werden kann.

Und schon sind wir wieder bei dem Thema Absprachen.
Möchten alle Beteiligten ihren Charakter auf Biegen und Brechen am Spieltisch durchsetzen oder wollen wir gemeinsam eine tolle Geschichte erleben?
Ich persönlich bin da eher Fan von letzterem.

Die Geschichten sind doch voll von Helden wider Willen, welche wir interessanterweise oft sogar besonders sympathisch finden.
Ein gutes Beispiel ist Amos aus the Expanse. Faktisch ist er ein soziopatisches Arschloch, aber er ist “unser” Arschloch. Er hat ein Interesse daran nicht nur selbst zu überleben, er ist auch auf die Gruppe angewiesen.
Wenn man also so etwas spielen möchte, kann man das machen. Man sollte sich dabei aber immer überlegen, wie dieser Charakter in eine Gruppe passt und die Mitspielenden nicht einfach auflaufen lassen.

Und da wären wir wieder bei dem Thema Absprachen.
“Ich hab Jähzorn 12 und erschlage deshalb die Mitspieler” ist immer eine schlechte Lösung.
“Ich hab Jähzorn 12 und das hat mich damals richtig in Schwierigkeiten gebracht, von daher versuche ich mein Problem langsam in den Griff zu bekommen” ist da meines Erachtens nach die bessere Antwort.
Die Zahlen mögen auf den ersten Blick vielleicht absolut wirken, sind sie aber nicht.

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(Fortsetzung aus dem vorherigen Thread)

“Weil ich es kann” und “weil Baum” sind keine Erklärungen eines Verhaltens, sondern trotziges Nichtbeantworten der Frage (kein Angriff gegen @Feuertraum ; es geht ja um den Spieler, der hypothetisch so antworten würde).

Das ist eher der Beweggrund: Der Spieler ist seinem Charakter verhaftet; sprich: Er will nicht, dass sein Charakter herumgeschubst wird, weil das gegen sein Konzept geht. Die Lösung nach Rücksprache mit dem Spieler könnte also sein, die Szene auf eine Weise zu spielen, in der die Integrität beider Charaktere gewahrt bleibt.
z.B.: Dein Charakter geht auf 180 (so stellst du ihn dir schließlich vor) und stapft pöbelnd und gewaltbereit auf den anderen zu; der lässt sich davon nicht beeindrucken und pöbelt zurück (so stellt er sich seinen Charakter vor). Die anderen Gäste suchen bereits das Weite, weil die gegenseitigen Drohungen immer weiter eskalieren, dann starren sich die beiden Badasses einen Moment lang schweigend an; der zornige Gesichtsausdruck weicht allmählich einem von Respekt; die beiden brechen in schallendes Gelächter aus und klopfen sich gegenseitig auf die Schulter. Charaktere zusammengeführt, Badass-Status bewahrt, kein Knatsch zwischen den Spielenden.

Ja, ganz genau das war meine Absicht. Den Mitspieler um Erlaubnis zu fragen, bevor ich etwas mit seinem Charakter mache, das er als übergriffig empfinden könnte! Ich wollte, dass der Mitspieler das ablehnen kann; und hätte er das getan, hätte ich meinen Charakter auf eine andere Art ausgespielt. z.B. als “Ich sollte mir den Schwächling einfach mit Magie gefügig machen, aber das könnten mir die anderen übel nehmen, und ich brauche sie noch als Werkzeuge in meinen Plänen.” Ihm darüber die Macht zu geben ist kein Nachteil, sondern genau der Sinn der Sache!

Bei deiner Argumentation bekomme ich irgendwie den Eindruck, Rollenspiel sei ein Gegeneinander, bei dem niemand dem anderen zuviel Macht und Einfluss geben will; denn die könnte er ja gegen einen selbst einsetzen. Ich persönlich würde in so einer Gruppe nicht spielen wollen; der Spielspaß der Mitspielenden sollte IMO jedem am Tisch wichtig sein.

Warum spielt man einen Charakter, der sich darüber definiert, dass er der Gruppe nicht hilft? Im Standardparadigma einer Rollenspielgruppe “umherziehende Abenteurer” kann das IMO nicht funktionieren, es sei denn man findet Wege, Ausnahmen zu machen (wie du es in der Situation getan hast) oder den Charakter auf Dauer weiterzuentwickeln.
In der Fiktion gibt es dafür viele gute Beispiele; ein klassisches ist Han Solo, der sich im ersten Star Wars-Film darüber definiert, dass er nur an seinem eigenen Vorteil interessiert ist. Was macht er am Ende des Films? Er kommt völlig uneigennützig zurück und rettet Luke den A***h. In den folgenden Filmen kämpft er dann weiter auf der Seite der Rebellen. Völlig Out of Character? Hat die Figur sich verbogen und verraten? Nein, sie hat sich einfach weiterentwickelt.

Das Problem ist ja nicht, dass die Charaktere miteinander im Konflikt liegen. (Das kann, wenn es so abgesprochen ist, großen Spaß machen.) Das Problem ist, dass es zu einem Konflikt zwischen den Spielenden wird, wenn man nicht miteinander bespricht, wie man solche Situationen als Gruppe händeln will.
Der Vergleich mit einem Autoren hinkt insofern IMO; denn es gibt beim Rollenspiel nicht den einen Autoren. Eher sowas wie den “Writers’ Room” einer Fernsehserie. Und da wird sicher keiner der einzelnen Autoren einfach sagen: Charakter X macht aber bei der Handlung dieser Folge nicht mit, weil ich ihn mir so nicht vorstelle, und da gibt es jetzt auch keine Diskussion drüber. Stattdessen würde man den Einwand diskutieren und gemeinsam zu einer Lösung finden, und das ist ja alles, für dass ich plädiere.

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Da bin ich zwar bei Ihnen, dennoch halte ich diese Lösung für … nun ja … etwas schwierig.
Nehmen wir Ihr Beispiel mit dem Ich frage den Mitspieler, ob ich seine Figur schubsen darf.
Gehen wir davon aus, dass der Mitspieler NEIN sagt und stattdessen den Vorschlag mit dem sich gegenseitig anpöbeln macht, was meiner Figur Respekt abringt, so dass die Szene friedlich verläuft.
Damit erkläre ich mich einverstanden, wir spielen nach 20 Sekunden weiter.

Nur kann es auch genauso gut daneben gehen (Achtung: Stark überzogenes Beispiel): Ich frage den Mitspieler, ob meine Figur seine schubsen kann, der Spieler lehnt ab und kommt stattdessen mit einem Vorschlag, den ich nicht einsehe. Die beiden Spieler kommen mit immer neuen Ideen, inzwischen geht es aber nicht mehr darum, einen Konsens zu finden, sondern darum, das Alphatier zu werden, einen “Kampf” zu gewinnen.
War zuerst nur meine Figur wütend obgleich der Beleidigung, bin nun ich als Spieler und Mensch es.
Ein dritter Spieler versucht zu schlichten, wir aber von meinem “Kontrahenten” und mir mittels einem “Schnauze du Lusche!” höflichst darum gebeten, sich aus der Sache rauszuhalten.
Irgendwann ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, in dem entweder der Mitspieler oder ich mit kochendem Blut in den Adern aufstehen und wütend die Wohnung verlassen, noch die Tür hinter sich zuknallend und sich denkend, dass man mit dieser uneinsichtigen Person nicht unter einem Dach spielen will.

Ergebnis: Die Szene ist kaputt, der Spielfluss ist so dermaßen ausgebremst, dass man schwer wieder reinfindet, und vielleicht ist auch durch diese Streiterei 30 Minuten Spielzeit flöten gegangen.

Auch wenn wir davon ausgehen, dass es nur ein Spiel ist, bei dem der Spaß im Vordergrund stehen sollte (auch bei Brettspielen sollte der Spaß im Vordergrund stehen und man es nicht so verbiestert sehen, wenn man verliert, auch wenn es unter Garantie Leute gibt, die ausrasten, wenn sie nicht erster werden), wir sind trotzalledem Menschen. Und wir sind eben unseren Gefühlen und Charaktereigenschaften mehr oder minder hilflos ausgeliefert, und dann kann es schon mal passieren, dass man einander blockt

Das ist eher meinem Denken geschuldet.
Oder genauer meinem Erfahrungsschatz, nämlich jener Erfahrung, die besagt, dass andere Menschen Erwartungen an mich haben, die ich nicht erfüllen kann, manchmal auch nicht will.
Und wenn ich auf zwei - drei Kompromisse/Vorschläge von anderen Spielern eingehe, dass die Spieler dann von mir erwarten, dass ich grundsätzlich klein beigebe.
ABER: in diesem Fall ist es eher mein Denken; da ich die Methode noch nicht ausprobiert habe, will ich da auch nicht von vornherein behaupten, dass dieses Zusammenspiel nicht funktioniert (finde ich sowieso furchtbar, wenn Menschen von vornherein sagen: Das geht nicht! Punkt! Und dann tüftelt man ein bisschen rum, nur um festzustellen, es geht doch …).
Deswegen erlaube ich mir, vorerst kein Urteil zu fällen, es ganz vorurteilsfrei zu probieren, und erst wenn ich merke, dass es wirklich nicht funktioniert, dann Abstand davon zu halten.

Ich würde da gerne noch eine Variable in die Rechnung werfen: nämlich die SL.
In manchen System wird sie sogar als “Schiedsrichter” bezeichnet. Und in dieser Rolle würde ich sie in so einer Situation sehen.
Zumindest würde ich als SL auch deaskalierend eingreifen, wenn ich merke, dass der Streit meiner Spieler nicht mehr nur bloßes Rollenspiel ist und den Spielfluss stört. (Z. B. in der Taverne einen Türsteher reinnehmen, der beide Streithähne raus wirft oder Wachen, die beide Streithähne für eine Nacht in verschiedene Zellen sperrt) Wenn alles nichts hilft, dann braucht es auch mal eine Unterbrechung, in der ich mit den Parteien spreche. Und wenn es dann immer noch keine Lösung gibt, braucht es entweder neue Charaktere oder neue Spieler.

Meiner Meinung nach sollte keine Gruppe einzelne Spieler erdulden müssen, die ihren “Spaß” oder “ihr korrektes Rollenspiel” über das Ziel der Gruppe stellen, nämlich Spaß am Spiel zu haben (in welcher Form auch immer).

Das klingt jetzt viel schärfer, als ich ursprünglich vor hatte. ?
Wie schon erwähnt sind Rollenspiele ein soziales Unterfangen. Damit sowas funktioniert, braucht es eben Regeln und Grenzen, die jede Gruppe für sich ausdiskutieren muss.

Übrigens ist der Fall andersherum vermutlich mehr inakzeptabel: Dass die Gruppe einen einzelnen Spieler ständig in die Parade fährt und all seine Ideen und Wirken abschmettert. Sehe ich auch in den Verantwortungsbereich der SL, aber das ist ein anderes Thema. ?

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Ich halte da die Autonomie des eigenen Charakters für wichtig, über den bestimmt man nur selbst.
Die Spielleitung gibt einem Situationen, auf die man reagiert, aber bestimmt auch nicht über das Innenleben.
Den Charakter eines Mitspielers zu erschlagen ist so gesehen der ultimative Eingriff in dessen Autonomie.
Deswegen drüber reden, wenn es zu disruptiv ist macht man es nach der Runde - aber eigentlich wäre eine Streitsituation etwas, über das man sich auch out of character einig sein sollte.
Mit Leuten zu spielen, die sich nicht leiden können und zu solchen Kompromissen oder neuen Ideen nicht fähig sind bietet sich dann natürlich nicht so an.

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Und an dem Punkt würde ich widersprechen.
Wenn man völlige Autonomie über seinen Charakter haben will, muss man einen Roman schreiben.
Als Teil einer Rollenspielgruppe ist man jedoch Teil einer Gruppe und jede Gruppe hat - geschriebene oder ungeschriebene - Regeln. Und eine meist nicht ausformulierte Regel ist “Verdirb deinen Mitspielern nicht den Spielabend”.
Wenn ich mir ein Charakterkonzept ausdenke, dass mir Spaß machen würde, aber 4-5 anderen am Tisch den Spaß verdirbt, dann ist es:
a.) das falsche Charakterkonzept und ich muss es überarbeiten oder etwas anderes spielen
b.) die falsche Gruppe und ich such mir neue Mitspieler
c.) man findet einen Kompromiss, mit dem alle gut leben können.

Völlige Autonomie habe ich nicht einmal über mich selbst. Ich kann auch nicht in die Sauna furzen und den Anwesenden dann sagen “Was denn? Ich furz nun mal gern in der Sauna! Das ist Teil meiner Persönlichkeit! Lasst mich! Seid nicht so zimperlich…”

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Da geb ich dir Recht, Zeitgeist.
Auch grade im Text RPG zeigt sich das. Hier ist die Versuchung oft sogar größer, einen fremden Char zu steuern und mitzuziehen, das ist i.d.R. nicht erlaubt oder nur nach Absprache. aber ganz ohne Beeinflussung geht es nicht.
Autonomie ja, im Sinne von, ich treffe meine Entscheidungen selbst und habe ein gewisses Maß an Freiheit, aber keiner, eben auch nicht wir in der Realität agieren im Luftleeren Raum.
Ich lege den Spielen, die ich leite deswegen immer den kategorischen Imperativ zugrunde.
“Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.”
Das funktioniert im RPG besonders gut.
Sprich: wenn es für dich ok ist, dass ausnahmslos alle in der Sauna furzen, dann kannst du das auch tun. :wink:

Ich erzähle für dieses Thema noch die Story für unsere Star Wars Custom Runde.

Ich habe den niedlichen Fuchs auf meinem Avatar gespielt “Laharl Zamiel Foxdevil” und habe die Rasse “Amaran” ausgewählt, dass sind so Fuchs Aliens aus Star Wars Legends.
Da die Story vor Episode 1 spielte, habe ich die Erlaubnis bekommen der Boba Fett der Gruppe zu sein, also war mein Charakter derzeitig der beste Kopfgeldjäger der Galaxies (Was auch ein guter Einwand ist ihn zu beauftragen).

Die anderen Charaktere waren eine machtsensitive Graue Jedi eine Miraluka.
Ein Twilek der eher der Han Solo der Gruppe war.
Und ein Sith Anwärter.

Lichtschwerter als Waffen an sich waren nicht erlaubt, ich war bewaffnet mit einer Heavy Blaster und einem Vibro-Säbel sowie einigen Spring-Granaten aus Borderlands 3.

Der Sith Lord hingegen ist leider so gespielt worden like: “Ihr seid mir nicht würdig, Blablabla…” am Anfang war es zwar ganz witzig, weil der Charakter ständig von den Gegnern auf die Fresse bekam und ich alle mit meinem Fl4k like Charakter retten musste, aber…

Ab einem gewissen Zeitpunkt hat man gemerkt, dass dieser Charakter eher ein Klotz am Bein war.

In einem antiken Sith Tempel kam es dazu, dass ich kurz davor war einen Wolf der Dunklen Macht zu zähmen (Was der Dungeon Master auch sogar so geplant hat, weil Furry).
Ich wollte das sogar, weil mein Charakter war legit wie Fl4k und ein Haustier noch zu haben hätte das ganze ergänzt.

Um das Tier richtig zu zähmen rief ich dann den Sith zu mir und der hatte Nichts besseres zu tun, als mit einem Messer zu zu stechen.
Ich zog meine Blaster, wollte dieses ihm aus der Hand schießen (Mir wäre sein Tod so Scheiß egal gewesen).

Kein Erfolg, streifender Schnitt, Wolf geflohen.

Und das einzige was ich von ihm höre: “SoRrY mEiN cHaRaKtEr IsT hAlT sO”
Meine Gedanken: “Ich würfel gleich mit meiner Faust und dann treffe ich eine 20 du …”

Sollte der das lesen: Ich habe Nichts gegen dich, aber du hast mir echt ab dem Zeitpunkt den Spaß geraubt.

@Laharl was ist ein “Fl4k”?

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Ein spielbarer Charakter aus Borderlands 3

Wenn du in einer Gruppe eine Kampagne spielst, müssen die Spielerfiguren halbwegs sozial kompatibel sein - völlig egal, ob sie ausgewürfelt sind oder ausgedacht.
Das heißt nicht, dass sie völlig identisch, gleichgetaktet immer genau dasselbe wollen. Das fände ich lahm. Sie dürfen schon eigene Ansichten, Ideen und Interessen haben.
es darf auch Streit unter den Spielerfiguren geben, unterschiedliche Pläne und Grenzen. Solche Differenzen können tolle Geschichten ergeben. Sie sollten aber grundsätzlich bereit sein, zumindest hin und wieder am selben Strang zu ziehen. Sonst wird´s keine Kampagne.

Wenn ein Spieler den “Charakter” seines SC ausspielt, ist das nach meiner Erfahrung selten ein Problem, aber wenn man anfängt gegen die Gruppe zu spielen, sie zu hintergehen, Informationen vorzuenthalten, sie im Kampf im Stich zu lassen oder ähnliches, dann hat das Konsequenzen gnau wie im richtigen Leben. Wenn sich jemand mir gegenüber so benimmt, wird er nie zu meinem Freundeskreis gehören und ich werde ihm nie trauen und die Interaktion mit ihm auf das nötigste beschränken. Das jemand agiert, wie der letzte Heuler und die Gruppe ihn trotzdem dauerhaft mitträgt und Friede, Freude Eierkuchen singt, ist einfach nicht realistisch. Wenn du dich als Spiler unbedingt rücksichtslos austoben willst, ist das in Ordnung, aber dann ist es unausweichlich, dass entweder du die Gruppe verlässt oder die Gruppe zerbricht.
Wenn Alle am Tisch sich auf einen Spielabend freuen, an dem jeder Teilnehmer Spaß haben soll, dann ist das kein Zwang zur Konformität, sondern eine Selbstverständlichkeit, dass ich nicht den totalen Egoisten raushängen lasse. Wir haben bei uns auch schon die Bösen gespielt, aber da war natürlich kein Palladin in der Gruppe und wenn wir die Streiter des Lichts waren, dann hatten wir natürlich keinen Schwarzer-Hexer Kannibalen dabei. Zumindest soweit mitzudenken, ist doch wirklich nicht zuviel verlangt. Wenn jemand es dermaßen drauf anlegt, der Stolperstein der Gruppe zu sein, dann frage ich mich schon, was diese Person eigentlich will. Alle anderen Trollen? Dabei hat dann wirklich nur einer Spaß.
Das manche Systeme die Möglichkeit bieten seltsame Charaktereigenschaften auszuwürfeln, heißt für mich noch lange nicht, dass ich das radikal im Spiel umsetzen muss. Das klingt eher nach einer lahmen Ausrede dafür, dass ich mich auf Kosten der Gruppe amüsieren will.

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Das habe ich mich auch gefragt…
Sith Anwärter hin oder her, wäre er nicht machtsensitiv hätte mein Kopfgeldjäger ihn zusammen geschlagen und ich hätte es mit Freude gemacht.

Auch wenn ich die Argumente verstehen kann, so vertrete ich trotzdem die Meinung, dass ich einen Charakter auch “mal” als ein A… spielen darf. Ich habe bei Ihren Beiträgen immer so ein bisschen das Gefühl, dass es heißt: Spiel = “Realität”. Ist man im Spiel so, wird es gleichgesetzt mit: Im Leben ist Mensch soundso auch so.

Ich kann mich noch an mein erstes Rollenspiel erinnern (Lang, lang ist es her). Es war DSA (ich meine allerdings schon die zweite Edition, aber nageln Sie mich jetzt nicht drauf fest. Mir ist so, dass ich schon volljährig war zu diesem Zeitpunkt, aber noch keine eigene Butze hatte), und in der Gruppe hatte ich einen Feind (zwei unterschiedliche Völker, die sich aufs Blut nicht ausstehen können), was ich aber zu dem Zeitpunkt nicht wusste.
Mein Feind hat meine Figur halt getötet und das Ganze dann wie einen Unfall aussehen lassen.
Zeter und Mordio?
Nein, in meinen Augen absolut nachvollziehbar. Und mit dem Menschen verbindet mich im weiteren Leben von über 35 Jahren noch immer eine innige Freundschaft.

Anderes Beispiel: Eines meiner Lieblingsabenteuer ist “Die Kutsche”.
Warum?
Nun, sie fängt harmlos an: 6 Reisende, die sich nicht kennen, die nichts miteinander zu schaffen haben und die eigentlich nur von Ort A nach Ort B wollen, arbeiten am Anfang bei einem Angriff von plündernden Marodeuren zusammen.
Nun wird wahrscheinlich ein jeder sagen: So soll es auch sein.
Dann aber kommen die SCs in eine Situation, bei denen sie wissen, dass etwas ihre Pläne verraten könnte. Und dass diese scheitern, muss unbedingt verhindert werden. Und aus einem scheinbar harmlosen Trip wird plötzlich ein Kampf uns nackte Überleben, weil plötzlich ein jeder gegen jeden “kämpft” und teilweise sogar die ganze Bandbreite an hässlichem Vorgehen ausspielt - ausspielen muss (ich kann mir sogar vorstellen, dass das Spielerlebnis noch um einiges intensiver wird, wenn die Spieler wenig Platz zum Spielen haben, eng beieinander hocken …)

Ich bin zwar bei Ihnen, wenn es heißt: Es macht mehr Spaß, wenn die SCs harmonieren und kooperativ (was ja im Grunde genommen erst einmal die Botschaft bei Rollenspielen ist) agieren, aber ich bin gleichzeitig der Meinung, dass es auch einmal erlaubt sein sollte, einen … “schwierigen” Charakter zu spielen, jemand, der ein A… ist, und wenn es nur für zwei - drei Abende ist. Wenn man sich dann hinstellt und sagt: Magst du einen anderen Charakter spielen, dann ist es - in meinen Augen - auch kein Thema. Aber wenn ein Spieler einen Dieb als SC spielt, der auch nicht davon zurückschreckt, seine Gruppe zu berauben … für mich ist das okay.
Wie gesagt: Für mich heißt es Rollenspiel, weil ich eine Rolle spiele.
Ich trenne allerdings auch zwischen Spiel und Wirklichkeit.

Ich weiß, viele Rollenspieler sagen: Rollenspielen ist zusammen Geschichten erzählen.
Das stimmt.
Aber ich habe seinerzeit etwas bei meinem Fernstudium für belletristischen Schreiben unter anderem gelernt: Geschichten brauchen Konflikte. Und noch mehr Konflikte. Und als Sahnehäubchen auch noch Konflikte (sehr zu meinem Leidwesen meinen viele Autoren heutzutage, dass die Konflikte nicht von außen, sondern von der inneren Zerissenheit der Figur handeln müssen und die Figur deswegen drölfzig Schicksalsschläge erleiden muss. Ein Umstand, mit dem ich mich persönlich überhaupt nicht anfreunden kann, aber das ist eine andere Geschichte).
Und ein Konflikt muss nicht zwangsweise von Räubern/Mördern/Monstern kommen: In meinen Augen darf es auch mal der “Feind” in den eigenen Reihen sein.

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Ja, aber das Kutschen Beispiel ist nicht der Grund warum ich Pen N Paper Rollenspiel mache. Das kann ich auch mit weniger Aufwand und einem Kartenspiel wie ‘Für die Königin!’ haben. Termine und SLs fürs Rollenspiel zu finden ist schon schwer genug.

Natürlich brauche ich für etwas Spannung eine Arten von Konflikten, gerne auch zwischen den SCs, aber das muss nichts mit gegenseitigen Töten, maßlosem Übervorteilen und Arschlochigkeit zu tun haben. Da gibt es genug anderes.

Ist von mir keineswegs so gemeint. Gerade Leute, die ganz neu zum Rollenspiel kommen, kucken zunächst oft auf den persönlichen Vorteil ihrer Figur. Das ist ganz normal. Man wird erst mit der Zeit zum Rollenspieler und versucht den Charakter wirklich zu verkörpern. Spiel und realität haben für mich nichts miteinander zu tun, ich lehne es sogar entschieden ab, wenn Leute sich tatsächlich selbst spielen und Überzeugungen aus ihrem Realen Leben 1 zu 1 ins Rollenspiel übertragen oder aktuelle politische Strömungen ins Spiel einfließen lassen. In einem gebe ich Dir absolut recht: Jeder darf auch “mal” ain Ar*chloch sein. Das die Gruppe zerbricht, geschieht meist dann, wenn jemand andauernd so spielt. Es gibt sogar bestimmte Archetypen, die genau damit assoziiert werden - Der Edgelord, der Murder-Hobo…
Man sollte einfach nicht vergessen, dass man kein Solo-Abenteuer spielt, sondern Teil einer Gruppe ist. Da sehe ich eher den Zusammenhang mit der Realität. Teil einer Beziehung oder Gruppe zu sein VERLANGT Kompromisse. Wer das im Rollenspiel nicht schafft, wird in jeder Gruppe auf Schwierigkeiten stoßen, egal ob er ein Schwarzmagier oder ein Paladin ist. Wenn er teil einer Gruppe bleiben will, muss er sich ab und zu auch mal anpassen. Spielgruppen geben da meist sogar mehr Chancen und HIlfe, als Menschen im echten Leben. Wenn Kollegen oder Freunde so mit mir umgigngen und ihre einzige Entschuldiung/Erklärung wäre: “So bin ich halt, das ist mein Charakter.”, da würde aber ganz schnell die Luft brennen und ich glaube, da bin ich nicht der Einzige.

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